Carina Hermkes betrachtete in ihrer Abschlussarbeit den „Lactobacillus reuteri – seine potenzielle Rolle in der Dentalhygiene und im Präventionsmanagement“. Sie sprach mit team über den Weg zum Bachelor-DH und ihre Zukunftspläne.
Wie haben Sie von dem Angebot des Bachelor-DH in Köln erfahren und welche Gründe waren ausschlaggebend, sich dort zu bewerben?
Carina Hermkes: Nachdem ich 2011 mein Abitur absolviert hatte, bewarb ich mich zunächst um einen Zahnmedizin-Studienplatz – leider erfolglos. Daher beschloss ich, die Ausbildung zur ZFA zu machen, um die Wartezeit auf den Studienplatz sinnvoll zu nutzen. Von einer Kollegin erfuhr ich vom damals noch in Planung stehenden Bachelor-Studiengang Dentalhygiene und Präventionsmanagement. Dieser war für mich eine tolle Alternative zum Zahnmedizin-Studium, da ich als Bachelor-Dentalhygienikerin meine Patienten im Praxisteam und mit viel Fachwissen behandeln kann.
Wie kamen Sie zu dem Thema Ihrer Abschlussarbeit?
Hermkes: Drei weit verbreitete orale Erkrankungen sind Karies, Gingivitis und Parodontitis, bei deren Initiation und Progression die orale Mikrobiota eine Schlüsselrolle einnimmt. Obwohl die residenten oralen Mikroorganismen üblicherweise in Homöostase mit dem Wirt leben, kann eine Störung der Balance orale Erkrankungen potenzieren und initiieren. Der Gedanke lag somit nah, das Gleichgewicht mit „guten“ Mikroorganismen wieder in gesunde Verhältnisse zu rücken. Dies könnte durch Probiotika möglich sein. Lactobacillus reuteri ist eine der am besten dokumentierten probiotischen Spezies und wird schon seit vielen Jahren als Probiotikum beim Menschen verwendet.
Wie hoch war der zeitliche und organisatorische Aufwand beim Schreiben der Bachelorarbeit und wie haben Sie die mit dem Praxisalltag unter einen Hut bekommen?
Hermkes: Der zeitliche Faktor war für mich persönlich die größte Herausforderung der Bachelorarbeit. Da mein Kurs die Bachelorarbeit in den Sommermonaten schreiben durfte, fiel praktischerweise ein großer Teil meines Jahresurlaubs in diesen Zeitraum. Die vorherige Recherchearbeit musste jedoch an Wochenenden und nach der Arbeit stattfinden. Zum Schreiben selbst habe ich mich von morgens bis abends in die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin in Köln begeben. Dort fand ich neben der zur Verfügung stehenden englischsprachigen Primärliteratur zudem die nötige Ruhe, um die wenige Zeit effizient zum Verfassen der Arbeit zu nutzen.
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Wie schwer fiel Ihnen das Schreiben der Arbeit?
Hermkes: Wie bereits gesagt, war für mich die zeitliche Einschränkung durch den Praxisalltag die größte Schwierigkeit. Im Vergleich zu einem Vollzeit-Bachelorstudiengang, bei dem die Studenten volle drei Monate zum Verfassen der Arbeit haben, bleibt bei einem berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang natürlich weniger Zeit. Da war gutes Zeitmanagement gefragt. Das Schreiben an sich fiel mir weniger schwer. Auch das englische Fachvokabular der Primärliteratur hatte ich nach wenigen zur Recherche gelesenen Studien verinnerlicht. Mit der Hilfe von Studiengangsleiter Prof. Dr. Georg Gaßmann, der mir den Aufbau einer systematischen Literaturanalyse näherbrachte, war ich in der Lage, die Arbeit ohne größere Schwierigkeiten zu verfassen.
Die Rolle des Lactobacillus reuteri ist ein recht spezielles Thema für eine Bachelorthesis. Wie sind Sie dieses Thema konkret angegangen?
Hermkes: Nachdem das Thema und der vorläufige Titel der Arbeit feststanden, habe ich mich zunächst in Fachzeitschriften, Fachbüchern und im Internet über die Wirkmechanismen und den derzeitigen Forschungsstand von Probiotika informiert. Anschließend habe ich meine konkreten Suchstrategien festgelegt und die Literaturrecherche mit der Online-Datenbank pubMed durchgeführt. Die ausgewählten Studien beschaffte ich in der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin in Köln. Im Ergebnisteil der Bachelorarbeit habe ich den Inhalt der selektierten Studien wiedergegeben. Dabei habe ich bereits unterschiedliche Thesen für den anschließenden Diskussionsteil entwickelt, den meiner Meinung nach anspruchsvollsten Teil der Bachelorarbeit.
Welche Ergebnisse haben Sie bei der Arbeit besonders überrascht?
Hermkes: Die Idee, dass ein einziges, durch ein Medizinprodukt aufgenommenes Bakterium die orale Mikrobiota verändern und somit Erkrankungen verhindern soll, überraschte mich zunächst sehr. Bei genauerem Lesen und Überdenken der Ergebnisse der selektierten Studien fiel allerdings auf, dass dieses positive Ergebnis meist nicht von langer Dauer war. Eine kombinierte Therapie mit einer vorangehenden Zahnreinigung oder eine Full-Mouth-Desinfection mit Chlorhexidin sorgte für bessere Ergebnisse, was mich nicht überraschte.
Sie sind jetzt eine der ersten Bachelor-Dentalhygienikerinnen Deutschlands. Wie sehen Ihre weiteren beruflichen Pläne aus?
Hermkes: Direkt nach der Beendigung des Bachelorstudiums habe ich mich wieder für das Zahnmedizinstu‧dium beworben. Da allerdings nur etwa drei Prozent der verfügbaren Studienplätze an Bewerber vergeben werden, die bereits ein Stu‧dium absolviert haben, habe ich mir zunächst keine großen Chancen ausgerechnet. Umso größer war die Freude, als ich die Zusage für einen Stu‧dienplatz an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg erhielt. Ich fühle mich mit meinem Wissen und meinen Fähigkeiten aus der Ausbildung und speziell aus dem Bachelorstudium bestens auf das Zahnmedizinstudium vorbereitet und schließe eine spätere Spezialisierung im Bereich der Parodontologie nicht aus.
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