Wer hätte nicht gerne mehr Geld für seine Arbeit? Ein erhöhter Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde ist momentan auch Teil der Koalitionsverhandlungen von SPD, FDP und Grünen. Eine Studie zeigt, dass auch ZFA von diesem Mindestlohn profitieren würden.
Es ist bekannt, dass in Branchen wie dem Gastgewerbe oder dem Einzelhandel die Gehälter der Beschäftigten zu wünschen übrig lassen. Ein Mindestlohn von 12 Euro würde sich hier also entsprechend weit auswirken. Im Moment liegt der Mindestlohn bei 9,60 pro Stunde. Zum 1. Januar 2022 steigt er auf 9,82 Euro und zum 1. Juli 2022 auf 10,45 Euro.
Ausbildung schützt nicht vor Niedriglohn-Job
Ein höherer Mindestlohn würde sich laut einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung auch in anderen Branchen auswirken. Das WSI identifizierte 50 Berufe, die mit besonders hoher Wahrscheinlichkeit von einem Mindestlohn von 12 Euro profitieren würden – und dazu zählen auch ZFA und Zahntechniker. Außerdem hätten Frauen überdurchschnittlich mehr von einer Erhöhung sowie Beschäftigte in kleine Betrieben ohne Tarifbindung und besonders Arbeitnehmer im Osten und Norden Deutschlands.
Für die Studie untersuchten die Verantwortlichen Gehaltsangaben von circa 200.000 Beschäftigten des Gehaltsportals Lohnspiegel.de. Das WSI identifizierte außerdem Kriterien, die das Risiko eines Niedriglohn-Jobs erhöhen. Dazu zählen:
- Geschlecht “weiblich”
- Teilzeit-Beschäftigung
- befristeter Arbeitsvertrag
- keine Tarifbindung
- Betriebsgrößer unter 100 Mitarbeiter
- höheres Risiko in den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Niedersachen und Schleswig-Holstein
„Leider schützt auch eine abgeschlossene, mehrjährige Berufsausbildung nicht zuverlässig vor einer Niedriglohnbeschäftigung“, sagt Gehaltsexperte und Studienautor Dr. Malte Lübker. Denn unter den 50 Berufen, die von einer Mindestlohnerhöhung profitieren würden, sind auch Ausbildungsberufe wie Friseur/in, Bäckereifachverkäufer/in, Einzelhandelskaufmann/frau, ZFA oder Kfz-Mechatroniker/in.
ZFA brauchen bundesweiten Tarifvertrag statt Mindestlohn
Laut Lübker sei die sinkende Tarifbindung ein großes Problem. Mittlerweile betrage diese nur noch 51 Prozent, zur Jahrtausendwende waren es noch 68 Prozent. Langfristig müsse das Ziel sein, dass wieder deutlich mehr Beschäftigte nach Tarifvertrag bezahlt würden. Dem WSI zufolge verdienen mehr als 45 Prozent der ZFA weniger als 12 Euro pro Stunde und ein höherer Mindestlohn könnte ihnen im Durchschnitt 5,7 Prozent mehr Gehalt einbringen.
Bei den 50 Berufen, die vom Mindestlohn von 12 Euro profitieren würden, liegt der Beruf der ZFA auf Platz 23, ZMF auf Platz 39 und Zahntechniker auf Platz 46. Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe e.V., zeigt sich entrüstet über die Studienergebnisse. Es könne nicht sein, dass der Ausbildungsberuf der ZFA auch von einer Anhebung des Mindestlohns für ungelernte Tätigkeiten profitiere. „Ein Unterschied zwischen Fachkräften und un- oder angelernten Tätigkeiten muss sichtbar sein. Dies wird in den kommenden Tarifverhandlungen auf alle Fälle eine Rolle spielen. Zudem muss die Politik die Grundlagen für mehr Tarifverbindlichkeit schaffen und Instrumente entwickeln, wie die Tariftreue belohnt wird”, so König. Einen bundesweiten Tarifvertrag für ZFA gibt es nicht. Seit 2019 zählt der Beruf zu den Engpassberufen.
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Quelle: WSI
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