Seit dem 1. Oktober gibt es in Apotheken und Drogerien, aber auch online HIV-Selbsttests zu kaufen. Damit soll die Hemmschwelle sinken, den Test durchzuführen. Offene Fragen klären das Bundesgesundheitsministerium und das Paul-Ehrlich-Institut mit einer gemeinsamen Online-Plattform.
Bisher war es aufwändig, sich auf HIV zu testen: Anonyme Tests werden beispielsweise von den Gesundheitsämtern, der Deutschen AIDS-Hilfe und bestimmten Ärzten angeboten. Doch viele nutzten das Angebot nur unregelmäßig oder gar nicht, weil sie vor dem Arztbesuch zurückschrecken und das Thema „HIV” bis heute stigmatisiert ist. „Viele Menschen gehen nicht zum HIV-Test, weil sie Angst davor haben, abgestempelt zu werden, wenn der Test positiv ausfällt”, erklärt Sylvia Urban, Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe. „Die wichtigste Maßnahme gegen AIDS ist deswegen das Engagement gegen Ablehnung, Schuldzuweisungen und Diskriminierung. Wichtig ist auch die Botschaft, dass man mit HIV heute gut leben kann. Denn viele Menschen haben noch die Schreckensbilder alter Tage im Kopf und verdrängen das Thema deswegen.“
Dabei ist es grundsätzlich eine gute Idee, sich testen zu lassen: Ein negatives Ergebnis gibt Sicherheit. Und im Fall eines positiven Befundes ist es wichtig, möglichst schnell mit der Behandlung zu beginnen. Dann ist auch mit HIV ein langes Leben bei guter Lebensqualität möglich.
Mit dem Test aus der Apotheke oder dem Online-Shop kann sich jeder ganz einfach zu Hause testen. Dabei wird etwas Blut aus der Fingerkuppe abgenommen und auf einen Teststreifen gegeben werden – ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Nach etwa einer Viertelstunde wird das Ergebnis angezeigt. Dabei weist der Test nicht die Viren selbst nach, sondern die Antikörper, die der Körper gegen HIV bildet. Da sich diese Antikörper erst nach zwölf Wochen bilden, ist der Test erst zwölf Wochen nach einer möglichen Ansteckung wirklich zuverlässig.
HIV-positiv – und dann?
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel zuständig ist, rät bei einem positiven Ergebnis dazu, Ruhe zu bewahren: Nicht immer bedeutet das, dass man tatsächlich infiziert ist. Die Tests sind empfindlich und zeigen manchmal ein positives Ergebnis an, obwohl gar keine Infektion vorliegt. Deshalb sollte man auf jeden Fall einen zweiten Test bei einem Arzt durchführen lassen. Hier wird man im Ernstfall auch professionell beraten. Heute gibt es gute Medikamente, die verhindern können, dass sich das Virus im Körper ausbreitet. Außerdem bieten die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und die lokalen AIDS-Hilfen Beratung und Hilfe an.
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und das PEI haben online ein Info-Angebot zusammengestellt, das offene Fragen rund um den HIV-Selbsttest beantwortet. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn lobt das Angebot: „Die fachlichen Informationen auf der neuen Webseite des Paul-Ehrlich-Instituts geben HIV-Selbsttestern wichtige Orientierung. Und sie helfen, Vorbehalte gegen die Tests abzubauen. Das ist wichtig. Wir wollen Menschen unterstützen, die sich freiwillig auf HIV testen wollen. Die Verkaufsfreigabe von HIV-Selbsttests ist damit ein weiterer Baustein im Kampf gegen HIV und AIDS.”
Kein höheres Risiko in Zahnarztpraxen
Was die Behandlung von HIV-positiven Patienten betrifft, herrscht in Zahnarztpraxen oft Unsicherheit und Angst vor einer möglichen Ansteckung. Doch die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) gibt Entwarnung: Es gebe keine Hinweise darauf, dass eine Infektionsübertragung durch Speichel oder Aerosole möglich sei, heißt es auf der Website der BZÄK. Eine HIV-Übertragung im Rahmen einer zahnärztlichen Behandlung werde in der internationalen Literatur nirgends beschrieben. Wer in der Zahnarztpraxis mit HIV-positiven Patienten zu tun hat, muss also keine zusätzlichen Maßnahmen zur Hygiene und zum Arbeitsschutz treffen. Es ist auch nicht nötig, die betroffenen Patienten (wie häufig üblich) immer auf die spätesten Termine am Abend zu legen.
Um speziell ZFA über das Thema zu informieren und Ängste und Sorgen auszuräumen, hat die BZÄK gemeinsam mit der Deutschen AIDS-Hilfe ein Video auf YouTube veröffentlicht:
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