Bereits zum vierten Mal veranstaltete CP Gaba ein Prophylaxe-Symposium. In Würzburg standen für die rund 300 Teilnehmer dabei die praktische Parodontologie sowie Prophylaxeansätze im Fokus des Programms.
Die Prophylaxeexperten von CP Gaba, rund um das Team von Scientific Affairs-Managerin Dr. Marianne von Schmettow, hatten für das Symposium hochkarätige Referenten eingeladen. Die Teilnehmer, zu einem großen Teil Prophylaxeexpertinnen aus den Praxisteam, aber auch einige Zahnärzte, erhofften sich von der Veranstaltung vor allem neue Ansätze für ihren Alltag.
Den Anfang machte PD Dr. Gregor Petersilka, Würzburg, der sich in seinem Vortrag mit der Parodontaldiagnostik befasste. So viel Neues gebe es im Gebiet der Parodontologie gar nicht, musste er zugeben. „Aber es werden momentan viele alte Wege neu beschritten und Ansätze überdacht“, sagte Petersilka. So sei die Vielfalt des parodontalen Biofilms in der Vergangenheit maßlos unterschätzt worden. Auch die Sinnhaftigkeit der mikrobiellen Diagnostik nach zwei bis drei Leitkeimen stehe deshalb auf dem Prüfstand.
Keine Panik in der Parodontologie
Petersilka berichtete, dass die Suche nach der idealen Zielgröße in der PA auch im Umbruch begriffen sei. Galten bisher das mikrobiologische Ziel, die Keimzahl zu reduzieren sowie klinisch die Anzahl der tiefen Taschen zu reduzieren, stünde nun im Fokus, die Anzahl der Stellen zu reduzieren, die trotz Behandlung weiter Attachment verlieren.
Generell warnte Petersilka in der Parodontologie vor Panik. „Studien zeigen, dass die Parodontitis ohne Behandlung pro Jahr im Mittel um 0,1 bis 0,2 Millimeter voranschreitet.“ Deshalb rät er zu einer wohl überlegten Diagnostik aus der sich dann die Therapie ableiten lasse. Als Beispiele definierte Petersilka das Bluten auf Sondierung sowie die Taschensondierungstiefe („Immer gut dokumentieren!“).
Klare Abgrenzung zur UPT
Die Prophylaxe bezeichnete DH Sylvia Fresmann, Dülmen, als Erfolgsfaktor. Immer mehr Zahnarztpraxen würden zu einer Praxispositionierung durch die Prävention übergehen. Für Fresmann sei dies der richtige Weg. Wobei sie die Teilnehmer noch einmal auf die klare Abgrenzung zwischen Prävention/Prophylaxe und der Unterstützenden Parodontal-Therapie (UPT), bei der ein Patient bereits die PA durchlebt hat, aufmerksam machte. Anschließend führte die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygienikerinnen (DGDH) die Teilnehmer durch eine Prophylaxesitzung. Ihr Tipp: den Patienten generell nicht zu viele Hilfsmittel für die häusliche Mundhygiene empfehlen: „Mehr als drei Hilfsmittel sind unrealistisch.“
Mit der chemischen Plaquekontrolle befasste sich Prof. Dr. Stefan Zimmer in seinem ersten Vortrag. Diese sei überhaupt nur nötig, so Zimmer, da die Realität der mechanischen Plaqueenfernung der Patienten ernüchternd sei. Vollständige Entfernung sei kein realistisches Ziel. Im Alltag sehe es so aus: Patienten haben typische Putzmuster, putzen oft nur bestimmte Stellen. Und das sind Studien, an denen Patienten im Alter von 18 bis 60 Jahren teilgenommen haben. „Wie sieht es aber bei den jüngeren und vor allem noch älteren Patienten aus“, fragte Zimmer.
Fester Platz in der täglichen Mundhygiene
Unterstützend wirken könnten hier Mundspüllösungen, die der Prophylaxe-Experte klar von den Mundwassern („keine präventive Wirkung“) abgrenzte. Für ihn haben die Spülungen einen festen Platz in der täglichen Mundhygiene, da sie die Prävention von Karies, Gingivitis und Parodontitis unterstützen, antimikrobielle Wirkung haben und aufgrund ihres Fluoridgehalts.
Zimmer unterscheidet Mundspüllösungen in zwei Gruppen. Die, die eine Anti-Plaque-Wirkung besitzen und solche, die eine Plaque-reduzierende Wirkung besitzen. Der „Goldstandard“ sei nach wie vor Chlorhexidin, aufgrund der langanhaltenden Wirkung, der Wirksamkeit gegen vielfältige Kariesformen und der Erfolge bei der Hemmung von Plaquebildung. Chlorhexidin besitze zwar Nebenwirkungen, aber, das betonte Zimmer, anders als vielfach behauptet werde, führe auch eine langjährige Anwendung von Chlorhexidin 0,2% nicht zu einer Verschiebung der Mundflora. Typische Nebenwirkungen seien hingegen Verfärbungen oder Geschmacksstörungen. Diese seien aber reversibel.
