Schätzungsweise jeder vierte Patient in Deutschland leidet an Mundtrockenheit (Xerostomie). Wenn einem buchstäblich die „Spucke wegbleibt“, kann das unangenehme Folgen haben – auch für die Mundgesundheit.
Die Ursachen für die Mundtrockenheit sind sehr vielfältig, manchmal auch multifaktoriell. Oft ist die Xerostomie eine Begleiterscheinung von bestimmten Krankheiten oder eine Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten. Die Mundtrockenheit nimmt vor allem bei älteren Menschen jenseits von 60 Jahren, die oft allein leben, sprunghaft zu. „Ihre geregelten Lebensumstände wie Arbeit/Frühverrentung/Altersteilzeit verändern sich und man nimmt nicht mehr geregelte Mahlzeiten und Getränke ein“, erklärt Dr. Frank Marahrens, Zahnarzt, der vor allem im Bereich der Aus- und Fortbildung von Praxismitarbeitern tätig ist.
Verminderte Remineralisation
Ein verminderter Speichelfluss bei der Xerostomie verlangsamt oder vermindert die Remineralisation der Zahnhartsubstanzen. Laut Marahrens muss man sich das wie eine Ionenwippe vorstellen. „Es werden Kalzium und Phosphationen durch Säuren oder Abbauprodukte von Bakterien aus dem Zahnschmelz und dem Wurzelzement herausgelöst und diese werden durch den Speichel wieder natürlich zugeführt oder künstlich durch Fluoridionen (in der Zahnpasta oder in Lösungen, Gels), die den Schmelz dann widerstandsfähiger gegenüber Säuren machen.“
Klagt ein Patient über Mundtrockenheit, liegt dies in vielen Fällen an der Einnahme von Medikamenten. Es sind in erster Linie Medikamente aus der Gruppe der Psychopharmaka und Antiepileptika, bestimmte Schmerzmittel und Antibiotika, den Blutdruck senkende Mittel, Herzrhythmus-Medikamente oder Diätetika. Auch Krebspatienten mit Strahlentherapie im Mundbereich sind oftmals betroffen, da die Strahlentherapie die sich schnell teilenden Drüsenzellen der Speicheldrüsen schädigt. „Bei älteren Patienten werden Prothesen auch nicht mehr angesaugt, da der Speichelfilm fehlt, und an Teilprothesen werden die Befestigungselemente nicht mehr vom Speichel umspült; dies kann auch an KFO-Apparaturen vorkommen“, sagt Marahrens.
Es gibt auch Patienten, die mit dem Problem Mundtrockenheit leben, es aber in der Zahnarztpraxis nicht ansprechen. Bestimmte Symptome deuten allerdings auf eine Mundtrockenheit hin. Meistens sind es Begleiterscheinungen wie Mundgeruch (Halitosis), eine klebrige Zunge, geringere Geschmacksqualitäten, trockene Lippen mit Rissen, eventuell auch eine Pilzbesiedelung.
Viel und regelmäßig trinken
Therapieempfehlung für die Patienten ist in erster Linie, viel und regelmäßig zu trinken. „Mindesten 2,5 Liter pro Tag“, empfiehlt Marahrens. Zudem rät er dazu, den Patienten zu empfehlen, weniger Kaffee zu trinken, das Rauchen einzustellen und den Alkoholkonsum zu reduzieren.
Sinnvoll und empfehlenswert ist auch das Kauen zuckerfreier Zahnpflegekaugummis oder das Lutschen zuckerfreier Zahnpflegebonbons. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass dies die Speichelproduktion stimuliert und für den richtigen pH-Wert im Mund sorgt. Zudem ist stimulierter Speichel mineralstoffreicher als Ruhespeichel und seine Fähigkeit, Säuren zu neutralisieren, ist besonders hoch. Der Konsum von zuckerfreien Zahnpflegekaugummis und -bonbons ersetzt jedoch keinesfalls die regelmäßige, gründliche Zahnreinigung und Mundhygiene und sollte lediglich als sinnvolle Ergänzung einer effektiven Oralprophylaxe gesehen werden.
Patienten mit Mundtrockenheit empfiehlt Marahrens für die häusliche Prophylaxe Mundspüllösungen mit Chlorhexidin und Zink, medizinische Zahnpasten mit ätherischen Ölen (etwa Ajona von Dr. Liebe), die zusätzlich die natürliche Speichelproduktion anregen und „damit die Xerostomie kausal und effektiv bekämpfen“.
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