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Allgemeinerkrankungen und Medikamente

Risiken für die Dentalhygienebehandlung – Forscher und Forscherinnen entdecken immer neue Zusammenhänge zwischen oralen Erkrankungen und Allgemeinerkrankungen. Doch welche systemischen oder entzündlichen Autoimmunerkrankungen spielen für meine Dentalhygienebehandlung eine Rolle? DH Heike Wilken erläutert einige Wechselbeziehungen näher und gibt Tipps für den Praxisalltag.

Parodontitis und Diabetes mellitus
Menschen mit Diabetes haben ein dreifach erhöhtes Risiko für eine Parodontitis. Etwa 75 Prozent aller Menschen mit Diabetes leiden unter Entzündungen im Mundraum. Davon ist ein Drittel von einer schweren Parodontitis betroffen. Eine
Reihe von Faktoren können das Risiko für eine Parodontitis bei Diabetes erhöhen. Einen bedeutenden Einflussfaktor stellt der Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c-Wert) dar. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes und einem HbA1c-Wert über 9 Prozent ein höheres Risiko für eine Parodontitis haben als Betroffene mit einem niedrigeren Blutzucker-Langzeitwert. Ein langfristig erhöhter Blutzuckerspiegel kann die Blutgefäße schädigen und
dadurch auch in der Mundhöhle zu einer verschlechterten Durchblutung führen. Dies kann dazu führen, dass der Zahnhalteapparat anfälliger für Infektionen ist und auftretende Entzündungen schlechter abheilen. Gleichzeitig haben Menschen mit einem schlecht eingestellten Diabetes häufig einen höheren Zuckergehalt im Speichel und eine Mundtrockenheit (Xerostomie). Dadurch können sich Bakterien schneller vermehren und eine Zahnfleischentzündung bis hin zu einer Parodontitis auslösen.

Unterschied zwischen Xerostomie und Hyposalivation
Spricht man über Speichel so werden Begriffe wie Xerostomie, Hyposalivation oder Mundtrockenheit verwendet. Patienten, die subjektiv unter Mundtrockenheit leiden, müssen objektiv keine reduzierte Speichelfließrate haben. Genauso kann es sein, dass Patienten mit objektiv reduziertem Speichelfluss nicht unter Mundtrockenheit leiden oder das überhaupt bemerken. Xerostomie ist keine Diagnose im eigentlichen Sinn, sondern beschreibt vielmehr das subjektive Gefühl einer Mundtrockenheit. Unter Hyposalivation versteht man den objektiven Nachweis von verminderten Speichelfließraten, die stimuliert oder unstimuliert nachgewiesen werden können.

Was kann eine Mundtrockenheit verstärken?
Mundtrockenheit, ob sie nun objektiv messbar ist oder nur subjektiv empfunden wird, kann verstärkt werden durch:

• Mundatmung
• Flüssigkeitsmangel
• trockene Luft
• Koffein
• Alkohol
• Nikotin

Auch zuckerhaltige Ernährung, Diäten, Hungerphasen oder Essstörungen begünstigen eine Reduktion des Speichelflusses. Gleiches kann auch für hormonelle Schwankungen zutreffen zum Beispiel in den Wechseljahren. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Alarmierend ist das Xerostomie in der Bevölkerung ungefähr jede dritte Person betrifft.

Entzündliche Autoimmunerkrankungen und Parodontitis
Eine Parodontitis und rheumatische Erkrankungen sind durch eine chronische Entzündung am Knochen gekennzeichnet, die sich bei der Parodontitis lokal, bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen systemisch manifestiert. Studien haben
gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen der Parodontitis und rheumatischen Erkrankungen gibt. Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis haben ein deutlich höheres Risiko für das Vorhandensein einer Parodontitis. Offenbar sind die Bakterien, die bei der Parodontitis eine Rolle spielen, auch mitverantwortlich für das Entstehen einer Entzündung im Gelenk.

Medikamente und orale Veränderungen
Es gibt mehrere hunderte rezeptfreie und -pflichtige Medikamente, die als Nebenwirkung eine Mundtrockenheit auslösen können. Besonders häufig sind dies Medikamente aus der Gruppe der Psychopharmaka und kardiovaskuläre Medikamente. Auch Allgemeinerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion, Sjögren Syndrom und gewisse autoimmunologische Erkrankungen können zu Mundtrockenheit führen. Schwierig wird die Mundtrockenheit unter onkologischen Therapien wie Chemotherapie. Spätestens dann erscheint vielen Betroffenen das Leben oft nicht mehr lebenswert. Zu wichtig sind die Artikulation, Tast- und Geschmackssinn für die Qualität unseres Lebens.

Anamnese bei Patienten mit Allgemeinerkrankungen
Die Anamnese gehört vor jeder Behandlung dazu, egal ob der Patient ein Risikopatient ist oder nicht. Gerade auf Grund innovativer medizinischer Therapien und Medikationen und der zunehmenden Polypharmazie älterer Patienten haben wir
ständig mit neuen Herausforderungen, auch in der zahnmedizinischen Betreuung, zu kämpfen. Wenn die Anamneseerhebung gut organisiert ist und der Patient mit einbezogen wird, kann diese unkompliziert in den Praxisalltag integriert werden.
Komplikationen lassen sich so verhindern und die Patientenbindung wird durch aufgebautes Vertrauen und verbesserte Compliance optimiert. Ein wertvolles Tool ist Ara der intelligente Anamneselotse. Der Patient kann sich bequem über einen QR-Code die Anamnese herunterladen und diese zu Hause ausfüllen. In der Praxis wird die Anamnese über den QR-Code direkt ausgewertet und mögliche Komplikationsrisiken für die Behandlung aufgezeigt. Der Patient kann nach dem Gespräch die Anamnese unterschreiben. Ein wertvolles Bindungstool zwischen Patienten und Behandler mit ganz viel Mehrwert für die Praxis.

DH Heike Wilken

DH Heike Wilken

Bild: Adobe Stock – studiolaut



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