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Großes Corona-Risiko in der Zahnarztpraxis

Ratlosigkeit und Enttäuschung

Großes Corona-Risiko in der Zahnarztpraxis

Trotz umfangreicher Hygienemaßnahmen: Mitarbeiter von Zahnarztpraxen sind einem starken Infektionsrisiko ausgesetzt.

Copyright © Skupin

Das Coronavirus bestimmt aktuell unseren beruflichen und privaten Alltag. Wir sollen umfassende soziale Kontakte so gut es geht meiden. Zahlreiche Unternehmen entwickeln einen Notfallplan, wie sie ihren Betrieb per Home Office oder anders am Laufen halten können. Doch was sollen Zahnarztpraxen jetzt tun? Viele sind ratlos. Dabei gehört das Praxisteam zu den gefährdesten Berufen überhaupt…

Ein aktuelles Diagramm der New York Times zeigt: Zahnärzte und zahnmedizinisches Fachpersonal gehören zu den Berufsgruppen, die dem größten Corona-Risiko ausgesetzt sind. Weil sie besonders nah am Patienten arbeiten und generell besonders häufig mit Infektionen und Krankheiten zu tun haben. Das bedeutet, die Wahrscheinlichkeit sich als ZFA und Zahnarzt selbst anzustecken und die Verbreitung des Coronavirus zu fördern, ist ziemlich hoch.

New York times Corona-Risiko Berufsgruppen

Die New York Times zeigt in einem aktuellen Artikel, welche Berufsgruppen besonders gefährdet sind, mit dem Coronavirus in Kontakt zu kommen.

Copyright © New York Times

Zahnarztpraxis wegen Corona schließen?

Doch Zahnarztpraxen einfach eigenverantwortlich schließen, bedeutet für die Praxisinhaber einen hohen wirtschaftlichen Schaden. Der könnte sich langfristig auch auf die Mitarbeiter auswirken. Aber einfach weiterzuarbeiten ist für das gesamte Team sowie gesellschaftlich gesehen eigentlich unverantwortlich. Schließlich steht nicht nur die Gesundheit der zahnmedizinischen Fachangestellten und der Zahnärzte auf dem Spiel. Ohne es zu merken, könnten sie als Multiplikator an der schnellere Verbreitung des Virus teilhaben.



Kein ausreichender Schutz

Egal, ob an der Rezeption oder am Behandlungsstuhl: Im zahnmedizinischen Alltag besteht stets ein enger Kontakt zum Patienten. Der herkömmliche Mundschutz hilft nicht davor sich selbst zu infizieren, höchstens davor andere anzustecken. Zumal Mundschutz und Desinfektionsmittel mittlerweile knapp werden – in einigen Praxen sind sie gar nicht mehr vorhanden. Hersteller und Depots liefern nicht mehr.

Wie also sich und andere schützen? Viele Zahnarztpraxen sehen sich derzeit in einer Zwickmühle – getrieben einerseits vom finanziellen Druck und andererseits der Angst und dem Verantwortungsbewusstsein. Mitarbeiter können nicht einfach ihre Arbeit verweigern. Sie können maximal Urlaub nehmen oder auf das Entgegenkommen und Verständnis ihrer Chefs hoffen.

Appell an die Vernunft der Patienten

Zahlreiche Patienten sagen aus Angst vor dem Coronavirus SARS-CoV-2 ihre Termine ab. Allerdings berichten einige Kollegen auf Facebook auch von Patienten, die trotz Erkältungssymptomen und sogar bei offizieller Quarantäne in die Praxis kommen und zum Beispiel ihre PZR-Termine wahrnehmen wollen. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, dass jeder Einzelne Verantwortung übernimmt! Nicht nur für sich, sondern auch für seine Mitmenschen. Nur so kann auch in den Zahnarztpraxen das Corona-Risiko gering gehalten werden.

Erschwerte Kinderbetreuung wegen Corona

Viele Kolleginnen sind zudem von den bundesweiten KiTa- und Schulschließungen betroffen. Dort, wo keine Notbetreuung möglich ist, erlauben es einige Chefs, die Kinder mit in die Praxis zu bringen. In Mitarbeiter- und Sozialräumen werden provisorische Kinderbetreuungszimmer eingerichtet. Aber ist das wirklich Sinn der Sache? Auch hierbei ist wieder deutlich spürbar, unter welchem Druck die Praxisinhaber stehen.

Praxen fühlen sich allein gelassen

Wenn man sich in den sozialen Netzwerken umhört, sieht man schnell, dass sich viele Zahnarztpraxen von der Politik und Interessensvertretern im Stich gelassen fühlen. Sie kritiseren fehlende Unterstützung und hadern mit den Empfehlungen der Kammern. Praxischefs fordern unter anderem Entschädigungsmöglichkeiten, um die drohenden Umsatzverluste durch Terminausfälle oder Praxisschließungen ausgzuleichen. (Entschädigungen werden derzeit nur Falle des Verbots der Erwerbstätigkeit oder der Anordnung von Quarantäne aus infektionsschutzrechtlichen Gründen zugesichert). Das zahnmedizinische Fachpersonal bangt in erster Linie um seine Gesundheit und das der Mitmenschen. Bleibt abzuwarten, ob es in den nächsten Tagen neue Handlungsanweisungen von offizieller Stelle gibt, die Klarheit zur weiteren Berufsausübung bringen.



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  1. Natalie

    1 Dezember

    Ein sehr guter Artikel. Schade das unser Berufsbild in der Öffentlichkeit wenig Wertschätzung erfährt. Ich denke es sieht in vielen Praxen ähnlich aus – viel Stress bei schlechter Bezahlung. Was rechtfertigt die enormen Unterschiede bei den Vergütungen? Der Beruf der Altenpflegerin ist sehr anspruchsvoll und wird deshalb gerechtfertigt mit bis zu 70% mehr Gehalt vergütet. Warum ist unsere verantwortungsvolle Arbeit so viel weniger wert? Viele Berufsruppen provitieren von Coronaprämienzahlungen. Und wir an der Front?

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