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Update Kariesprophylaxe

CP GABA: 2. Prophylaxe-Symposium

Eigentlich ist alles ganz einfach: “Der Dreck muss weg”. Diese These formulierten der bestens aufgelegte Moderator und Referent Prof. Dr. Johannes Einwag vom ZFZ Stuttgart und seine Kollegen beim Update Kariesprophylaxe am vergangenen Freitag im Kölner E-Werk.

Nachdem Dr. Marianne Gräfin Schmettow, Scientific Affairs CP GABA GmbH, die mehr als 200 Teilnehmer begrüßt hatte, eröffnete Prof. Dr. Johannes Einwag vom ZFZ Stuttgart die Vorträge. In der angewandten Prävention sei eigentlich alles ganz einfach: “Das Wichtigste ist, dass der Patient in seinen eigenen Worten vermittelt bekommt, was er zur eigenen Mundhygiene beitragen muss, damit er es auch sicher versteht”, sagte Einwag. Mit seinem Vortrag hielt er ein Plädoyer für Fluoride und erklärte, warum diese wirksam und sicher sind.

Der Zahn sei im Grunde genommen nichts weiter als ein Brocken Kalk. Daher seien die größten Gefahren Säure und “Schrubben”, beziehungsweise Druck. Die Säuren gelangen direkt durch die Nahrung (vor allem Obst) an die Zähne oder als Ausscheidungen der Bakterien im Biofilm. Druck könne durch ein akutes Trauma (wie bei einem Unfall) oder durch chronisch falsches Putzen auf die Zähne wirken. “Diese Dinge machen die Zähne auf Dauer kaputt, zerstören die Zahnhartsubstanz”, erklärte Einwag. Da man “Säure-Attacken” nicht vermeiden könne, müsse man sich davor schützen: Durch den eigenen Speichel, zusätzlich aufgenommene Fluoride, Fissurenversiegelungen oder Schienung.

Vier Schutzmöglichkeiten

Einwag nannte vier Optionen, um sich zu schützen. Die Ernährungslenkung, das mechanische und das chemische Biofilm-Management sowie direkten Schutz durch Fissurenversiegelungen. Die Einnahme von Fluoriden sei nach wie vor die entscheidende Maßnahme zur Kariesreduktion. “Fluoride beeinflussen nicht nur die Aktivität des Biofilms, stärken die Abwehr und schwächen die Angriffe – man weiß jetzt auch, dass sie die Oberflächen glatter machen, sodass Bakterien abrutschen”, erklärte Einwag. Er empfahl den Teilnehmern die im Internet verfügbare “Leitlinie Fluoridierungsmaßnahmen” (2012). Dort sind unter anderem Dosierungsempfehlungen für verschiedene Patientengruppen aufgegeführt – eine praktische Anleitung für die Praxis.

Genau dort knüpfte Dentalhygienikerin Ulrike Kremer vom ZFZ Stuttgart an und sprach Produkt- und Dosierungsempfehlungen aus ihrer eigenen Erfahrung aus. “Es gibt unüberschaubar viele Produkte auf dem Markt, wir müssen mit allen bestmöglich spielen”, sagte Kremer. Altersabhängig müssten verschiedene Konstellationen beachtet werden, um die Patienten optimal einzustellen und auch Fluoridosen zu vermeiden. Bei Kleinkindern könne man beispielsweise Fluoridtabletten mit fluoridfreier Zahnpasta kombinieren. Bei Schulkindern müsse man im Laufe der Zeit geschmacksabhängig “Junior-Zahnpasta” oder Zahnpasta für Erwachsene verwenden. “Irgendwann mögen die Jugendlichen die sehr süße Kinderzahnpasta selbst nicht mehr, dann kann man auf normale Paste umsteigen”, sagte Kremer.

Einen gemeinsamen Standard finden

Bei der PZR legte Kremer nahe, sich in der Praxis mit den Kollegen abzustimmen: “Die PZR ist kein geschützter Begriff, jeder macht hier etwas anderes.” Optimalerweise seien die Behandlungsschritte im QM-Handbuch der Praxis festgehalten.

