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Anfälliger für Parodontitis? Daran liegt es

US-Studie zu Gingivitis

Anfälliger für Parodontitis? Daran liegt es

Die Forscher entdeckten drei klinische Entzündungsphänotypen, zu denen die experimentelle Gingivitis führen kann.

Copyright © Christoph Hähnel - stock.adobe.com

Warum sind manche Menschen anfälliger für Parodontitis und schwere orale Erkrankungen als andere? Dieser Frage ging ein amerikanisches Forscherteam nach, indem sie erstmals die verschiedenen Reaktionen auf die Ansammlung von Biofilm klassifizierten.

Orale kommensale Bakterien wirken aktiv am Zahnfleischgewebe mit, um die Kontrolle der Neutrophilen und normale Gewebe- und Knochenumsatzprozesse aufrechtzuerhalten. Diese homöostatische Beziehung zwischen Wirt und Bakterien wird bei experimentellen Gingivitis-Studien gestört, da eine Zunahme der Bakterienlast die Entzündung der Gingiva verstärkt.

Ein amerikanisches Forscherteam der University of Washington führte eine experimentelle Gingivitis-Studie durch und fand eine bisher unbekannte Bandbreite von Entzündungsreaktionen auf Bakterienansammlungen im Mund. Als Hauptphänotypen der oralen Entzündung kannte man bisher eine hohe oder starke und eine geringe klinische Reaktion.

Drei klinische Entzündungsphänotypen

Die Forscher entdeckten drei klinische Entzündungsphänotypen (hoch, niedrig und langsam), zu denen die experimentelle Gingivitis führen kann. Außerdem sei Interleukin-1β, ein bekannter wichtiger Gingivitis-assoziierter Entzündungsmediator, in der Gruppe mit langsamer Reaktion nicht mit klinischer Gingivitis assoziiert. Weiter zeigte diese Gruppe signifikant höhere Werte von Streptococcus spp.

Die Gruppe mit geringer klinischer Reaktion wies niedrige Konzentrationen von Wirtsmediatoren auf. Dabei waren Bakterienakkumulation und -zusammensetzung in der Gruppe mit hoher klinischer Reaktion ähnlich. Neutrophile und Knochenaktivierungsmodulatoren wurden in allen drei Gruppen herunterreguliert. Das deutet auf neue gewebe- und knochenschützende Reaktionen während der Zahnfleischentzündung hin.

Geringe Entzündungsreaktion bei geringer klinischer Reaktion

Die Studienergebnisse zeigen erstmalig, dass Probanden mit geringer klinischer Reaktion auch eine geringe Entzündungsreaktion auf eine Vielzahl von Entzündungssignalen aufwiesen. „Diese Studie hat in der Tat eine Heterogenität in der Entzündungsreaktion auf die bakterielle Ansammlung offenbart, die bisher nicht beschrieben wurde”, beschreibt Autor Dr. Richard Darveau von der School of Dentistry der University of Washington.

Sein Kollege und Mitautor Dr. Jeffrey McLean fügt an: „Wir haben eine bestimmte Gruppe von Menschen gefunden, die eine langsamere Entwicklung von Plaque und eine ausgeprägte Zusammensetzung der mikrobiellen Gemeinschaft vor Beginn der Studie aufweisen.”

Möglicher Zusammenhang auch bei anderen Entzündungen

Das Wissen über diese Variationen in der Entzündungsreaktion bei Gingivitis könnte es erleichtern, Personen zu identifizieren, die anfälliger für Parodontitis sind. Es sei auch möglich, dass diese unterschiedlichen Ausprägungen der Erkrankung mit der Anfälligkeit für andere chronische, bakteriell bedingte Entzündungen wie Darmerkrankungen zusammenhängen.

Insgesamt unterstreicht diese Studie die Variabilität der Wirtsreaktionen in der menschlichen Bevölkerung, die sich aus Variationen im Immunprofil des Wirts (Low-Responder) und in der Reifung der mikrobiellen Gemeinschaft (Slow-Responder) ergeben und sich auf die klinischen Ergebnisse in Bezug auf destruktive Entzündungen auswirken können.

Literatur: Bamashmous S, Kotsakis GA, Kerns KA, Leroux BG, Zenobia C, Chen D, Trivedi HM, McLean JS, Darveau RP. Human variation in gingival inflammation. Proc Natl Acad Sci U S A. 2021 Jul 6;118(27):e2012578118. doi: 10.1073/pnas.2012578118. PMID: 34193520; PMCID: PMC8271746.



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