Wie hängen Bluthochdruck und Parodontitis zusammen? Das haben italienische Forscher der Universität L’Aquila untersucht. Das Ergebnis: Die Zahngesundheit spielt sowohl bei der Entstehung als auch bei der Behandlung von Hypertonie eine wichtige Rolle.
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit in Deutschland – laut der deutschen Hochdruckliga leiden 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland darunter. Gleichzeitig ist Bluthochdruck der wichtigste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (wie auch schon bei der DGDH-Tagung 2016 diskutiert wurde), die für die meisten Todesfälle verantwortlich sind. Wie genau Bluthochdruck entsteht, ist noch nicht ausreichend erforscht. Ursache ist häufig ein ungesunder Lebensstil: wenig Bewegung, Stress und Übergewicht. Auch Parodontitis ist mit mehr als 11 Millionen schwer Erkrankten (DMS V) eine Volkskrankheit.
Zusammenhang zwischen Parodontitis und Bluthochdruck nachgewiesen
Für ihre Studie nahmen die italienischen Forscher um Hauptautor Dr. Davide Pietropaoli Stichproben aus beiden Gruppen und verglichen die Daten miteinander. Das Ergebnis wurde jetzt in „Hypertension“, dem Fachjournal der American Heart Association, veröffentlicht: Danach haben Patienten mit gesundem Zahnfleisch im Vergleich einen geringeren Blutdruck. Außerdem reagieren sie besser auf Bluthochdruckmedikamente als Parodontitis-Patienten: So lag der systolische Wert bei Menschen mit Zahnfleischproblemen, die gleichzeitig Medikamente gegen den erhöhten Blutdruck einnehmen, 3 mmHG höher als bei Patienten mit gesundem Zahnfleisch. Entsprechend stark könne der Blutdruck verringert werden, wenn man pro Tag sechs Gramm weniger Salz zu sich nehme, heißt es von den Forschern. Diese Maßnahme wird Bluthochdruck-Patienten häufig empfohlen. Für die Studienautoren bedeutete das: Parodontitis könne die Wirkung der Blutdruckmedikamente abschwächen.
Wie genau der Zusammenhang zustande kommt, ist noch nicht erforscht. Allerdings gibt es mehrere Ansatzpunkte: So ist Rauchen ein wichtiger Risikofaktor für Parodontitis – gleichzeitig lässt jede Zigarette den Blutdruck steigen. Außerdem beeinträchtigen Entzündungen im Mund auch den ganzen Körper. Dass bestimmte Immunzellen, die der Körper bei Entzündungen bildet, auch Bluthochdruck erzeugen können, haben Wissenschaftler der Universität Mainz schon 2011 nachgewiesen.
Zusammenarbeit von Zahnmedizin und Medizin wichtig
In einer Pressemitteilung der Universität L’Aquila wird Pietropaoli mit der Aussage zitiert, Patienten und ihre behandelnden Ärzte sollten sich bewusst machen, dass eine gute Mundgesundheit bei der Behandlung von Bluthochdruck eine ähnlich große Rolle spielen könnte wie mehr Sport und eine gesündere, salzärmere Ernährung. Hier sollten Zahnärzte und Kardiologen bzw. Allgemeinmediziner enger zusammenarbeiten. Vielleicht kann eine Parodontitis-Behandlung Bluthochdruck nicht allein heilen – doch sie kann durchaus helfen, das Problem in den Griff zu bekommen.
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