Anzeige
READING

Pandemie-Folgen für die Mundgesundheit

Ein „dentales Desaster"

Pandemie-Folgen für die Mundgesundheit

Kinder und Jugendlichen leiden schon vermehrt unter Karies. Im Lockdown greifen sie aber häufiger zu Süßigkeiten als sonst.

Copyright © Carlos David - stock.adobe.com

Dass sich die Corona-Pandemie negativ auf die Psyche der Menschen auswirkt, wurde bereits vielfach bestätigt. Doch offenbar hat sie auch einen schlechten Einfluss auf die Zähne. Die World Dental Federation (FDI) stellt in einem Bericht die katastrophalen Folgen der Pandemie auf die Mundgesundheit dar.

Am 20. März war der Welttag der Mundgesundheit (World Oral Health Day) und auch der Beginn der Corona-Pandemie jährte sich zum ersten Mal im März. In diesem Zuge formulieren Mitglieder der FDI die schweren Folgen des Virus auf Zähne und Zahnfleisch der Menschen weltweit. Dr. Gerhard Konrad Seeberger, Präsident des FDI, nennt es ein „dentales Desaster“: „Die Einschränkungen haben sicherlich eine Rolle bei der Zurückhaltung in Sachen Mundgesundheit gespielt, das ist jedoch längst nicht alles“, erklärt Seeberger.

Wenige Infektionen in Zahnarztpraxen

Die erste Welle der Pandemie führte weltweit zu Schließungen einiger Zahnarztpraxen oder einer Flut von Absagen, oftmals wurden nur Notfallbehandlungen vorgenommen. Laut WHO sei einer der am stärken beeinträchtigen Bereiche der Pandemie die Leistung für die Mundgesundheit bei der medizinischen Grundversorgung gewesen. 77 Prozent der Länder hätten diese teilweise oder sogar komplett ausgesetzt.

Zwar beruhigte sich die Lage nach einiger Zeit wieder und auch die strikten Hygienemaßnahmen, die in Praxen durchgeführt werden, führten zu niedrigeren Infektionsraten mit Sars-CoV-2 als in anderen Gesundheitsberufen. Dennoch wählen auch derzeit viele Menschen nur bei starken Schmerzen den Weg in die Praxis, Kontrolluntersuchungen werden gemieden. Das führe laut FDI oftmals zu Komplikationen, wenn bereits fortgeschrittene Karies und Infektionen vorhanden sind.

Fehlende Kontrolluntersuchungen

Auch Risikopatienten, die laut Empfehlung eigentlich alle drei bis sechs Monate in der Praxis vorstellig werden sollten, verschieben ihre Termine. Das berichtet Prof. Paulo Melo, ein FDI-Ratsmitglied, das in Porto, Portugal, Zahnmedizin lehrt und praktiziert. So kämen Kontrolluntersuchungen erst nach neun Monaten oder sogar einem Jahr zustande. „Während der Pandemie haben Risikopatienten meist mehr als nur ein Problem entwickelt, oft waren es drei oder vier gleichzeitig, weil zu viel Zeit ohne eine Kontrolluntersuchung vergangen ist“, erklärt Melo. „Zu den typischen Problemen gehören Kariesläsionen und Zahnfleischerkrankungen.

Zu den Folgen für die Mundgesundheit gehöre auch, dass sich zunächst weniger dringliche Probleme innerhalb kürzester Zeit zu dringenden entwickelt hätten. Dazu gehören laut FDI beispielsweise kieferorthopädische und parodontale Probleme.

Kinder übernehmen schlechte Angewohnheiten

Gerade Teenager würden unter Karies leiden, was sich während der Pandemie noch verschlimmert habe. Sie neigen dazu, mehr Süßigkeiten zu konsumieren, was auch durch den Lockdown, Bewegungseinschränkungen und Schulschließungen begünstigt werde. So stellen sich für viele Menschen Änderungen der täglichen Gewohnheiten und Verhaltensweisen ein, die sich als negative Folgen für die Mundgesundheit manifestieren.

Gerade Eltern sollten allerdings ihren Kindern eine gute Mundhygiene wie das zweimal tägliche Zähneputzen vorleben, wie eine Studie von Unilever zeigt.1 Zeigen die Eltern schlechte Angewohnheiten in Sachen Zahnpflege, habe das direkte Auswirkungen auf die Mundhygiene der Kinder. „Die Erhaltung der Mundgesundheit ist von größter Bedeutung, um die allgemeine Gesundheit, das Wohlbefinden und eine gute Lebensqualität zu gewährleisten“, betont Seeberger.

 

[1] Unilever Global Research Summary Report 2021: Attitudes, Behaviours and Experiences of Oral Health During the COVID-19 Pandemic wurde von November bis Dezember 2020 mit 6.734 Eltern in 8 Ländern (Bangladesch, Ägypten, Frankreich, Indien, Indonesien, Italien, Ghana und Vietnam ) durchgeführt (verfügbar ab dem 19. März 2021).

Quelle: FDI



Ähnliche Artikel

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich stimme den Allgemeinen Nutzungsbedingungen sowie Datenschutzbestimmungen zu, die ich hier eingesehen habe. *