Für eine gute (Zahn-)Gesundheit ist u. a. eine gründliche Mundhygiene sehr wichtig. Sie hilft uns Zahnerkrankungen wie Karies, Zahnfleischentzündungen oder Parodontitis vorzubeugen. Deshalb sollte bereits mit dem Durchbruch der ersten Milchzähne mit der Zahnpflege begonnen werden.
Die Krankenkassen übernehmen mittlerweile insgesamt drei zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für den Zeitraum vom 6. bis zum 34. Lebensmonat. Ab einem Alter von 6 Jahren werden zwei Termine pro Jahr übernommen, die man mit seinem Kind auch tatsächlich in Anspruch nehmen sollte. Wir sind zwar keine Kinderzahnarztpraxis, dennoch haben Kinder bei uns einen hohen Stellenwert. Wir achten sehr darauf, dass sie bestmöglich versorgt werden, sich bei uns wohlfühlen und daher auch gerne wiederkommen. Als Erwachsener muss man sich bewusst machen, dass für die meisten von uns der Zahnarztbesuch bereits Routine ist, für unsere Kinder aber etwas ganz Neues, Besonderes und Aufregendes. Wir empfehlen Eltern daher, ihre Kinder auf ihren ersten Zahnarztbesuch vorzubereiten. Sie sollten ihnen erzählen, warum der Besuch beim Zahnarzt nötig ist und warum das Zähneputzen so wichtig ist. Das kann durch (Bilder-)Geschichten in altersgerechten Bücher unterstützt werden. Gerne dürfen die Kleinen auch beim Kontrolltermin von Mama oder Papa mitkommen, um zu sehen, was da so gemacht wird. Dadurch wird dem Kind möglicherweise die Angst vor dem ersten Besuch etwas genommen. Die Eltern sollten sich auch bewusst sein, dass sie als wichtige Vorbilder für ihre Kinder wirken und sollten dementsprechend mit einer regelmäßigen und sorgfältigen Mundhygiene ein gutes Beispiel geben. Wir vermitteln den Eltern auch deutlich, wie wichtig die Milchzahnpflege ist. Die Milchzähne fungieren als Platzhalter, übernehmen wichtige Funktionen beim Essen und sind für den korrekten Spracherwerb unersetzlich. Ein vorzeitiger Verlust führt zu mangelnder Funktion des Kauorgans und kann die Gebissentwicklung der Kinder erheblich beeinträchtigen. Für Kinder planen wir Termine mit ausreichend Zeit ein, damit sie sich an die Umgebung gewöhnen können, alles genau erklärt werden kann, ausreichend Pausen gemacht werden können und somit für niemanden Stress entsteht. Der richtige Umgang mit den (kleinen) Patienten ist uns sehr wichtig. Wir versuchen stets bei jeder Altersgruppe – egal ob (Klein-) Kind oder Teenager- auf eine altersgemäße Sprache zu achten. Ein offener und ehrlicher Umgang ist für das Vertrauensverhältnis zwischen uns und dem (kleinen) Patienten wichtig und auch die Basis für eine erfolgreiche Behandlung. Kinder merken sehr schnell, wenn etwas nicht stimmt oder falsch ist, was zu einem Misserfolg der Behandlung führen kann. Während der Behandlung steht das Kind im Mittelpunkt und wir kommunizieren (überwiegend) nur mit ihm. Dies vermittelt ihm das Gefühl im Fokus zu stehen, wahrgenommen und ernst genommen zu werden und stärkt nebenbei noch sein Selbstwertgefühl. Eltern oder Begleitperson(en) sollen nur zuhören und werden (spätestens) am Ende der Behandlung dann noch genau aufgeklärt. Negativaussagen versuchen wir so gut es geht zu vermeiden. Begriffe, die Angst auslösen könnten, wie z. B. Bohrer oder Spritze, werden umgangen. Wir verwenden stattdessen kindgerechte Synonyme wie z. B. Schlürfi für den Sauger, Sonne für die OP-Leuchte, Kuchenform für die Matrize etc. Neben der verbalen spielt auch die nonverbale Kommunikation eine sehr wichtige Rolle. Ein Lächeln, eine kurze Berührung mit der Hand an der Schulter/Wange oder das Hände-Halten geben das Gefühl von Schutz und Sicherheit.
