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Die versteckte Wut

Ist Bruxismus ein Frauenproblem?

Nachts im Schlaf die Zähne zusammenbeißen und knirschen – vor allem viele Frauen machen das regelmäßig.

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Unbewusstes nächtliches Zähneknirschen ist für immer mehr Menschen ein Problem: Laut einer Studie der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) bekommen immer mehr Versicherte von ihrem Zahnarzt eine Kieferschiene verordnet. Das hilft zwar gegen die Folgen des Bruxismus, aber nicht gegen die Ursachen. Interessant dabei: Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Fast jeder Erwachsene hat auf seinen Zähnen Verschleißspuren, die auf einen Abrieb durch Bruxismus zurückzuführen sind. Die Ursache kann zum Beispiel eine Kieferfehlstellung sein. Häufig ist aber etwas anderes das Problem: Wegen psychischer Belastungen und Stress “beißen die Betroffenen die Zähne zusammen” und zwar unterbewusst, auch im Schlaf. Bei manchen Patienten dauert dieser Zustand schon Jahre. Sie merken überhaupt nicht mehr, dass ihre Kieferknochen und die Kaumuskulatur im Grunde ständig angespannt sind.

Die Folgen: Schmerzen im Gesicht, Kopf oder Nacken, und eine Ursache dafür ist nicht klar erkennbar. „Hinzu kommt, dass sich der Zahnschmelz durch die ständige Reibung langfristig abnutzt, was zu schmerzempfindlichen Zähnen und schlimmstenfalls zu einer Parodontose führen kann“, ergänzt Kathrin Pflügel von der SBK. Um die Zähne vor diesem Verschleiß zu schützen, bekommen die Patienten meistens eine speziell angepasste Kieferschiene. In den vergangenen fünf Jahren ist der Bedarf für diese Schienen in Deutschland um bis zu 13 Prozent angestiegen.

Wohin mit der Wut?

Aber warum sind Frauen so viel häufiger betroffen als Männer? In einem Hörfunkbeitrag für Deutschlandfunk Kultur ist Pia Rauschenberger dieser Frage auf den Grund gegangen. Ihre Theorie: In der Gesellschaft wird es nicht so gern gesehen, wenn Frauen Wut und Ärger zeigen. So beweisen Studien, dass wütende Männer im Job für kompetent und führungsstark gehalten werden. Frauen, die ihre Wut öffentlich zeigen, gelten dagegen als unbeherrscht und emotional. Das ist beispielsweise das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2018, die die Wirkung von männlichen und weiblichen Rechtsanwälten vor Gericht untersucht hat. Die Folge: Viele Frauen haben gelernt, ihre Gefühle zurückzuhalten. Deshalb bleibt ihre Wut im Innern und führt zum unbewussten Zähneknirschen.

Aber zurück zum Bruxismus: Eine Kieferschiene schützt zwar die Zähne vor Verschleiß, löst aber nicht das eigentliche Problem. Um Bruxismus langfristig in den Griff zu bekommen, rät Kathrin Pflügel Betroffenen dazu, sich Stressfaktoren in ihrem Alltag bewusst zu machen. Helfen können gezielte Entspannungsübungen: Wer tagsüber mit den Zähnen knirscht, kann die Kiefermuskulatur beispielsweise immer wieder bewusst entspannen. Für eine ruhigere Nacht können Entspannungsrituale oder auch Sport dazu beitragen, den Stress abzubauen. In ernsten Fällen kann auch eine Psychotherapie helfen beispielsweise, um sich über unterdrückte Aggressionen bewusst zu werden und andere Möglichkeiten zu finden, die Wut auszudrücken.

Das ist nicht nur gut für die Zähne, sondern kann auch insgesamt sehr erleichternd sein.



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