Für Patienten mit prothetisch aufwendigen und kostenintensiv sanierten Gebissen ist die regelmäßige Prophylaxesitzung genauso wichtig, wie für Patienten, die noch ihre natürlichen Zähne haben.
Konsequente Hygienemaßnahmen rund um den Zahnersatz sind erforderlich, um die gesunden Verhältnisse in der Mundhöhle zu erhalten, die Lebensdauer des Zahnersatzes zu verlängern und die Keimbelastung für den Gesamtorganismus zu reduzieren. Somit sind Inspektion, professionelle Reinigung und vor allem die Instruktion zur häuslichen Reinigung des herausnehmbaren Zahnersatzes ein wichtiger Part in der Prophylaxestunde.
Regelmäßige Neubeurteilung des Verschmutzungsgrads
Herausnehmbarer Zahnersatz bietet ideale Bedingungen für das Wachstum von Bakterien und Pilzen im Biofilm. “Deshalb empfehle ich in jeder Prophylaxesitzung eine Neubeurteilung des Verschmutzungsgrads der Prothese”, sagt DH Klaudia Diertrich. Zur Inspektion eignet sich dafür die Lupenbrille. Zahnstein, hartnäckige Verfärbungen, Biofilm basal oder in schwer zugänglichen Bereichen wie in Sekundärteleskopen sind für die meist älteren Patienten schwer erkennbar.
Je nach Verschmutzungsgrad rate ich zu einer professionellen Reinigung und Aufbereitung des Zahnersatzes im Labor. Dort wird der Kunststoff porentief gereinigt und desinfiziert, Verfärbungen werden entfernt sowie der Kunststoff auf Hochglanz poliert. Der geringe finanzielle Mehraufwand ist für den Patienten in jedem Fall lohnenswert. Meine Empfehlung für einen hygienischen Standard in der Prophylaxe lautet: ein bis zwei Mal jährlich die Prothese zur professionellen Reinigung und Aufbereitung ins Labor schicken.
Antibakterielle Lösungen
Während der Prophylaxestunde bade ich den herausnehmbaren Zahnersatz in antibakteriellen Lösungen. Dazu eignen sich Chlorhexidin oder auch Spüllösungen mit ätherischen Ölen. Ein Ultraschallbad ist ebenfalls sehr wirksam. Bevor der Zahnersatz dann wieder eingegliedert wird, sollte er mit einem speziellen Reinigungsschaum sanft abgebürstet werden.
Wichtig ist es auch, dem Patienten zu zeigen, wie er seine Prothese zu Hause reinigt. Denn die tägliche Reinigung ist entscheidend.
Sinnvoll ist es, eine Prothesenreinigungsbürste zu benutzen, deren Borsten widerstandfähiger als die einer einfachen Zahnbürste sind. Außerdem können ältere Patienten die deutlich größere Prothesenreinigungsbürste besser halten. Ich demonstriere stets die richtige Anwendung der Bürste anhand des eigenen Zahnersatzes. Zur Reinigung empfiehlt sich eine spezielle Prothesenreinigungspaste oder ein Reinigungsschaum, diese reinigen schonend und haben eine hohe Reinigungswirkung. Die Prothese sollte zwei Mal täglich gereinigt werden.
Prothese in Mundspüllösung baden
Zudem rate ich, sowohl die Prothesen als auch die Prothesenbürste regelmäßig in antibakteriellen Mundspüllösungen zu baden. Für den häuslichen Gebrauch eignen sich Mundspüllösungen ohne Nebenwirkung. Dazu empfehle ich vor allem Spüllösungen auf der Basis von ätherischen Ölen.
Die meisten Schäden an der Prothese entstehen, wenn sie dem Patienten bei der Reinigung im Waschbecken aus der Hand gleitet. Helfen kann da eine ganz einfache Maßnahme: Füllt man das Waschbecken mit Wasser, dient die Flüssigkeit als Stoßdämpfer und kann kostenintensive Reparaturen verhindern.
Beratung, Instruktion, Dokumentation
Mit einer extra weichen Zahnbürste reinigt der Patient zum Abschluss noch seinen Kieferkamm. Von Zahnersatz bedeckte Mundschleimhäute sind der ideale Nährboden für Plaque und bilden die Grundlage von Mykosen. Eine antibakterielle Mundspüllösung wirkt unterstützend und sichert das Reinigungsergebnis.
Alle Informationen zur häuslichen Reinigung des Zahnersatzes sollte der Patient zudem als individualisierte Empfehlungsbroschüre an die Hand bekommen. Nicht zu vergessen ist nach der intensiven Beratung und Instruktion die Dokumentation in der Praxis.
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