Ablauf einer Kinder-/ Jugendprophylaxe:
- kurze Anamneseaktualisierung
- Aufklärung über den Behandlungsablauf (Tell-Show-Do-Methode)
- evtl. Röntgenbilder (Bissflügel) –
- ab ca. 12 Jahren
- Anfärben der Zähne zur Plaquekontrolle
- ausführliche Inspektion der Mundhöhle
- genaue Besprechung mit dem Kind
- ein darauf abgestimmtes Zahnputztraining
- abschließende Besprechung mit den Eltern
- Fluoridierung
Je nach Alter kommen die Eltern mit ins Behandlungszimmer. Das Kind nimmt entweder alleine auf dem Behandlungsstuhl Platz oder macht es sich zusammen mit Mama/Papa darauf bequem. Nach kurzer Aktualisierung der Anamnese lassen wir unseren kleinen Patienten mit einer Mundspülung mit Erdbeeraroma (ab ca. 6 Jahren) spülen. Generell erklären wir gerne immer im Voraus die Behandlungsschritte an einer Puppe bzw. einem Zahnmodell oder einem Finger des Kindes. Zunächst fragen wir nach Auffälligkeiten, Besonderheiten oder eventuellen Schmerzen. Anschließend erstellen wir den Mundhygienestatus, ermitteln den dmft-Wert und inspizieren die Mundhöhle (Mundschleimhaut, Zunge, Gingiva) auf Besonderheiten. Bei den sehr kleinen Patienten (0–2 Jahre) sehen wir zusätzlich noch speziell nach einer evtl.
vorhandenen Mundatmung (diese kann Appetitlosigkeit und Schlafstörungen hervorrufen und somit ein erhöhtes Erkältungsrisiko darstellen), evtl. Schluckbeschwerden und gewissen Habits (Schnuller, Saugflaschen – evtl. spätere KFO-Behandlung notwendig). Bei voll sanierungsbedürftigen Gebissen bieten wir auch gerne Behandlungen in Sedierung an. Mittels Plaquerelevator färben wir dann die Zähne an. Mit dessen Hilfe lässt sich sehr gut darstellen, an welchen Stellen gut geputzt wurde und wo in Zukunft noch besser geputzt werden sollte. Hierbei werden zwei Farbtöne unterschieden: während rosa Verfärbungen bis zu 24 Stunden alt sein können, sind blau-lila Verfärbungen älter als 24 Stunden. Jedes Kind darf sich die eingefärbten Zähne mit einem Handspiegel in Ruhe selbst ansehen. Dieser Teil macht den meisten Kindern Spaß und hat gleichzeitig auch einen nachhaltigen Lerneffekt. Das Kind darf das Resultat stets als Erstes ansehen, anschließend sehen wir uns alle gemeinsam das Ergebnis an. Wir beginnen stets mit den gut geputzten Bereichen, damit der kleine Patient nach diesem Erfolgserlebnis motiviert in das folgende Mundhygienetraining startet. Aber auch eventuell vorhandene Defizite sehen wir uns an. An diesem Punkt beziehen wir gerne die Eltern mit ein, da diese oft noch Nachputzen. Das ist häufig sinnvoll bis das Kind richtig schreiben kann. Die Unterweisung ist sowohl für das Kind als auch für die Eltern wichtig. Je nach Zahngesundheit, -hygiene und Alter des Kindes kann die Mundhygieneaufklärung und das Putztraining unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Auch der Inhalt und die Themen der anschließenden Besprechung sind auf die jeweiligen Untersuchungsergebnisse und das Patientenalter genau angepasst. Dennoch werden folgende Punkte generell angesprochen: Putzgewohnheiten, Putztechnik, Interdentalraumreinigung, Art der Zahnbürste, Zahnpasta und eine kurze individuelle Ernährungsberatung. Die anschließende Zahnreinigung kann das Kind über den Handspiegel bei Bedarf mitverfolgen. Die Verfärbungen werden mit einem weichen Bürstchen sanft entfernt, dabei können unsere Patienten zwischen den Geschmacksrichtungen Kirsche und Minze wählen. Bei vorhandenen Brackets verwenden wir zum Entfernen der Verfärbungen das Airflow-Gerät. Bei Bedarf werden auch notwendige Fissurenversiegelungen durchgeführt oder ein zeitnaher Termin vereinbart. Nach der Kontrolle durch einen unserer Zahnärzte tragen wir noch einen hochdosierten Fluoridlack auf, wobei uns bei Unverträglichkeit des Lacks zahlreiche Alternativen zur Verfügung stehen. Am Ende des Zahnarztbesuches darf sich das Kind zur Belohnung etwas aus unserer „Schatzkiste“ aussuchen und somit endet der Besuch positiv und bleibt auch so in Erinnerung. Als kleine Gedächtnisstütze für Zuhause haben wir von uns entworfene Infoblätter mit den entsprechenden Mundhygienetipps (altersentsprechend), die wir unseren Patienten gerne mitgeben.
