Biofilmmanagement funktioniert über die häusliche Mundhygiene und die Prophylaxe in der Zahnarztpraxis. Es wird zwar auch in andere Richtungen geforscht – doch der große Durchbruch lässt noch auf sich warten. Eine entscheidende Rolle könnte die Ernährung spielen.
Der wissenschaftliche Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnmedizin (DGÄZ), der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und der Deutschen Gesellschaft für Computergestützte Zahnheilkunde (DGCZ) in Hamburg machte Hoffnung. Bei dieser wissenschaftlichen Veranstaltung zeigte sich in vielen Vorträgen, dass die Erhaltung der natürlichen Zähne der Patienten wieder mehr in den Fokus rückt und dass auch die Prophylaxe einen bedeutenden Anteil daran hat.
Gibt es neue Ansätze für das Biofilmmanagement?
Entsprechend mit Spannung erwartet wurde deshalb auch ein Vortrag von Prof. Dr. Elmar Hellwig im Oral-B-Symposium zum subgingivalen Biofilmmanagement und er Kariesprävention. Gibt es neue Möglichkeiten, den Biofilm in den Griff zu bekommen – neben dem Putzen der Zähne und einer PZR? Wie sehen die Forschungen für eine chemikalische Lösung aus? Oder gibt es einen anderen, vielleicht mikrobiologischen Ansatz?
Die schlechte Nachricht zuerst: Keines der möglichen Verfahren für das Biofilmmanagement ist annähernd ausgereift. Trotzdem ist man, was das Wissen über den Biofilm angeht, deutlich weiter, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Und wie Hellwig betonte: „Nur wer den Biofilm begreift, hat eine Chance.“
Immerhin handelt es sich beim oralen Biofilm um ein außergewöhnliches Konstrukt. Hellwig bezeichnete es als „Stadt unterschiedlicher Spezies, die sich miteinander unterhalten können“. Und Karies sei eine „ökologische Katastrophe“, die aus dem Biofilm entstehe. Das habe damit zu tun, dass das mikrobielle Gleichgewicht im Biofilm durch Ernährung, Stress oder andere Umstände beeinflusst werde und so die „schlechten“ Bakterien den Karies erzeugten.
Gute Nachrichten hatte Hellwig für schwangere Patientinnen und Patienten mit Kleinkindern: Neueste Studien hätten gezeigt, dass eine vaginale Geburt und das Stillen mit der Brust sich positiv auf den Kariesschutz des Säuglings auswirke. Auch das Ablecken des Nuckels, gemeinhin als Keimübertragung verschrien, sei laut diesen Studien weniger kariesgefährdend als das Abkochen.
Großes Potenzial im Quorum Sensing
Hellwig gab einen Überblick über die verschiedenen, bisher erfolglosen Versuche, den kariösen Biofilm zu beeinflussen. Das größte Potenzial sieht er in der Beeinflussung der Kommunikation des oralen Biofilms durch das sogenannte Quorum Sensing. Damit könnte es möglich sein, die Anzahl potenzieller schädlicher Mikroorganismen im Biofilm zu reduzieren und gleichzeitig die Gegebenheiten für die gesunderhaltenden Bakterien zu verbessern. Aber auch diese Methode ist noch nicht ausgereift.
Die einzige Möglichkeit, neben der mechanischen Plaquekontrolle durch Patient und Praxis, sieht Hellwig momentan noch in der Ernährung: „Eine geringere Anzahl von Mahlzeiten am Tag und der Verzicht auf Stärke und Zucker können beim Biofilmmanagement helfen.“
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