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Traditionelle Wurzeln und moderne Wissenschaft

Traditionelle Wurzeln und moderne Wissenschaft

Janine Sarah Klee, Alternativ DH, Zahnärztliche Aromaspezialistin, Mineralstoffberaterin, Faszienbehandlerin, und Ruth von Braunschweig, Biologin, Aromakologin und Heilpraktikerin, erläutern in diesem Artikel, welche positiven gesundheitlichen Aspekte dem ayurvedischen Ölziehen nachgesagt wird und wie es funktioniert.

Ölziehen ist eine traditionelle ayurvedische Methode, die das Swirlen von Pflanzenöl im Mund umfasst. Sie wird oft mit Kokos-, Sesam- oder Sonnenblumenöl durchgeführt und dauert typischerweise fünf bis 20 Minuten. In der ayurvedischen Medizin wurde sie zur Verbesserung der Mundpflege und zur Entgiftung des Körpers eingesetzt. Es werden über 30 verschiedene systemische Krankheiten erwähnt, die mit dem Ölziehen gelindert werden können. Dieser traditionelle Ansatz wird durch wissenschaftliche Forschungen inzwischen bestätigt. Besonders wirksam ist das Ölziehen, wenn man Pflanzenöle mit ätherischen Ölen mischt.

Gesundheitliche Wirkung des Ölziehens
Der Mund ist ein Biotop für zahllose Mikroorganismen. Neben wenigen Pilzarten, Amöben und Viren findet man im Mund mehr als 700 Bakterienarten. Die Gesamtheit aller Keime im Mund ist das Mikrobiom. Bakterien stehen jedoch unter Generalverdacht, Krankheiten auszulösen. Aber die junge Wissenschaft der Mikrobiomforschung zeigt ein völlig anderes Bild und zwingt einen zum Umdenken. Neben neutralen Keimen (Kommensalen) gibt es gesundheitsfördernde Keime und pathogene Keime, die unter anderem Entzündungen und Krankheiten wie Karies oder Parodontitis auslösen. Der Mund bildet das Einfallstor für zahllose Krankheitserreger und Fremdstoffe. Die Mundschleimhaut unterstützt durch ihr Mundmikrobiom ein hoch effektives Immunorgan, das als Speerspitze gegen pathogene Keime fungiert. Die Winzlinge trainieren unter anderen unser Immunsystem, denn sie sind für die Immunantwort nötig. Bei Bakterienalarm produzieren sie Bacteriocine (körpereigene Antibiotika) und bilden ein Schutzschild (Bakterienrasen) vor krankmachenden Keimen. Entscheidend ist auch eine große Diversität der Mikroorganismen. Bei unserer heutigen Ernährungsweise mit hoch verarbeiten Nahrungsmitteln und zuckerhaltigen Produkten explodieren die krankmachenden Keime buchstäblich. Auch mangelhafter Speichelfluss ist ein Problem, denn der Speichel enthält ein ganzes Waffenarsenal gegen krankmachende Keime. Chronischer Stress ist ganz fatal für ein abwehrstarkes Mikrobiom. Konventionelle Zahnpflegemittel punkten mit Keimfreiheit. Sie bekämpfen alle Keime, denn sie können nicht zwischen gesundheitsfördernden oder krankmachenden Keimen unterscheiden. Das Gleichgewicht des Mikrobioms kann „kippen“, sodass sich krankmachende Bakterien stark vermehren. Das macht die Schleimhaut anfällig für Entzündungen und fördert eine Dysbalance des Mikrobioms. Eine entzündliche Mundschleimhaut ist ein sehr begehrtes Besiedelungsgebiet für pathogene Keime und Viren. Es kommt vermehrt zu Krankheiten im Mund wie beispielsweise Karies, Gingivitis bis hin zu Paradontitis. Das hat weitreichende Folgen für den gesamten Organismus, denn krankmachende Keime gelangen durch die entzündliche Schleimhaut in den Blutkreislauf. Dort können sie schwere Erkrankungen von A bis Z verursachen. Eine entzündliche Mundschleimhaut setzt sich jedoch bis in den Darm fort und pathogene Keime gelangen vom Mund in den Darm und beeinflussen dort das Darmmikrobiom negativ. Dass führt zu einer Dysbalance des Darmmikrobioms. Das hat weitreichende Folgen. Es kommt zu Entzündungen im Darm, die die unterschiedlichsten Erkrankungen im Körper auslösen können. Man vermutet, dass schätzungsweise über 60 Prozent der Erwachsenen eine entzündliche Mundschleimhaut haben. Nur ein ausbalanciertes Mundmikrobiom mit einer großen Diversität kann pathogen Keime, Pilze und Viren in Schach halten. Hier setzt das Ölziehen an.

