Das Thema Dentinhypersensibilität (DHS) ist zunehmend präsent, sei es aufgrund ungesunder Ernährungsgewohnheiten oder auch sehr gesunder Gewohnheiten. Gerade bei Vegetariern und Veganern sind des Öfteren empfindliche Zähne zu beobachten, da sie sehr viel Obst und Gemüse zu sich nehmen. Falsche Putztechnik sowie parodontal geschädigte Gebisse mit freiliegenden Zahnhälsen nehmen immer mehr zu.
Manchmal ist es „nur“ ein kleiner Schmerz an einer bestimmten Stelle der Zähne, wenn man einen heißen Kaffee trinkt oder in ein kaltes Eis beißt. Deshalb verschweigen Patienten gerne die Probleme, die sie mit DHS haben. Für Dentalhygienikerin Romy Werner ist deshalb bereits bei der Anamneseabfrage klar, dass sie das Thema mit anspricht. „Ich frage immer nach Vorkommnissen, Beschwerden und Empfindlichkeiten – also speziell ob die Zähne auf thermische Reize reagieren“, erklärt Werner. Dadurch weiß die DH direkt, wie sie die Prophylaxebehandlung und die Beratung gestalten muss.
Säurezufuhr vermeiden
Generell sollten DHS-Patienten eine häufige Säurezufuhr durch Nahrung oder Getränke vermeiden. Das heißt auch, darauf zu achten, wenige oder keine Softdrinks zu sich zu nehmen. Werner empfiehlt zudem, Salat mit viel Essig, der speziell im süddeutschen Raum gerne gegessen wird, durch Alternativen zu ersetzen. Sehr viele Obst- bzw. Südfrüchtesorten wie Ananas, Orangen oder Zitronen sollten vermieden werden. Romy Werner versucht ihren Patienten zu vermitteln, dass beim Genuss von Getränken und Lebensmitteln der pH-Wert im Mundraum auf 5 bis 5,5 absinkt und die Demineralisation beim Zahnschmelz beginnt (beim Dentin ab einem pH-Wert von 6 bis 6,9).
Für die häusliche Mundhygiene empfiehlt die Expertin ihren Patienten, die von Dentinhypersensibilität betroffen sind, eine elektrische Zahnbürste. „Der Vorteil besteht neben der gründlicheren Reinigung in der Andruckkontrolle und der Option eines Sensitivmodus.“ Diese Features könne eine Handzahnbürste nicht bieten, und der Putzdruck sei bei den Patienten meistens viel zu hoch.
Spezielle Zahnpasta für empfindliche Zähne
Auch eine Zahnpasta mit desensibilisierenden Wirkstoffen (z.B. Elmex Sensitiv Repair & Prevent oder Sensodyne Sensivität & Zahnfleisch) empfiehlt Werner ihren Patienten. Dabei gilt für die Expertin: Wenn der Patient nach 14 Tagen keine Besserung verspürt, eine Zahnpasta mit einem anderen Wirkstoff ausprobieren. „Gerne empfehle ich meinen Patienten auch das GC Tooth Mousse zur täglichen zusätzlichen Anwendung. Dieses wirkt auf Kalziumbasis, man kann es am Abend mit dem Finger auf die Zähne auftragen und über Nacht dort belassen.“
Wenn die häusliche Mundhygiene schon schmerzhaft für DHS-Patienten sein kann, wie ist es dann erst mit der Prophylaxebehandlung in der Praxis? Werner hat auch dafür die passenden Tipps: „Ich trage bei diesen Patienten immer eine dicke Schicht Tooth Mousse auf und lasse diese etwa fünf Minuten einwirken.“ Ein Zahnsteinentfernungsgerät (ZEG) benutzt die Dentalhygienikerin nur, wo es nötig ist, und achtet darauf, dass sie das Wasser von oben her absaugt und der Sauger nicht direkt an den Zahn gehalten wird. „Oftmals ist dieser Luftsog das Schmerzhafteste für die Patienten.“
Polieren und Fluoridieren
Wenn man in der Praxis ein Pulver-Wasserstrahl-Gerät der neueren Generation zur Verfügung habe, könne man versuchen, es auch bei Patienten mit schmerzempfindlichen Zähnen zu benutzen, rät Werner. Toleriert der Patient dieses Vorgehen aber nicht, muss abgebrochen werden und nach der obligatorischen Arbeit mit Handinstrumenten mit Polierpaste poliert und im Anschluss fluoridiert werden. „In schweren Fällen kann man das freiliegende Dentin mit einem Versiegelungsschutz behandeln, um die Dentintubuli zu versiegeln.“ Bei der Abschlusspolitur sollte man mit einer niedrig abrasiven Polierpaste und einem weichen Polierkelch arbeiten. Dann habe man in den meisten Fällen keine Probleme mehr.
Die Erfahrung der DH zeigt, dass bei den meisten Patienten nach diesem Vorgehen eine Linderung einsetzt, die von Behandlung zu Behandlung besser wird. Voraussetzung dafür sei aber eine gute häusliche Compliance.
Die gute Nachricht: Auch wenn im Alter bei vielen Patienten die Probleme eher zunehmen, gilt dies nicht für die Dentinhypersensibilität. Natürlich habe man es bei den älteren Patienten mit weit fortgeschrittenen Rezessionen und freiliegenden Wurzeloberflächen zu tun, aber im Alter hat sich der Zahnnerv infolge Tertiärdentinbildung so weit zurückgezogen, dass DHS oft kein Thema mehr ist.
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