Um herauszufinden, ob hundertprozentig saubere Zähne überhaupt möglich sind, führte das Institut für Medizinische Psychologie der Universität Gießen eine Studie durch, in der es die Mundhygiene von Zahnputz-Profis unter die Lupe nahm.
Eine gründliche Mundhygiene ist wichtig, um Krankheiten wie Karies oder Parodontitis vorzubeugen. Das wissen die meisten Patienten, doch selbst wenn sie sich zweimal täglich die Zähne putzen, schaffen es nur wenige, ihre Zähne gut zu reinigen. Immer wieder bemängeln Zahnärztinnen und Zahnärzte die unzureichende Mundhygiene vieler Patientinnen und Patienten.
Profis reinigen auch nicht perfekt
Um herauszufinden, wie sauber man die Zähne durch das Putzen mit einer Handzahnbürste und die Nutzung von Hilfsmitteln zur Zahnzwischenraumhygiene überhaupt bekommen kann, führten Prof. Dr. Renate Deinzer vom Institut für Medizinische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und ihre Mitarbeiterin Dr. Daniela Harnacke, eine Studie durch. Unter dem Titel „Finding an upper limit of what might be achievable by patients: oral cleanliness in dental professionals after self-performed manual oral hygiene“ hat die Psychologin jetzt die Ergebnisse vorgelegt. Diese besagen: Auch Profis reinigen offenbar ihre Zähne und ihr Zahnfleisch nicht durchweg perfekt.
Die Studie wurde kürzlich online publiziert. Es wurde dabei an acht Universitätszahnkliniken das Zahnputzverhalten von 64 Zahnärztinnen und Zahnärzte, 33 Studierenden der Zahnmedizin sowie 30 zahnmedizinischen Fachangestellten untersucht. Sie alle wurden gebeten, sich die Zähne mit einer Handzahnbürste zu reinigen; zudem stellte man ihnen Hilfsmittel für die Reinigung der Zahnzwischenräume zur Verfügung. Vor und nach der Reinigung der Zähne wurden die Zahnbeläge erfasst.
Kein Unterschied zwischen ZFA und Zahnarzt
Das Ergebnis der Untersuchung: Nach dem Putzen habe man nur wenige Beläge auf den Zähnen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefunden. Dabei haben sich die unterschiedlichen Berufsgruppen nicht voneinander unterschieden. Die meisten (96 Prozent) zeigten mehr als 70 Prozent saubere Flächen am Zahnfleischrand; drei Viertel der untersuchten Personen wiesen an 89 Prozent der Flächen am Zahnfleischrand keine Beläge auf. Zahnmedizinische Laien erreichen bei demselben Test selten mehr als 50 Prozent sauberer Flächen, oft weniger als 30 Prozent.
Systematik ist wichtig
Deinzer kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Es ist also grundsätzlich möglich, mit einer Handzahnbürste und Hilfsmittel zur Reinigung der Zahnzwischenräume eine fast 100-prozentige Sauberkeit zu erreichen.“ Aber sie schränkt zugleich ein: „Die ,Zahn-Profis‘ haben gegenüber den Patientinnen und Patienten allerdings auch einige Vorteile.“ Die untersuchten Personen wiesen insgesamt eine gute Mundhygiene auf und hatten nur in wenigen Fällen Zahnfleischentzündungen. Es waren nur selten Kronen oder andere „Hindernisse“ vorhanden, die eine Reinigung erschweren können. Und: „Die Profis wissen, worauf es ankommt“, betont Deinzer. „Es ist besonders wichtig, die Beläge am Zahnfleischrand zu entfernen. Auch sollte man Zähne und Zahnfleisch nicht ,irgendwie‘, sondern systematisch putzen, um keine Fläche zu vergessen.“
Genau erklären, worauf es ankommt
Studienleiterin Deinzer zieht folgendes Fazit: „Eine Möglichkeit, die Mundhygiene der Patientinnen und Patienten weiter zu verbessern, könnte darin bestehen, noch genauer zu erklären, worauf es wirklich ankommt: auf den Zahnfleischrand und darauf, dass wirklich alle Zähne von innen und außen gereinigt werden. Außerdem dürfen auch die Zahnzwischenräume nicht vergessen werden. Unbedingt sollte man eine Systematik beim Putzen etablieren, damit kein Zahn und keine Fläche vergessen werden.“
Quelle: Justus Liebig Universität Gießen
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