Man weiß ja nie, was das Leben noch so bringt. Eine Frage, die Du als junger Mensch einfach nicht beantworten kannst, ist: Wirst Du bis zur Rente arbeiten? Oder macht Dir Deine Gesundheit vorher einen Strich durch die Rechnung? Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung kannst Du dieses Risiko absichern. Aber für wen lohnt sich das? Und was musst Du dabei beachten?
Der ZFA-Beruf kann körperlich sehr anstrengend sein. Nach einem langen Tag am Behandlungsstuhl schmerzen Rücken und Handgelenke – und auf Dauer können daraus ernsthafte Beschwerden entstehen. Wenn Du jahrelang beispielsweise mit krummem Rücken über den Patienten gesessen hast, kann die ständige Fehlbelastung einen Bandscheibenvorfall zur Folge haben. Auf einmal lösen ganz alltägliche Bewegungen höllische Schmerzen aus. An Arbeit ist vorerst nicht zu denken – und wenn Du richtig viel Pech hast, bleibt das auch so. Und jetzt? Viele sind auf ihr Arbeitseinkommen angewiesen. Und wenn das wegen einer Berufsunfähigkeit weg fällt, lässt sich auch der gewohnte Lebensstandard nicht mehr dauerhaft halten.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Was bringt das?
Falls Du eine abgeschlossen hast, greift in so einem Fall die Berufsunfähigkeitsversicherung: Wer seinen zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr ausüben kann, gilt als berufsunfähig und bekommt von der Versicherung eine monatliche Rente ausgezahlt. Soweit die Theorie – in der Praxis sieht das manchmal anders aus. So wies das Landessozialgericht Sachsen-Anhalt die Klage einer ZFA ab. Die Begründung: Mit ihren chronischen Schmerzen könne sie zwar nicht mehr in der Stuhl-Assistenz arbeiten, aber körperlich weniger anstrengende Aufgaben wie Abrechnung oder andere Bürotätigkeiten seien ihr durchaus zuzumuten. Die Versicherung kann einen Antrag also auch ablehnen und auf ein anderes Betätigungsfeld verweisen, das “aufgrund Ausbildung und Erfahrung ausgeübt werden kann und der bisherigen Lebensstellung entspricht”. Damit sind in der Regel alle Tätigkeiten gemeint, für die Du ausgebildet oder umgeschult worden bist.
Trotzdem kann die Berufsunfähigkeitsversicherung für viele sinnvoll sein. Denn Fakt ist: Etwa jeder Vierte scheidet vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Allein im Jahr 2017 waren es mehr als 160.000 Menschen (Statistik der Deutschen Rentenversicherung). In fast einem Drittel der Fälle sind psychische oder nervliche Erkrankungen die Ursache (32 Prozent). Darauf folgen Erkrankungen des Skeletts bzw. des Bewegungsapparats (21 Prozent), Krebs (15 Prozent) oder Unfälle (9 Prozent).1
Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, darf nicht darauf hoffen, dass der Staat die Einkommenseinbußen ausgleicht. Es gibt zwar eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Aber darauf haben nur Menschen einen Anspruch, die in gar keinem Beruf länger als drei Stunden arbeiten können – völlig unabhängig von der Ausbildung und dem bisherigen Job. Das heißt: Auch wer vorher als Abteilungsleiter eines Unternehmens gut verdient hat, kann theoretisch noch als Pförtner arbeiten. In diesem Fall gibt es keine Erwerbsminderungsrente.
Wann sollte man die Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?
Wenn Du Dich gegen eine mögliche Berufsunfähigkeit absichern möchtest, solltest Du die Versicherung möglichst früh abschließen. Denn die Versicherungen prüfen vor dem Abschluss auch, wie gesund Du bist und welche Vorerkrankungen Du hast. Und während man in jungen Jahren häufig noch fit ist und höchstens mal zur Vorsorge zum Arzt geht, wird das später anders. Und das schlägt sich in den monatlichen Versicherungsbeiträgen nieder. Mit dieser Maßnahme wollen die Versicherungen das Risiko kalkulieren, dass jemand die Berufsunfähigkeitsrente tatsächlich irgendwann in Anspruch nehmen wird.
Daraus ergibt sich auch etwas anderes: Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen wie Diabetes Typ I oder Epilepsie haben es schwer, überhaupt einen Versicherungsvertrag zu bekommen oder zahlen zum Teil hohe Risikozuschläge. Und auch, wer unter Krankheiten wie Bluthochdruck oder Allergien leidet oder schon in psychotherapeutischer Behandlung war, muss mit deutlich teureren Beiträgen rechnen.
Grundsätzlich zahlen Menschen mit körperlich anstrengenden, handwerklichen Berufen deutlich mehr als Menschen, die hauptsächlich am Schreibtisch sitzen. Als ZFA liegst Du dabei eher im Mittelfeld. Du arbeitest zwar auch körperlich, wirst aber nicht so stark belastet wie beispielsweise ein Maurer. Und auch Deine Hobbys spielen eine Rolle. Wenn Du in Deiner Freizeit zum Beispiel gern kletterst, Fallschirm springst, reitest oder Eishockey spielst, zahlst Du mehr. Wie viel eine Berufsunfähigkeitsversicherung im Monat kostet, ist daher pauschal schwer zu sagen. Am besten, Du vergleichst verschiedene Angebote – denn die verschiedenen Anbieter schätzen die individuellen Risiken oft sehr unterschiedlich ein und verlangen entsprechend unterschiedlich hohe Beiträge.
Falsche Angaben im Versicherungsvertrag? Besser nicht!
Puh, wenn man sich damit beschäftigt, welche Faktoren die Kosten für die Versicherung in die Höhe treiben, kommt einem ein Gedanke ganz bestimmt: Kann ich meine riskanten Hobbys und meine Vorerkrankungen im Antrag verschweigen? Dazu ein ganz entschiedener Rat: Lass es! Denn wenn Du dann tatsächlich irgendwann berufsunfähig wirst und eine Leistung der Versicherung in Anspruch nehmen willst, dann forscht der Versicherer ganz genau nach. Und wenn dann ans Licht kommt, dass Du am Anfang wesentliche Informationen weggelassen hast? Dann kann sich die Versicherung weigern, die Rente zu zahlen. Im schlimmsten Fall hast Du dann jahrelang die hohen monatlichen Beiträge gezahlt, bekommst im Schadensfall aber keinen Cent.
Fazit: Für eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann es gute Gründe geben – vor allem, wenn Du von Deinem Gehalt abhängig bist und nicht durch den Partner oder die Familie finanziell abgesichert wirst. Aber die Beiträge sind zum Teil wirklich happig. Deshalb musst Du Dir genau überlegen, ob Du auf die Sicherheit Wert legst oder darauf vertraust, dass Dir nichts passiert – und vielleicht ohne Versicherung Geld für Notfälle zur Seite legst. Bevor Du einen Vertrag abschließt, solltest Du Dich gut beraten lassen und verschiedene Angebote vergleichen.
Quelle:
1 Rating Berufsunfähigkeit, Morgen & Morgen, 2018
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