Zimmer wies auf die Vorteile von Mundspüllösungen, gerade bei Patienten mit Wurzelkaries hin. „Hier ist die Empfehlung eigentlich ein Muss“, sagte er. Generell empfiehlt er Mundspüllösungen, die Fluoride enthalten, vor allem, wenn diese zweimal täglich angewendet würden.
Problemfall Verfärbungen?
PD Dr. Cornelia Frese, Heidelberg, ging in ihrem Vortrag genauer auf den Problemfall Verfärbungen ein, inklusive der Definitionen von intrinsischen und extrinsische Verfärbungen. Dabei seien Verfärbungen oft gar kein solcher Problemfall. „Wenn sie ihre Patienten aufklären, dass Verfärbungen durch Mundhygieneprodukte entstehen können, diese aber auch leicht wieder entfernbar sind, gibt es gar keine Probleme“, erklärte Frese.
Wichtig war der Referentin, die Teilnehmer auch darauf hinzuweisen, dass es bei den Patienten zu großen individuellen Variationen kommen kann, was die Verfärbungen angeht. Dafür ist zum einen die Mundhygiene verantwortlich. „Wenn der Patient eine effektive Plaquekontrolle hat, bekommt er auch weniger Verfärbungen." Weitere Faktoren seien der Zustand der Zahnhartsubstanz (poröser Schmelz, insuffiziente Restaurationen etc.) sowie die Art der Ernährung, das Rauchen und die Qualität des Speichels.
Fluoride: Mehr als "nur" Kariesprävention
Fluoride standen in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik. Warum das Unsinn ist, und warum Fluoride deutlich mehr können, als kariespräventiv zu wirken, zeigte Dr. Karolin Höfer, Köln. Die Spezialistin für Kinderzahnheilkunde zeigte natürlich auch, wie eine akute Toxikologie durch Fluoride entstehen könnte. Dies sei aber mehr als unwahrscheinlich und dazu mindestens eine Dosis von fünf Milligramm Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht notwendig. Auftretende Symptome sind dann Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Magenschmerzen.
Auch eine chronische Intoxikation ist möglich. Dafür müsste der Patient über mehrere Monate oder Jahre eine tägliche Fluoriddosis von mehr als 1,5 Milligramm einnehmen. In der Schmelzbildungsphase kann dann eine Dentalfluorose entstehen. Diese ist aber meist nur an den permanenten Zähnen sichtbar, kein medizinisches Problem sondern ein ästhetisches, und die betroffenen Zähne sind dann besonders kariesresistent.
Neben der Kariesprophylaxe erläuterte Höfer auch weitere Wirkungen. So würde die Verbindung von Aminfluorid und Zinnfluorid eine antimikrobielle Wirkung besitzen. Gerade deshalb sei diese Kombination bei Gingivitis indiziert. Weitere Indikationen seien Halitosis und Dentinhypersensibilitäten.
"Heikles" Thema: Fluoridgehalt von Kinderzahnpasten
Zum Abschluss des Symposiums blickte Zimmer in seinem zweiten Vortrag noch einmal auf die Aufgaben und Inhaltsstoffe von Zahnpasten. Pflichtinhaltsstoffe in einer Zahnpasta („Kosmetika mit medizinischer Wirksamkeit“) für Zimmer sind Fluoride, Abrasivstoffe und Tenside. Zur „Kür“ gehören Inhaltsstoffe, die bedarfsorientiert sind, etwa antimikrobiell, desensibilisierend, remineralisierend oder mit Anti-Zahnstein-Wirkung.
Ein Thema, das kaum jemand ansprechen wolle, wie es Zimmer formulierte, sei der Fluoridgehalt in Kinderzahnpasten. Dieser sei mit etwa 500 ppm deutlich niedriger angesetzt, als in Erwachsenen-Zahnpasten (etwa 1500 ppm). Eine Meta-Analyse hat aber bereits 2010 festgestellt, dass Zahnpasten mit 440, 500 und 550 ppm Fluorid keine signifikante kariespräventive Wirkung zeigten. Die European Academy of Paediatric Dentistry (EAPD) empfehle übrigens ab dem zweiten Geburtstag einen Fluoridgehalt von 1000 ppm in der Zahnpasta, regte Zimmer die Teilnehmer zum Nachdenken an.
KEINE KOMMENTARE