Dentale Erosionen zählen zu den großen Herausforderungen im zahnmedizinischen Praxisalltag. Immer häufiger sind junge Erwachsene vom säurebedingten Verlust der Zahnhartsubstanz betroffen. Ein besonderes Problem stellt dabei die klinische Diagnose im Frühstadium dar.
Die Zahlen sind alarmierend: Laut der aktuellen europäischen Studie zur Prävalenz von Zahnerosion bei 3000 jungen Erwachsenen zwischen 18 und 35 Jahren zeigen bereits 30 Prozent erste Anzeichen von Zahnschmelzabbau. Bis zu einem gewissen Grad ist dieser Abbau physiologisch und eine natürliche Abnutzungserscheinung. Daher sind Erosionen im jungen Alter ein pathologisches Phänomen.
Eine Ursache für den zunehmenden Zahnschmelzabbau liegt in dem veränderten Lebensstil und Gesundheitsbewusstsein. Immer mehr Menschen ernähren sich gesund und konsumieren Fruchtsäfte, Früchte oder Salate mit Essigdressings. Was für die allgemeine Gesundheit förderlich ist, kann Auswirkungen auf den Zahn haben: Die in diesen Nahrungsmitteln enthaltenen Säuren erweichen den Zahnschmelz, was unmittelbar zu einem Verlust an zahnhärtenden Mineralien führt und langfristig die Zahnmorphologie verändert. Als kritisch gelten dabei Lebensmittel mit einem niedrigen pH-Wert von 4,5 oder weniger. Dazu zählen beispielsweise Cola, Sportgetränke und Weißwein, aber auch Obst und Sauerkraut.
Neben diesen extrinsischen Ursachen über die Nahrungsmittel können Erosionen auch intrinsisch bedingt sein, wenn die Zähne beispielsweise durch Reflux häufig der Magensäure ausgesetzt sind.
Klinisches Erscheinungsbild
Zahnhartsubstanz kann auch durch mechanische Prozesse wie zum Beispiel intensives Zähneputzen und Abrasivstoffe in Zahnpasten oder Nahrungsbestandteilen verloren gehen. Klinisch ist das als Abrasion oder keilförmiger Defekt erkennbar. Abrasionen treten häufig an freiliegenden Wurzeloberflächen auf und legen das weiche Dentin frei. Als Attrition wird der Zahnhartsubstanzverlust durch Zahnpressen und Bruxismus bezeichnet. Diese Defekte treten an Inzisalkanten und Okklusalflächen der antagonistischen Zahnreihen auf. Ein weiteres Erscheinungsbild von Zahnhartsubstanzdefekten sind durch eine exzentrische Überbelastung der Zähne bedingte Abfraktionen. Dabei entstehen Mikrorisse und -aussprengungen an der Schmelz-Zement-Grenze.
Säurebedingter Zahnschmelzabbau ist im Frühstadium durch glatte, matt glänzende Schmelzoberflächen sowie lokal okklusale und inzisale Eindellungen erkennbar. Die Zähne wirken gelblicher, weil das Dentin durch den dünner werdenden Schmelz durchscheint. Im weiteren Verlauf kommt es zur Abrundung und Eindellung der Okklusionsflächen im Seitenzahnbereich. Da Erosionen irreversibel sind, ist die Diagnose im Frühstadium umso wichtiger.
Die größte Herausforderung besteht in der eindeutigen Abgrenzung von anderen Läsionen. Die Schwierigkeit bei der Diagnose: Die Patienten spüren anfangs keine schmerzhaften Reize. Daher spielt die Ana‧mnese eine wichtige Rolle. Einen solchen schwer diagnostizierbaren Fall erlebte die Zahnmedizinische Prophylaxeassistentin Michaela Quick: „Bei mir stellte sich ein 20-jähriger Patient mit seidenglänzenden Oberflächen und leichten Eindellungen im Frontzahnbereich vor. An den Molaren zeigten sich jedoch keine Läsionen, daher ging ich zunächst von Putzdefekten aus. Auf Nachfrage stellte sich jedoch heraus, dass der Patient nachts seinen Durst mit Red Bull, Cola oder Fanta stillte. Somit konnte ich einwandfrei erosionsbedingte Defekte diagnostizieren.“
Behandlung
Ist die Diagnose gestellt, müssen im Rahmen der Anamnese die Ursachen für die Säureexposition identifiziert und beseitigt werden. Das gelingt laut Quick am besten mit einem Ernährungstagebuch: „Damit erhalte ich nicht nur einen Überblick darüber, was der Patient zu sich nimmt, sondern auch wie und wie oft.“ Sie empfiehlt den betroffenen Patienten, säurehaltige Lebensmittel achtsam zu genießen und kal‧zium‧haltige Produkte wie Joghurtdressings, Quark oder Käse zu bevorzugen. Generell sei es ratsam, säure- und zuckerhaltige Getränke nicht schluckweise über einen längeren Zeitraum zu konsumieren, sondern zügig zu leeren.
Empfehlenswert zur Minimierung des Zahnschmelzabbaus sind fluoridhaltige Mundspülungen (zum Beispiel Sensodyne Proschmelz Täg‧liche Mundspülung), da sie im Unterschied zu Wasser einen zusätz‧lichen Schutz vor Säureangriffen bieten. Erhöht wird der Schutz durch die regelmäßige Verwendung einer fluoridhaltigen Zahnpasta. „Ich empfehle meinen Erosionspatienten Sensodyne Proschmelz Zahnpasta. Außerdem sollten sie eine weiche Zahnbürste und eine sanfte Bürsttechnik verwenden. Ich lasse mir von meinen Patienten zeigen, wie sie ihre Zähne putzen, und leite sie dann entsprechend an. Auch Verwender von elektrischen Zahnbürsten sollten darauf achten, einen Sensitiv-Aufsatz zu benutzen“, erklärt Quick.
Eine regelmäßige und systematische Prophylaxe sowie eine kontinuierliche Motivation für die richtige Mundhygiene und Ernährungsweise sind bei diesen Patienten die Voraussetzung, um dem weiteren Zahnschmelzabbau entgegenzuwirken.
KEINE KOMMENTARE