Hören Sie zu und lassen Sie Raum für Nichtmedizinisches. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, die Tagesform Ihrer Patienten einzuschätzen. Sie können Ängste erahnen, die unter anderem signifikant die Gesundheit der Zähne beeinflussen (Guentsch et al., 2017), und auch ein Gefühl von Geborgenheit schaffen, wenn Ihre Patienten feststellen, dass Sie nicht vergessen haben, dass sie bei der letzten Behandlung über die Planung der großen Reise nach Portugal sprachen.
Kommunikatives Fingerspitzengefühl spielt auch bei der Erhebung der klinischen Befunde und der Anamnese eine wichtige Rolle. Wenn man sich dem medizinischen Teil zuwendet, bietet sich eine Überleitung an wie: „Und wie geht es Ihnen gesundheitlich gerade? Hat sich etwas verändert?“ Die allgemeine Anamnese sollte vor der Erhebung der klinischen Befunde aktualisiert werden.
Die Frage nach der aktuellen Effektivität und Praktikabilität in der Umsetzung der häuslichen Mundhygiene rundet das Bild ab und gibt wertvolle Informationen darüber, welche Schritte noch modifiziert werden müssen. Die klinische Befundung stellt eine wichtige Basis in der individualisierten Empfehlung der Dreifachprophylaxe (mechanische Reinigung der Zähne – Interdentalraumreinigung – Softchemoprävention) dar. Deshalb ist es unerlässlich, diese gewissenhaft durchzuführen und in den nachfolgenden Recallsitzungen zu dokumentieren.
Befunderhebung für die Prophylaxe
Der beispielhafte Ablauf der Erhebung der klinischen Befunde könnte wie folgt aussehen: Zunächst sollte eine Erhebung des Parodontalen Screening Index (PSI) mit der WHO-Sonde bei jeder Patientenbehandlung unabhängig von ihrer Abrechenbarkeit in den Ablauf der dentalhygienischen Behandlung implementiert sein. Bis zu einem Code 2 lautet die Verdachtsdiagnose Gingivitis, ab einem Code 3 handelt es sich um Parodontitis. Die in Abhängigkeit vom Code je Sextant sich ergebenden weiterführenden klinischen Befunde (s. Abb. 1) bestimmen den Schweregrad und die Ausprägung (lokalisiert und/oder generalisiert) und somit auch die entsprechenden therapeutischen Konsequenzen. Im Fall eines PSI Code 2, mit der Verdachtsdiagnose Gingivitis zeigt das Beispiel in der weiterführenden Befundung zunächst den Papillenblutungsindex (PBI) (Saxer & Mühlemann, 1975). Dieser Index sagt etwas über die gingivale Entzündungssituation aus. Zur Beurteilung der Effizienz der mechanischen Reinigung der Zähne wurde in diesem Beispiel der Quigley-Hein-Index (QHI) (Quigley & Hein, 1962) gewählt. Die Ergebnisse gilt es dann zu interpretieren und dem Patienten zu kommunizieren.
Patientencompliance für die Prophylaxe stärken
Um die Compliance in der Umsetzung der Dreifachprophylaxe der Patienten zu stärken, müssen Praxismitarbeiter für eine wirkungsvolle Kommunikation eine hohe soziale Kompetenz besitzen. Dies stellt im Kontext einer Praxis hohe Anforderungen an den Behandler und das gesamte zahnärztliche Team. Für eine qualitativ hochwertige Betreuung und zufriedene Patienten sollte das dentalhygienische Fachpersonal zahnmedizinisches Fachwissen und kommunikative Kompetenzen besitzen, da diese Verbindung auch in den Praxen eine immer größere Rolle spielt.
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