Ein Symptom der Krankheit Skorbut ist entzündetes und blutendes Zahnfleisch. Im schlimmsten Fall kann es sogar zur Lockerung der Zähne oder Zahnausfall kommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) legte zur Skorbutprävention eine empfohlene tägliche Aufnahme von Vitamin C als Mittel u.a. gegen Zahnfleischbluten fest. Doch neue Studien zeigen, dass diese Dosis zu gering sein kann.
Manchmal hilft auch das beste und gründlichste Zähneputzen nichts – das Zahnfleisch blutet trotzdem. Grund kann dann ein Vitamin C-Mangel sein. Liegt ein niedriger Vitamin C-Spiegel (Ascorbinsäure-Plasmaspiegel) vor, dann ist die Tendenz einer Gingivablutung erhöht, wie eine Studie feststellt.
Metaanalyse klinischer Studien
Zur Vorbeugung empfiehlt die WHO eine tägliche Aufnahme von 45 Milligramm Vitamin C bzw. 55 Milligramm für schwangere Frauen und 70 Milligramm für stillende Mütter. Doch Forscher der School of Dentistry der University of Washington (USA) konnten anhand von Doppelblindstudien feststellen, dass diese Dosis womöglich zu gering ist.
Sie untersuchten, ob eine Supplementierung von Vitamin C als Mittel gegen die Tendenz zum Zahnfleischbluten wirken könne. Zu diesem Zweck analysierten sie Daten von 15 klinischen Studien aus sechs Ländern.
Empfehlungen der WHO zu gering
Sie kamen zu dem Ergebnis, dass bei einer Vitamin C-Supplementierung die Tendenz der Zahnfleischblutungen vom vorherigen Vitamin C-Plasmaspiegel der Patienten abhänge:
- AA-Plasmaspiegel (Ascorbinsäure, kurz: AA) bei unter 28 μmol/L: Supplementierung von Vitamin C reduzierte die Tendenz der Zahnfleischblutungen (standardisierte mittlere Differenz [SMD], 0,83)
- AA-Plasmaspiegel unbekannt oder über 48 μmol/L: keine eindeutige Verringerung der Tendenz der Zahnfleischblutungen durch Supplementierung (jeweils standardisierte mittlere Unterschiede: 0,23)
- AA-Plasmaspiegel 11-28 μmol/L (laut WHO vor Skorbut schützender Bereich): Blutungstendenz erhöht (Konfidenzintervall 95 Prozent)
Demnach kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die laut Skorbutprävention empfohlene Dosis zu gering sein könne, um effektiv vor Gingivabluten zu schützen. Mit einer erhöhten Aufnahme von Vitamin C lasse sich das jedoch umkehren. Im Vergleich zur WHO sieht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) eine deutlich höhere tägliche Dosis vor: Männer sollten 110 Milligramm und Frauen 95 Milligramm Vitamin C täglich zu sich nehmen.
Quelle: Philippe P. Hujoel et al, Bleeding tendency and ascorbic acid requirements: systematic review and meta-analysis of clinical trials, Nutrition Reviews, nuaa115, Published: 01 February 2021, https://doi.org/10.1093/nutrit/nuaa115
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