Dieser Anblick kann verstörend sein: In den USA ist ein Mädchen geboren worden, das zwei Münder hat. Das sehr seltene Phänomen ist als Diprosopus oder auch kraniofaziale Duplikation bekannt. Die Überlebenschancen der Kinder mit dieser Anomalie sind verschwindend gering.
Die Ärzte des kleinen Mädchens in Charleston, USA, fanden schon in der 28. Schwangerschaftswoche eine Auffälligkeit im Gesicht. Ihre Diagnose war jedoch, dass es sich hierbei um eine Zyste oder vielleicht einen Tumor handeln könnte. Nach der Geburt des Kindes sah die Sache aber ganz anders aus. Das Mädchen hatte einen Zentimeter unterhalb ihres Mundes einen zweiten, vollständig ausgeprägten Mund – samt Lippen, Zähnen und einer Zunge. Dieser war etwa 13 Millimeter tief.
Zweiter Mund komplett entfernt
Der zweite Mund war aber nicht mit dem ersten verbunden, sodass das Mädchen keine Beeinträchtigung beim Atmen oder Essen hatte. Auch übliche Komplikationen wie Hirn- oder Wirbelsäulenschäden, die sonst oft zusammen mit Diprosopus auftauchen, konnten die Ärzte nicht feststellen.
Im Alter von sechs Monaten entfernten die Ärzte den zweiten Mund operativ. Zwar entwickelte sich nach der Operation eine Flüssigkeitsansammlung in der rechten Gesichtshälfte, aber diese löste sich nach einigen Monaten ohne eine zusätzliche Behandlung auf. Nach weiteren sechs Monaten blieb nur eine Narbe an der Anomalie-Stelle zurück. Jedoch bleibt als Nebenwirkung zurück, dass das Mädchen die Muskeln an der rechten Seite der Unterlippe nicht bewegen kann.
Überlebenschancen bei Diprosopus schlecht
Diprosoprus ist ein sehr seltenes Phänomen. Fälle, bei denen nur eine Verdopplung der Mund- und Kieferpartie auftreten, gibt es kaum. Verantwortlich für die Entstehung ist ein Protein (Hedgehog), das wichtig für die Bildung der Gesichtszüge bei der Entwicklung des Embryos ist. Ist davon zu viel vorhanden, kommt es zur Verdopplung von Gesichtsstrukturen. Außerdem treten bei dieser Anomalie häufig zusätzlich neuronale Defekte oder Herzfehlbildungen auf.
Die meisten menschlichen Babys mit dieser Fehlbildung sind Totgeburten. Der wohl bekannteste Fall eines Mädchens mit vollständigem Diprosopus war die Inderin Lali Singh. Sie wurde 2008 geboren und hatte ein vollständig verdoppeltes Gesicht. Nach zwei Monaten starb sie an einem Herzinfarkt.
Quelle: BMJ Case Reports
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