Wissenschaftliche Studien belegen, dass Vitamin D in unserem Körper nicht nur für den Knochenstoffwechsel, sondern auch für den reibungslosen Ablauf in fast allen Zellen und Organen benötigt wird.
Parodontale Erkrankungen zeigen eine signifikante Korrelation mit niedrigen Vitamin-D-Spiegeln. Daraus könnte man schließen, dass ein unzureichender Vitamin-D-Spiegel am Voranschreiten einer parodontalen Erkrankung (Laky et al., 2017) und der chronischen Form der Parodontitis beteiligt sein könnte. Die Parodontitis-Therapie bedarf multipler Maßnahmen im komplexen Zusammenspiel unseres Immunsystems.
Unterstützen wir unserem Körper mit einem guten Biofilmmanagement und zusätzlichen Baustoffen, damit wir unserem Körper helfen können, sich selbst zu helfen. Eins der wichtigen Steuerelemente, ist neben einer gesunden Ernährung das Vitamin D (Tartsch, V. von Baehr).
Vitamin D und Sonne
Sonnenlicht ist die natürliche und wichtigste Quelle für unsere Vitamin-D-Versorgung. Über 90 % des Tagesbedarfs an Vitamin D könnten wir durch einen maßvollen und gesunden Umgang mit der Sonne ohne Sonnenschutzmittel abdecken. Deutschland liegt auf dem 47.–55. Breitengrad dort kann Vitamin D in den sonnenreichen Monaten von April bis September bei einem UV-Index von 3 mithilfe der Sonne gebildet
werden. Entscheidend ist die Tageszeit, denn Vitamin D kann nur in der Zeit von 10:00 bis 15:00 Uhr gebildet werden. Davor oder danach ist eine natürliche Vitamin-D-Synthese über die Haut mithilfe des Sonnenlichts nicht möglich. Bei einem Sonnenbad mit bloßem Oberkörper kann die Haut ca. 20.000 i.e produzieren. Klingt einfach doch gleicht dies der Empfehlung, 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen, was auch nur von 17 % der Bevölkerung erreicht wird. Daher ist es wichtig, nach Alternativen zu suchen.
Vitamin D und Ernährung
Da Vitamin D eigentlich kein Vitamin, sondern ein Hormon ist, ist es leicht verständlich, dass es sehr schwierig ist, sich mit Hilfe unserer Ernährung ausreichend mit Vitamin D zu versorgen. Das einzige Lebensmittel, das wirklich nennenswerte Mengen an Vitamin D enthält, ist Lebertran. Doch auch von diesem konzentrierten Fischleberprodukt bräuchten wir 3 bis 4 Esslöffel täglich, um uns damit ausreichend zu versorgen. Das ist eine nicht angenehme Art, um seinen Vitamin-D-Versorgung auszugleichen. Hinzu kommt, dass Lebertran nicht nur viel Vitamin D, sondern auch Vitamin A enthält. Vitamin A ist nicht nur ein Gegenspieler von Vitamin D, sondern kann in großen Mengen auch toxisch wirken. Eine weitere, einigermaßen gute Quelle sind fette Seefische – allerdings müssten wir davon täglich 200– 300 g essen, was nicht unserem durchschnittlichen Ernährung- und Lebensstil entspricht. Studien zeigen, dass Vitamin-D3-Präparate in Ölform vom Körper am besten aufgenommen werden können. Wichtig ist auf die Deklarierung Vitamin D3 K2 MK7 all trans zu achten, da dies die höchste Bioverfügbarkeit aufweist und am längsten im Blut zirkuliert. Bei gleicher Dosierung werden Kapseln schlechter aufgenommen als Tropfen. Tabletten haben in diesem Vergleich die schlechteste Aufnahmerate (U Gröber – 2017).
Vitamin-D-Spiegel im Serum
Der Vitamin-D3-Spiegel im Serum wird von den Laboren in Maßeinheiten Nanogramm/Milliliter (ng/ml) gemessen. Die ideale Versorgung liegt bei 50–60 ng/ml abhängig vom Körpergewicht. Uwe Gröber und Michael F. Holick empfehlen, die Tagesdosis basierend auf dem Körpergewicht zu berechnen. Für eine ideale Versorgung, die für sie bei 50 – 60 ng/ml liegt, empfehlen sie 40–60 I.E. pro Kilogramm Körpergewicht
einzunehmen. Bei 60 kg würde dies 2.400–3.600 I.E pro Tag entsprechen. Je nach Alter und anderen Faktoren kann sich der Bedarf aber enorm verändern. Zum Beispiel haben ältere Menschen einen erhöhten Bedarf, da die Vitamin-D-Synthese über die Haut immer mehr abnimmt. Auch Schwangere, dunkelhäutige Menschen, Raucher, Menschen mit Niereninsuffizienz, Krebspatienten, Menschen mit Fettmalabsorption
(z.B. aufgrund von Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) haben einen erhöhten Vitamin-D-Bedarf. Außerdem benötigen Übergewichtige mit einem BMI über 30 zwischen 6.000 und 10.000 I.E, um einen genügend hohen Vitamin-D-Gehalt im Blut zu erhalten.