Wichtige Themen für Patienten mit Kindern:
- regelmäßige PZR
- regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt
- Zuckerreduktion
- Säure reduzieren
- zweimal täglich Zähneputzen
- fluoridhaltige Zahnpasta
zahngesunde Ernährung: wenig Säuren; Rohkost & Vollkornprodukte (beim Kauen wird die Speichelproduktion angeregt, der Speichel spült unter anderem Speisereste weg und neutralisiert Säuren, die den Zahnschmelz angreifen; Milch & Käse (Kalzium-Lieferant), Zwischenmahlzeit Nüsse
um die erforderliche Zahnputzzeit einzuhalten, bieten sich kleine Sanduhren an, damit auch die Kinder wissen, wie lange sie putzen müssen.
Zahnpflege beginnt im Säuglingsalter (1.-29. Lebensmonat)
Durch häufige und stete Wiederholung selbstverständlich gewordener Handlungen wird etwas zur Gewohnheit. Dies gilt auch für die tägliche Mundhygiene. Mit dieser sollte bereits früh nach der Geburt begonnen werden. Täglich sollten der Ober- und der Unterkiefer vorsichtig mit einem Putztrainer, Watte oder Mulltupfer berührt werden, sodass sich der Säugling gleich an die Mundhygiene gewöhnt. Dies am Besten täglich zum gleichen Zeitpunkt. Dann wird das Zähneputzen gleich von Anfang an zur täglichen Routine. Damit Babys Lust und Neugier auf das Zähneputzen entwickeln, können sie mit der Zahnbürste spielen und die putzenden Bewegungen üben. Was Spaß macht, macht man auch gerne.
Kleinkinder (30.–72. Lebensmonat)
Die sogenannten Früherkennungsuntersuchungen (FU) zielen darauf ab, Erkrankungen und Entwicklungsstörungen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich frühzeitig zu erkennen und darüber hinaus das Bewusstsein für Zahnpflege und zahngesunde Ernährung (Vermeidung ECC, Erosionen) bei Eltern und Kind(ern) zu entwickeln. Die Untersuchung umfasst eine gründliche Mundinspektion (Aufnahme des Mundstatus, Zahndurchbruch, Inspektion der Schleimhäute, Schluckbeschwerden etc.), wie auch die Abschätzung frühkieferorthopädischer Behandlung aufgrund von Habits (Daumenlutschen, Schnuller etc.). Mittels des dmft-Index wird das Kariesrisiko eingeschätzt und eventuell bereits vorhandene Schäden behoben.
Die Eltern werden über die Notwendigkeit einer guten Mundhygiene im frühen Kindesalter aufgeklärt und fachmännisch beraten. Ab dem ersten Zahn sollte eine Kinderzahnbürste benutzt werden. Wichtig ist, dass die Eltern immer Nachputzen, da die Motorik zu diesem Zeitpunkt grobmotorisch ist und mit der Schrubbertechnik nicht optimal gereinigt werden kann. Ein Slitting der Zahnbürsten wird empfohlen,
d. h. sowohl die elektrische als auch die Handzahnbürste sollten verwendet werden, damit mit beiden umgegangen werden kann. Ab dem Zahndurchbruch sollte auf eine altersgerechte Zahnpasta mit entsprechendem Fluoridgehalt geachtet werden. In diesen Lebensmonaten reicht es, die Zähne einmal täglich mit einer erbsengroßen Menge zu putzen und das bis zum 2. Lebensjahr. Ab dem 2. Lebensjahr sollte dann mindestens zweimal täglich die Reinigung erfolgen. Eine gute Milchzahnreinigung ist zwingend notwendig, da diese eine Platzhalterfunktion haben. Bei Schäden im Milchgebiss kann sich dies auf die bleibenden Zähne auswirken. Zudem haben sie eine wichtige Funktion beim Essen und für den korrekten Spracherwerb.
Kleinkinder 4–6 Jahre
In dieser Altersgruppe wird eine jährliche Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt empfohlen. Auch hier wird wieder der Mund genauestens inspiziert und die Daten aktualisiert (Mundstatus, durchgebrochene Zähne etc.) und der dmft-Index ermittelt. Bei erhöhtem Kariesrisiko ist eine Intensivprophylaxe mit CHX notwendig. In der Prophylaxesitzung wird geklärt, wann und wie oft geputzt wird. Durch das zahnärztliche Personal wird die optimale Putztechnik erläutert und demonstriert. Da sich die Feinmotorik allmählich ausprägt, kann anstelle der Schrubbertechnik nun mit kleinen kreisenden Bewegungen begonnen werden. Alternativ kann die ,,Rot-Weiß-Technik“ angewandt werden, mit der die Zahnbürste mit einer Rollbewegung aus dem Handgelenk heraus vom Zahnfleisch (rot) zum Zahn (weiß) hingezogen wird. Auch hier ist eine altersgerechte Zahnpasta und zweimal tägliches Zähneputzen mit einer altersgerechten Zahnbürste indiziert. Eine wichtige Funktion spielen auch hier noch die Eltern. Zum einen müssen sie immer noch Nachputzen, zum anderen üben sie eine Vorbildfunktion aus. Kinder orientieren sich gerne an ihren Eltern. Daher sollten sie darauf achten, dass zweimal täglich gründlich die Zähne geputzt werden. Gerne kann dies auch gemeinsam durchgeführt werden – mit anschließendem Nachputzen der Eltern. Eine kurze Ernährungsberatung (zahngesunde Ernährung, keine süßen Getränke, Süßigkeiten direkt zu den Hauptmahlzeiten – nicht zwischendurch etc.) ist ebenfalls ein Bestandteil der Behandlung. Zum Abschluss wird zum Schutz der Zähne ein Fluoridlack appliziert.