Tobias Winterfeld von der Justus-Liebig-Universität Gießen stellte eine Studie zur Beobachtung der Putzgewohnheiten bei Jugendlichen (18-19) vor. Die Fragestellung hieß “Zähneputzen – wer kann es wirklich?” Verschiedene Faktoren, die der Plaque-Entfernung dienen, wurden hierbei als Gradmesser für gutes oder schlechtes Zähneputzen heran gezogen: Die Putzdauer, die Häufigkeit, verschiedene Putztechniken (BASS, KAI, etc.) und der Gebrauch von Hygiene-Hilfsmitteln.

Putzen wie zu Hause

101 Probanden wurden in die Zahnklinik bestellt und sollten wie zu Hause putzen – das völlig neuartige bei der Studie: Die während des Putzen aufgezeichneten Videos wurden mit Hilfe einer Software ausgewertet. So kann man in einer Grafik genau erkennen, welche Stellen im Mund der jeweilige Proband wann und wie lange mit der Zahnbürste bearbeitete.

Alle Probanden zeigten dabei Elemente der KAI-Technik (Kauflächen, Außenflächen, Innenflächen). Zehn Prozent erreichten beim Putzen die oralen Flächen nicht. “Dieser Missstand hat sich seit den 1940er Jahren nicht geändert”, hielt Winterfeld fest. Häufige Wechsel von der Front zu den Seiten und anders herum sowie Sprünge zwischen Ober- und Unterkiefer wurden beobachtet. Die Zahnseide benutzte einer der 101 Probanden korrekt.

Keine klare Empfehlung

Die wenigen Studien, die es zur Beurteilung des Vorteils von elektrischen gegenüber manuellen Zahnbürsten gebe, seien wenig aussagekräftig – “Die Probanden wurden bei diesen Studien nicht beobachtet. Viele benutzen elektrische Zahnbürsten exakt wie manuelle Zahnbürste, wodurch der Effekt abgeschwächt wird”, sagte Winterfeld. Zu viel Eigenbewegung, zu viel Druck. Daher könnte aktuell keine klare Empfehlung zu Gunsten von manueller oder elektrischer Zahnbürste gegeben werden.

Prof. Markus Jörg Altenburger vom Universitätsklinikum Freiburg stellte neue Wege in der Kariesprävention vor und damit mögliche Alternativen zu Fluoriden. Das in Milch enthaltene CPP-ACP (Casein) weise eine positive Beeinflussung des Bakterienstoffwechsels auf und könne damit Karies verhindern. Da es Kalzium und Phosphat speichert, helfe es bei der Remineralisation. Die Datenlage zu dieser Option sei allerdings fraglich.

Wenig zuverlässige Daten

Ähnlich zurückhaltende Aussagen machte Altenburger zu Peptiden und Hydroxylapatit. Bei ersterem gebe es keine klinischen Studien, bei letzterem ebenfalls bisher nur Laborversuche, bei denen zwar eine oberflächliche Anlagerung auf dem Zahn festgestellt werden könne, aber kein Vordringen in die Tiefe.

Viel besser sieht es bei Arginin Kalziumkarbonat aus: Die Aminosäure Arginin lagert sich in Dentinkanälchen ab und verschließt diese gemeinsam mit Kalziumkarbonat – dieses System wird bereits bei der Behandlung von hypersensitiven Zähnen verwendet. “Warum sollte es also auch in der Kariesprävention Beachtung finden? Da die Wirkstoffe den Bakterienstoffwechsel beeinflussen”, erklärte Altenburger. Die Bakterien nehmen Arginin auf, der pH-Wert steigt auf ein fast neutrales Niveau und die Demineralisation nimmt ab – es wird keine Säure mehr produziert. Das bewirkt die Remineralisation und ein sehr gutes Aushärten von Läsionen. Im Vergleich zu den weiteren Alternativen sei die Wirksamkeit von Arginin darüber hinaus in sehr guten Studien mit mehr als 5000 Teilnehmern und über einen Zeitraum von zwei Jahren belegt.

Die CP GABA GmbH hatte bereits im Mai die elmex Kariesschutz Professional Zahnpasta mit innovativem Zuckersäuren-Neutralisator und Fluorid auf den Markt gebracht.



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