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Bohren ist nicht immer die Lösung

Karlsruher Tag der Zahnmedizinischen Fachangestellten

Bohren ist nicht immer die Lösung

Rund 350 Teilnehmerinnen verfolgten den Karlsruher Tag der Zahnmedizinischen Fachangestellten. Foto: Skupin

Beim Karlsruher Tag der Zahnmedizinischen Fachangestellten gab es viele praktische Tipps für die Teilnehmerinnen, etwa zum Praxismanagement, der digitalen Aufklärung und Dokumentation oder der motivierenden Gesprächsführung. Ein spannender Aspekt war zudem das Kariesmanagement.

Referent Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel aus Aachen machte gleich zu Beginn seines Vortrages klar, dass für ihn Bohren nicht immer die Lösung im Kariesmanagement sein kann. „Davor gibt es noch zahlreiche andere Optionen.“ Hier habe in den vergangenen Jahren ein deutliches Umdenken in den Zahnarztpraxen stattgefunden.

Sinnvolle Diagnostik

Meyer-Lückel sieht als Grundlage für ein erfolgreiches Kariesmanagement in der Praxis die sinnvolle Diagnostik. Für ihn heißt das auch, „sinnvoll“ zu dokumentieren. „Es reicht nicht aus, nur die Füllungen des Patienten in der Dokumentation einzutragen.“ Seine Empfehlung: Mindestens eine Kategorie der verschiedenen Initialstadien von Karies mit eintragen. In Aachen wird dies über eine Ampelkennzeichnung mit den Farben rot, gelb und grün gekennzeichnet.

Wichtig ist für den Experten auch die vernünftige Bissflügelaufnahme. Sehr gute Erfahrungen hat Meyer-Lückel mit einem Bissflügelhalter gemacht, der die Fehlerquellen bei Aufnahmen deutlich reduziert.

Für das non-invasive Kariesmanagement sieht Meyer-Lückel Patientenempfehlungen wie regelmäßige zahnärztliche Kontrolle, manuelles Biofilmmanagement, fluoridierte Zahnpasta und den Verzicht auf Zucker in der Ernährung als Startpunkt. Wobei natürlich klar sei, dass nur wenige Patienten auf Zucker verzichten wollen. „Erschreckend ist aber, dass zehn Prozent unserer Patienten mit einer Zahnpasta ohne Fluorid putzen.“

Wissenschaftliche Evidenz

Der Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde der RWTH Aachen machte deutlich, dass für ihn nur Therapieoptionen in Frage kommen, die eine wissenschaftliche Evidenz besitzen. Diese fehlt ihm beispielsweise bei der antimikrobiellen Therapie durch Mundspüllösungen oder CHX-Lacke. Auch die Studien zu Fluoridlacken seien laut Cochrane nur unzureichend angefertigt und hätten geringere wissenschaftliche Aussagekraft. Deshalb lauteten seine generellen Empfehlungen, Fluoridgele, -lacke oder –spüllösungen nur bei erhöhtem Kariesrisiko zu verwenden. Auch Chlorhexidinlacke sieht er nur an Stellen mit erhöhtem Kariesrisiko indiziert.

Mit der Kariesinfiltration stellte Meyer-Lückel zudem eine Methode vor, die gerade im Approximalbereich eine Alternative zum Bohrer bietet. Die Methode sei zudem mit klinischen Studien über sieben Jahre belegt. „Wenn sie an die Fissurenversiegelung glauben, können Sie auch der Kariesinfiltration vertrauen.“



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