Prophylaxe 6–12 Jahre
Ab 6 Jahren wird ein halbjährlicher Zahnarztbesuch empfohlen. Auch hier wird wieder der Mundstatus aktualisiert und der dmft-Index erhoben. Ab jetzt können die Positionen IP1-IP5 abgerechnet werden. Nun beginnt zur Plaquekontrolle das Anfärben der Zähne. Über einen Handspiegel werden gemeinsam die Defizite festgestellt und eine Optimierung der Putztechnik ermittelt. Egal ob eine elektrische oder eine Handzahnbürste verwendet wird, die Eltern sollten bis ins hohe Grundschulalter – bis die Schreibschrift richtig beherrscht wird – Nachputzen. Auch sollte mit Zahnseide oder Miniflosser gearbeitet werden. Dafür bietet der Handel viele kindergerechte Produkte an. Ab jetzt kann eine Zahnpasta mit
1.000–1.450 ppm Fluoridgehalt verwendet werden. Auch hier ist eine kurze Ernährungsberatung wichtig. Die Kinder/ Jugendlichen berichten, was sie täglich essen und trinken. Ziel ist eine eigenverantwortliche Ernährungserziehung. Sie sollen lernen, in welchen Lebensmitteln Zucker enthalten ist und vor allem wie viel. Eine zahngesunde Ernährung wäre wünschenswert. Zum Abschluss jeder Behandlung wird der Fluoridlack appliziert. Bei Notwendigkeit werden eventuell die Fissuren versiegelt. Bei einem erhöhten Kariesrisiko kann der Fluoridlack viermal p.a. appliziert werden.
Individualprophylaxe 12–18 Jahre
Auch hier wird eine halbjährliche Kontrolluntersuchung empfohlen. Nach Aktualisierung des Mundstatus und Erhebung des dmft-Index wird nun die Gingiva auf mögliche Veränderungen untersucht. Zur Prävention von Approximalkaries werden nun regelmäßig Bissflügelaufnahmen angefertigt. Zur Überprüfung der Putztechnik und zur Motivation werden auch hier die Zähne angefärbt. Bei eventuell vorhandenen Dreh-, Kipp- oder Engständen sowie Brackets werden zur Optimierung geeignete Hilfsmittel empfohlen (Zahnseide, Einbüschelbürste, Superfloss etc.). Eine Zahnpasta mit
1.450 ppm Fluorid sollte verwendet werden. Bei Bedarf können Inhaltsstoffe wie Aminfluorid, Natriumfluorid oder ähnliches gegen empfindliche Zahnhälse enthalten sein. Risikopatienten können zur keimreduzierenden Maßnahme Schienen angefertigt werden (Medikamententräger CHX/ Elmex Gelée). Falls noch nicht vollbracht, werden die Fissuren versiegelt. Verfärbungen von Tee, Kaffee, etc. werden durch eine gründliche Politur entfernt. Zum Schluss wird der Fluoridlack appliziert.
Fazit
Grundsätzlich ist zu beachten, dass jedes Kind individuell zu sehen und zu behandeln ist. Es spielen viele Faktoren eine große Rolle und man darf vor allem nicht vergessen, dass jedes Kind anders ist. Die Behandlungen sind vielleicht nicht immer einfach und stellen uns ab und an vor große Herausforderungen, aber an seinen Aufgaben wächst man bekanntlich und das macht unseren Beruf ja auch so abwechslungsreich und spannend.
DH Désirée Voglau
Zahnarztpraxis
Dr. Jakob & Kollegen
Gemeinschaftspraxis Dr. Jakob – Dr. Neumaier
Schrobenhausen
Bildquellen: Titelbild: Adobe Stock – HBS, Abb. 1: Adobe Stock – HBS, Abb. 2: Adobe Stock – Irina
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