Vitamin D3 und K2 in Kombination mit Magnesium
Vitamin K2 gehört, wie die Vitamine D, E und A zu den fettlöslichen Vitaminen. Es ist für die Aktivierung von Osteocalcin und MGP (Matrix-GLA Protein) wichtig und sorgt dafür, dass das Kalzium zu den Knochen transportiert und dort entsprechend eingelagert wird. Dabei arbeitet das Vitamin K2 synergetisch mit dem Vitamin D zusammen. Durch dieses Zusammenspiel von Vitamin D und Vitamin K2 wird vermehrt Kalzium im Darm aufgenommen, durch das Vitamin K2 wird es zu den Knochen transportiert und dort abgespeichert, sodass eine Verkalkung von Blutgefäßen und anderem Gewebe verhindert wird. Vitamin D ist der Schlüssel, der dem Kalzium das „Tor“ zum Knochen öffnet. Ohne Magnesium bleibt Vitamin D wirkungslos, denn Magnesium wandelt das Vitamin D in ein aktives Vitamin D um (A Capozzi, G Scambia, S Lello – Maturitas, 2020 – Elsevier)
Magnesium – die richtige Auswahl
Magnesiumcitrat wird vom Körper wesentlich besser verwertet. Es unterstützt ein gesundes Säure-Basen-Gleichgewicht. Bei einer täglichen Dosierung von 40–60 i.e pro Kilogramm-Körpergewicht ist eine begleitende Einnahme von 4–6 mg Magnesiumcitrat pro Kilogramm-Körpergewicht pro Tag empfehlenswert. Die Gesamttagesdosis sollte über den Tag eingenommen oder getrunken werden.
Parathormon und Knochenabbau
Durch einen Vitamin-D-Mangel kann der Körper auch nicht mehr ausreichend Kalzium aus dem Darm aufnehmen, es kommt daher zu einem Kalziumabfall im Blut. Darauf reagieren die Nebenschilddrüsen mit einer erhöhten Ausschüttung des Parathormons (PTH), was neben einer Freisetzung von Kalzium aus den Knochen wiederum eine Verminderung der Kalziumausscheidung über die Nieren bewirkt. Die Hauptfunktion des Parathormons ist die Erhöhung des Kalziumspiegels im Blut. Dazu steigert das Hormon die Aktivität der Osteoklasten, welches Kalzium aus dem Knochen löst. Vitamin D hält die Parathormon-Bildung in Schach und fördert somit die Aktivität der Osteoblasten (R Ziegler – DMW-Deutsche Medizinische Wochenschrift, 1995 – thieme-connect.com). Wie wirkt Vitamin D auf das Immunsystem mit natürlicher antibakterieller Wirkung? Der endokrine Wirkpfad hat eine Halbwertzeit von 3 Wochen. Die Hauptaufgabe ist die Regulation des Kalziumshaushalts: Vitamin D steuert hier die aktive Aufnahme von Kalzium und Phosphat im Darm und damit den Kalzium-Spiegel im Blut. Dieser wird über einen Regulationsmechanismus sensibel eingestellt. Der autokrine Wirkpfad hat eine Halbwertzeit von 24 Stunden dieser ist wichtig für den zellulären Stoffwechsel. Das Sonnenhormon sorgt für ein gesundes Gleichgewicht. Es reduziert die überschießende Immunantwort bei einer Parodontitis durch Hemmung der Osteoklasten und Aktivierung der Osteoblasten. Zellen des Immunsystems wie z. B. Makrophagen besitzen nicht nur Vitamin-D-Rezeptoren, sondern können auch in der eigenen Zelle aus dem Prävitamin D das Hormon Vitamin D bilden. So wird durch das Sonnenhormon die körpereigene Produktion von antimikrobiellen Substanzen, d. h. körpereigene Antibiotika (Cathelicidin) produziert. Daher ist es entscheidend, Vitamin D täglich zu supplementieren.
Testverfahren
Um einen Vitamin-D-Mangel auszugleichen, sollte zuallererst der aktuelle Stand im Blut gemessen werden. Es gibt Testverfahren, die in der Praxis durchgeführt werden können. Mit einem VHC-Reader, wird aus nur einem Tropfen kapillaren Bluts der Vitamin-D-Wert getestet. Die Auswertung erfolgt innerhalb von 15 Minuten direkt in der Praxis. Mit dem Sonnenallianzrechner kann eine individuelle Auswertung und Empfehlung erfolgen.
Fazit
Studien zeigen, dass die Substitution von Vitamin D und Kalzium einen positiven Effekt auf die Unterstützende Parodontale Therapie (UPT) hat (Garcia et al., 2011). Ist genügend Vitamin D vorhanden, kann der Knochen nach einer Parodontitis-Therapie gut wieder gesättigt werden mit Mineralien, Kalzium und Phosphat, die mit Hilfe des Vitamin Ds aus dem Darm zur Verfügung stehen. Wichtig hierbei ist das man den Vitamin-D-Wert in regelmäßigen Abständen testet und auf diese Weise die Patienten individuell begleiten kann.
Titelbild: Adobe Stock JulsIst
Literaturliste:
A Capozzi, G Scambia, S Lello, Supplementation with calcium (Ca) and/or vitamin D (VitD) is key to the management of osteoporosis. Other supplements like vitamin K2 (VitK2) and magnesium (Mg), Maturitas, 2020, Elsevier.
MN Garcia, CF Hildebolt, DD Miley, DA Dixon, RA Couture, CLA Spearie, u. a. One-Year Effects of Vitamin D and Calcium Supplementation on Chronic Periodontitis, Journal of Periodontology, 2011;82(1):25–32.
M Laky, K Bertl, H Haririan, O Andrukhov, R Seemann, I Volf, u. a. Serum levels of 25-hydroxyvitamin D are associated with periodontal disease. Clin Oral Invest. 1. Juni 2017;21(5):1553–8.
Tartsch, V von Baehr, Die besondere Rolle des Vitamin D, Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 2022; 17(04): 56-61.
U Gröber, M F Holick, Vitamin D – Die Heilkraft des Sonnenvitamins, Wissenschaftliche Vertragsgesellschaft mbH, 3. Auflage 2015.
R Ziegler, Der Knochen und seine Erkrankungen, DMW-Deutsche Medizinische Wochenschrift, 1995 – thieme-connect.com.
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