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Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie

Blick auf die Zahlen

© DÄV

Nach langem Warten ist sie endlich da: die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie. Das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) hat im Auftrag von Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV) die Mundgesundheit der deutschen Bevölkerung untersucht.

Die Ergebnisse sind positiv: Die Prävalenz von Karies und Parodontitis ist in fast allen Bevölkerungsgruppen rückläufig. team sprach mit Experten über die Ergebnisse.

Sylvia Fresmann, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygienikerinnen (DGDH):

„Die Ergebnisse sind erfreulich, dennoch sollten sie intensiv betrachtet werden. Denn die Parodontitis scheint uns noch nicht besiegt. Es handelt sich eher um eine Verschiebung. Die Prävention hingegen funktioniert. Das heißt, vor allem in den jüngeren Altersgruppen haben wir Fortschritte erzielt. Aber wir haben natürlich noch ganz viel zu tun bei den älteren Patienten. Aufgrund der demografischen Entwicklungen wird das Problem Parodontitis groß bleiben.
Die Erfolge in der Mundgesundheit der Deutschen führe ich auch auf die veränderten Konzepte zurück. Wir haben heute viel früher Möglichkeiten zu intervenieren und begleiten die Patienten früher in der Prävention. Auch in der Bevölkerung selbst hat die Prävention einen höheren Stellenwert. Probleme haben wir aber weiterhin bei den älteren Patienten, vor allem wenn Allgemeinerkrankungen und Medikamente dazu kommen. Da gibt es noch ganz viel zu tun.“

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der BZÄK:

„Insgesamt zeigt die DMS V, dass die Mundgesundheit der deutschen Bevölkerung sich deutlich verbessert hat. Besonders erfreulich, dass wir im Bereich der Karies überall Rückgänge verzeichnen, sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen und Senioren. Auch die Parodontitis als die zweite schwerwiegende Erkrankung in der Zahnmedizin ist rückläufig. Das ist für uns natürlich ein sehr schönes Ergebnis auf der einen Seite, wirft aber auch Fragen auf, beispielsweise wie diese starke Dynamik bei den Erkrankungslasten zu erklären ist. Natürlich ergibt sich daraus weiterer Forschungsbedarf und Gesprächsbedarf mit den Fachgruppierungen. Die sozialwissenschaftlichen Ergebnisse belegen, dass sich das Mundgesundheitsbewusstsein in der deutschen Bevölkerung deutlich verbessert hat. Es gibt einen deutlichen Trend zu einer sogenannten dentalen Awareness. Offensichtlich spielt das Verhalten der Patienten bei der Krankheitsentstehung und -vermeidung eine bedeutende Rolle. Die Aufklärungsarbeit in den Zahnarztpraxen ist erfolgreich und wird noch wichtiger.“

PD Dr. Bettina Dannewitz, President elect der DG PARO:

„Im ersten Moment hört sich das natürlich sehr erfolgreich an. Die Prävalenz schwerer parodontaler Erkrankungen hat sich halbiert. Ich glaube, es ist der Blick ins Detail nötig. Die Daten sind aber hochkomplex, etwa was Aspekte wie die Falldefinition von Parodontitis oder die Beurteilung der parodontalen Situation mittels Voll- oder Teilbefundung betrifft. Bevor man abschließend sagen kann, wer wie welchen Anteil an der Entwicklung hat, muss man noch viel diskutieren, auswerten und Detailarbeit leisten.“

Prof. Dr. Thomas Kocher
, Mitautor der DMS V:

„Eine der konkreten Forderungen aus der Studie sehe ich bei den ganz alten Patienten, den 75- bis 100-Jährigen. Von den etwa 2,6 Millionen Pflegebedürftigen werden rund 70 Prozent von Angehörigen zu Hause betreut. Das heißt, für zwei Drittel der pflegebedürftigen Patienten haben wir aus meiner Sicht noch kein Konzept. Ich kenne kaum Kollegen, die Patienten zu Hause aufsuchen, um diese zu behandeln. Es gibt bereits viele Kollegen, die Patienten in Pflegeeinrichtungen versorgen. Aber das ist die Minderheit, nur ein Drittel der pflegebedürftigen Patienten. Deshalb benötigen wir eine Berufsgruppe, die Patienten zu Hause aufsucht und behandelt, und das wären aus meiner Sicht Dentalhygienikerinnen. Diese könnten die Patienten im Auftrag des Zahnarztes aufsuchen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten behandeln und den Zahnarzt dazuholen, sollte dies nötig sein.“



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