Das Wasser in der Praxis unterliegt besonderen Hygienevorschriften, um Euch und Eure Patienten vor Infektionen zu schüzen. Aber das normale Leitungswasser an sich wird bereits aufwendig aufbereitet. Kann man es deshalb sorglos trinken? Gerüchte zu Medikamentenresten im Trinkwasser oder auch einem zu hohen Kalkgehalt kommen immer wieder auf. Wir haben uns für Euch informiert, was es damit auf sich hat.
Leitungswasser bietet viele Vorteile: Es ist das bestüberwachte Lebensmittel in Deutschland und immer verfügbar. Du musst nicht erst einkaufen fahren und es mühsam in die Wohnung tragen. Wasserhahn auf und schon ist es da. Zudem kostet es in Deutschland durchschnittlich nur 0,2 Cent pro Liter, ein Liter Mineralwasser hingegen kostet in der Regel zwischen 19 und 50 Cent.
Oftmals handelt es sich bei Leitungswasser um Grundwasser oder Uferfiltrat, z. B. Wasser aus dem Rhein. Aber bevor es in unsere Leitungen gelangt, reinigt das Wasserwerk das Wasser von Krankheitserregern und anderen Rückständen, damit es klar und rein ist. Das funktioniert zunächst über Sauerstoff, der dem Wasser zugesetzt wird, um Metalle wie Eisen und Mangan herausfiltern zu können. Sie reagieren mit dem Sauerstoff und flocken im Wasser auf. Danach durchläuft das Wasser für zwei Stunden einen Filter aus Hydroanthrazit-Kohle, Quarzsand und Aktivkohle und wird dann zusätzlich mit UV-Licht bestrahlt, um mögliche Keime zu eliminieren. Danach ist das Leitungswasser zum Trinken geeignet.
Kalk im Leitungswasser
Trotz dieses großen Aufwands gibt es immer wieder Gerüchte, Leitungswasser enthielte Medikamentenreste, Keime und zu viel Kalk. Die Aufbereitung im Wasserwerk entfernt jedoch eventuell vorhandene Keime. Und auch Medikamentenreste sind, wenn überhaupt, laut Verbraucherzentrale in so geringen Mengen vorhanden, dass sie unschädlich sind. Aber das Leitungswasser kann tatsächlich einen hohen Kalkgehalt aufweisen. Das lässt sich ganz einfach beim lokalen Wasserversorger erfragen. Sollte das Wasser zu viel Kalk enthalten, gibt es unterschiedliche Filtersysteme für zuhause, mit denen Du das Wasser zusätzlich filtern kannst.
Neben der Möglichkeit, das Leitungswasser zu filtern, kannst Du außerdem das Wasser mit Kohlensäure versetzen. Nicht jeder ist ein Fan von stillem Wasser und wenn Du es lieber sprudelnd magst, gibt es unterschiedliche Systeme, dem Leitungswasser Kohlensäure zuzuführen. Teilweise sind hier ein Filter und Kohlensäure miteinander kombiniert. Das Wasser wird zuerst gefiltert und dann über eine Gaskartusche mit Kohlensäure versetzt.
Auswirkungen der Landwirtschaft
Ein weiterer Problemfall sind Nitrate. Nitrat kommt vor allem in Gülle vor, welche die meisten Landwirte in Deutschland als natürliches Düngemittel einsetzen. Doch dadurch gelangt es ins Grundwasser und ins Leitungswasser. Laut Trinkwasserverordnung dürfen höchstens 50 Milligramm Nitrat pro Liter Trinkwasser enthalten sein. 2018 lagen 17,3 Prozent der Messstellen über diesem Wert (Umweltbundesamt). Es finden jedoch regelmäßige Kontrollen statt und es gibt Projekte, um den Nitratgehalt zu senken. Wer sich dennoch Sorgen macht, kann auch hier auf die Wasserfilter für Zuhause zurückgreifen und das Leitungswasser zusätzlich säubern. Wichtig ist aber, die Filter regelmäßig zu wechseln und auch die Behälter zum Filtern zu säubern.
Insgesamt gilt es als unbedenklich, Leitungswasser zu trinken (Verbraucherzentrale). Hinzu kommt, dass es nicht nur Geld spart (und in vielen Fällen auch Plastikmüll), sondern auch viel lästiges Schleppen. Letztendlich bleibt es aber Geschmackssache, für welches Wasser Du Dich entscheidest – ob gekauft, gefiltert oder ungefiltert aus dem Wasserhahn.
Quellen: WDR Haushaltscheck, Umweltbundesamt, Verbraucherzentrale
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