Ölziehen mit Pflanzenölen
Das Ölziehen mit nativen Pflanzenölen ist sehr effektiv, da Öle wie Kokos- oder Sonnenblumenöl die Schleimhaut pflegen. Kokosöl, geprägt von mittelkettigen Fettsäuren, gelangt in tiefere Zahntaschen und Zahnzwischenräume. Es ist potenziell wirksam gegen krankheitserregende Mikroorganismen und reduziert Mundgeruch sowie Belag. Sonnenblumenöl wird vorrangig von der Linolsäure geprägt. Das hauteigene, epidermale Enzym Lipoxygenase (15-LOX) oxydiert Linolsäure zur ungesättigten Hydroxyfettsäure, die entzündungshemmenden Eigenschaften hat. Außerdem fördert Sonnenblumenöl die Wundheilung und Kollagensynthese. Die Fettbegleitstoffe (sekundären Pflanzenstoffe) wie Vitamin E-Komplex sind wichtige Zellschutzmittel.

Ätherische Öle haben vielfältigen Wirkungen
Sie reduzieren selektiv pathogene Keime, gehören zu den stärksten Radikalfängern, fördern die Wundheilung, sind entzündungshemmend, fördern ein ausbalanciertes Mundmikrobiom und ein abwehrstarkes Mund-Immunsystem. Dies trägt zur Vermeidung von Karies und Zahnfleischerkrankungen bei, während gleichzeitig ein gesundes Mundmikrobiom gefördert wird. Es gelangen weniger pathogene Keime in den Darmtrakt und stärken indirekt den gesamten Organismus. Über die hauchdünne Mundschleimhaut gelangen ätherische Öle via Blut ins limbische System (Gefühlsgehirn). Dort balancieren sie die Gehirnchemie aus und fördern ein allgemeines Wohlbefinden. Ätherische Öle sind Konzentrate, d.h., sie müssen verdünnt werden. Optimal sind Pflanzenöle. Gemeinsam mit ätherischen Ölen sind sie besonders effektiv.

Schlussfolgerung
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass beim Ölziehen die Lymphe aktiviert wird, sodass Giftstoffe und Stoffwechselprodukte aus der Mundschleimhaut schnell eliminiert werden. Ein ausbalancierte Mikrobiom und ein abwehrstarkes Immunsystem stärken den gesamten Organismus. Das Ölziehen ist mehr als eine alte Praxis. Es ist eine effektive Methode zur Förderung der Mund- und Gesundheitspflege und hat potenzielle Vorteile für das gesamte körperliche Wohlbefinden. Es stellt eine einfache, natürliche und kostengünstige Methode dar, um sowohl lokale als auch systemische Gesundheitsbenefits zu erzielen. Diese Zusammenführung von traditioneller Weisheit und moderner Forschung eröffnet neue Perspektiven auf die Bedeutung von Mundgesundheit als Bestandteil allgemeiner Gesundheitsstrategien und unterstreicht die Machbarkeit alter Praktiken in unserer heutigen Lebensweise.

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Literatur:

Nischwitz D, In aller Munde, Biologische Zahnmedizin, Mosaik Verlag, 2019

von Braunschweig R & Klee J, Gesund im Mund, Warum eine biologische Mund- und Zahnpflege nachhaltig unsere Gesundheit stärkt, Joy-Verlag, 2022

von Braunschweig R, Pflanzenöle, Über 50 starke Helfer für Genuss und Hautpflege, 8. akt. Aufl., Wiggensbach: Stadelmann Verlag, 2022

Werner M, von Braunschweig R, Praxis Aromatherapie, 6. Aufl., Haug Stuttgart Verlag, 2020

Klee J S, Von der biologischen Zahnreinigung zur Spitzenleistung – Dentale und Mentale Prophylaxekonzepte zu mehr Gesundheit, Vitalität und Erfolg in Deiner Zahnarztpraxis, www.bioprophylaxe.shop, 2023

 

Janine Sarah Klee, Alternativ DH, Zahnärztliche, Aromaspezialistin, Mineralstoffberaterin, Faszienbehandlerin

Ruth von Braunschweig, Biologin, Aromakologin & Heilpraktikerin

 

Titelbild: Adobe Stock – galitskaya



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