Spricht man über Speichel, so fallen häufig Begriffe wie Xerostomie, Hyposalivation oder Mundtrockenheit. DH Heike Wilken erklärt, was genau sich hinter diesen Bezeichnungen verbirgt und gibt Tipps, wie wir unsere Patienten im Umgang mit Mundtrockenheit unterstützen können.
Zunächst ist es wichtig zu unterscheiden, ob eine objektiv reduzierte Speichelfließrate vorliegt oder der Patient lediglich subjektiv das Gefühl hat, unter Mundtrockenheit zu leiden. Genauso gut kann es sein, dass Patienten mit objektiv reduziertem Speichelfluss nicht unter ihrer Mundtrockenheit leiden oder diese sogar überhaupt nicht bemerken. Xerostomie ist keine Diagnose, sondern beschreibt das subjektive Gefühl einer Mundtrockenheit. Unter Hyposalivation versteht man den objektiven Nachweis von verminderten Speichelfließraten, die stimuliert oder unstimuliert nachgewiesen werden können.
Mögliche Ursachen
Mundtrockenheit, ob sie nun objektiv messbar ist oder nur subjektiv empfunden wird, kann verstärkt werden durch:
– Mundatmung
– Flüssigkeitsmangel
– trockene Luft
– Koffein
– Alkohol und Nikotin.
Auch zuckerhaltige Ernährung, Diäten, Hungerphasen oder Essstörungen begünstigen eine Reduktion des Speichelflusses. Gleiches kann auch für hormonelle Schwankungen zutreffen, zum Beispiel in den Wechseljahren. Insgesamt sind Frauen häufiger von Mundtrockenheit betroffen als Männer. Alarmierend ist, das Xerostomie inzwischen ungefähr jede dritte Person in der Bevölkerung betrifft. Es gibt hunderte rezeptfreie und -pflichtige Medikamente, die als Nebenwirkung Mundtrockenheit auslösen können. Besonders häufig sind dies Medikamente aus der Gruppe der Psychopharmaka und kardiovaskuläre Medikamente. Auch Allgemeinerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion, Sjögren Syndrom und gewisse autoimmunologische Erkrankungen können zu Mundtrockenheit führen. Schwierig wird die Mundtrockenheit unter onkologischen Therapien wie Chemotherapie. Spätestens dann erscheint vielen Betroffenen das Leben oft nicht mehr lebenswert. Zu wichtig sind die Artikulation, Tast- und Geschmackssinn für die Qualität unseres Lebens.
Anamnese – Mundtrockenheit im Blick haben
Erst wenn man Patienten aktiv im Rahmen der Anamnese danach fragt, stellt man fest, dass die Mundtrockenheit ein weit verbreitetes Problem darstellt. Viele Patienten sowie pflegende Angehörige und Pflegepersonal akzeptieren die Mundtrockenheit als „normales“ Altersleiden. Häufig tritt das Problem in der Wahrnehmung der Patienten neben anderen Allgemeinerkrankungen in den Hintergrund, was generell für die Mundhöhle gilt. Zudem sind die Patienten häufig unsicher, an wen sie sich wenden können. Von Patienten geäußerte Beschwerden sollten daher unbedingt ernst genommen werden. Einfache Fragen können mit in den Anamnesebogen integriert werden.
Mundhygienemaßnahmen
Welche Mundhygienemaßnahmen können dabei unterstützen, die Symptome der Mundtrockenheit zu lindern und langfristige Folgen zu vermeiden?
Zahnpflege
In einer trockenen Mundhöhle ist die Wirkung von Fluoriden deutlich geringer. Daher gilt für Patienten mit Mundtrockenheit, ihr Kariesrisiko über die Ernährung zu senken und eine intensive Mundhygiene zu betreiben. Es sollten weiche Handzahnbürsten mit kleinem Kopf und abgerundeten Borsten empfohlen werden. Eine modifizierte Bass Technik wäre am besten. Da jedoch häufig ältere und alte Menschen von Mundtrockenheit betroffen sind, deren manuelle Fertigkeiten zunehmend eingeschränkt sind, kann eine elektrische Zahnbürste eine gute Alternative darstellen.
Fluoridanwendung
Da bei Patienten mit Mundtrockenheit die besondere Situation besteht, dass aufgrund einer reduzierten Speichelmenge weniger Fluorid gelöst ist und es schlechter verteilt werden kann, muss das Fluoridierungsschema angepasst werden. Neben einer Anwendung von fluoridhaltigen Zahnpasten sollte bei Patienten mit Mundtrockenheit in besonderem Maße auch die Zufuhr von fluoridiertem Speisesalz oder fluoridreichen Mineralwasser empfohlen werden.
Zahnpasten
Bei Zahnpasten ist es wichtig, dass diese mindestens 1.450 ppm Fluorid oder noch höhere Fluoridkonzentrationen enthalten. Zudem sollten die Zahnpasten kein SLS (Natriumlaurysulfat) enthalten, da dies die Mundschleimhäute reizen kann.
Feuchtigkeitsspendende Mundsprays, Mundspülungen und Lutschtabletten
Mundsprays, Mundspülungen und Lutschtabletten sind sehr gut für die Befeuchtung der Mundhöhle zwischendurch geeignet, da diese sofort den Speichelfluss anregen. Das verleiht ein angenehmes Gefühl. Die Firmen TePe und Miradent haben dazu neue Produktlinien entwickelt, mit denen wir sehr gute Erfahrungen im Praxisalltag gemacht haben.
Fazit
Mundtrockenheitssymptome treten vermutlich erst ab einer gewissen Hyposalivationsschwelle auf und es gilt, das Erreichen dieser Schwelle zu verhindern. In der Anamnese ist es sinnvoll, Mundtrockenheit aktiv abzufragen. Sie kann etwa im Rahmen einer UPT durch das Prophylaxe-Personal erfolgen. Hier spielen bereits Basismaßnahmen wie engmaschige Recall-Intervalle, Zahnreinigungen, Fluoridanwendung und Ernährungsberatung eine zentrale Rolle. Ein dauerhaftes Behandlungskonzept hilft vielen Patienten, langfristig nicht nur die Symptome der Mundtrockenheit zu lindern, sondern auch die entstehenden Folgen zu verhindern. Das trägt dazu bei, die Gesundheit und die Lebensqualität der Patienten möglichst lange zu erhalten.
Großes Bild: Adobe Stock – arifinzainal1728
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