Patientenbedürfnisse zu erkennen und angemessen darauf einzugehen, ist im Praxisalltag oft eine Herausforderung. Es gilt den persönlichen Informationsstand der Patienten, individuelle Gesundheitsfaktoren sowie Wünsche und Anliegen im Gespräch zu berücksichtigen. Oberstes Ziel sollte es sein, Patienten individuell aufzuklären und sie gezielt und empathisch auf die Behandlung vorzubereiten. Welche Herausforderungen und Stolpersteine die Prophylaxesitzung mit sich bringt, bespricht die DH Julia Haas (Fachbereich Dentalhygiene & Präventionsmanagement an der EU I FH Campus Köln) mit Veronika Martens, Studentin Dentalhygiene an der Europäischen Fachschule Campus Köln.
Liebe Veronika, Du bist Dentalhygienestudentin. Wie kamst Du auf die Idee, diesen Beruf zu studieren?
Veronika Martens: Ich habe nach meiner Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten direkt die Weiterbildung zur zahnmedizinischen Fachassistentin angeschlossen und arbeite seitdem in der Prophylaxe und somit im engen Patientenkontakt. Ich habe mich für das Studium entschieden, weil ich darin eine Chance sehe, die Dentalhygiene qualitativ noch hochwertiger zu gestalten und das auch noch evidenzbasiert. Wir lernen im Studium wissenschaftlich zu arbeiten, was uns ermöglicht, problemlösungsorientiert zu agieren und uns mit alltäglichen Fragestellungen kritisch auseinanderzusetzen. Mein Studium schließe ich dieses Jahr mit dem Bachelor of Science ab. Mein Traum wäre es, anschließend mein Wissen als Dozentin oder Referentin weiter vermitteln zu können oder als Praxistrainerin zu arbeiten.
In Deiner Bachelorarbeit beschäftigst Du Dich mit dem Einfluss der atmosphärischen Behandlungsraumgestaltung auf die Anspannung der Patienten in der Dentalhygiene. Warum hast Du Dich gerade für dieses Thema entschieden?
Martens: Ich habe mich für dieses Thema entschieden, weil der tägliche Kontakt mit unseren Patienten weit über die reine Behandlung hinausgeht. Nicht ohne Grund beinhaltet unser Studium spezielle Module, die sich mit Themen wie z. B. Motivierende Gesprächsführung und Patientencoaching befassen. Ich denke, es ist generell wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, wie wir unseren Patienten die Behandlung in der Dentalhygiene so angenehm wie möglich gestalten können – bei ängstlichen Patienten ist das besonders wichtig.
Hast Du häufig mit ängstlichen oder angespannten Patienten in der Prophylaxesitzung zu tun?
Martens: Mit richtigen Angstpatienten eher weniger, denn die suchen die Dentalhygiene vermutlich seltener auf. Aber eine leichte Anspannung oder Stress verspüren die meisten Patienten vor der Prophylaxesitzung. Kommunikation ist in diesem Fall der Weg zu einer entspannten Atmosphäre. Wichtig ist es vor allem, individuell, mit viel Empathie und Sensibilität auf Patienten einzugehen, damit Ängste und Bedenken abgebaut werden können.
Gibt es in Deinen Augen Unterschiede zwischen einem „angespannten“ Patienten und einem, der wirklich Angst hat? Hast Du diesbezüglich Erfahrungen gemacht?
Martens: Es gibt tatsächlich Unterschiede zwischen „angespannten“ Patienten und denen, die wirklich Angst haben. Ich versuche mir bei allen Patienten besonders Mühe zu geben und mein gesamtes Auftreten gelassen und entspannt wirken zu lassen, denn das überträgt sich meiner Erfahrung nach auch auf die Patienten. Hektik würde sie nur noch angespannter machen. Zudem achte ich auf meine Wortwahl und verpacke alles sehr positiv. Viele Patienten möchten gerne über die einzelnen Schritte der Behandlung aufgeklärt werden, dadurch können sie die Situation einschätzen und Angst besser kontrollieren. Das Reden darüber hilft tatsächlich enorm, zudem sollten auch die Behandlungsschritte gemeinsam abgestimmt werden. Außerdem können sanfte Musik im Hintergrund und das Zerstäuben von Lavendelöl einen beruhigenden Einfluss haben. Wie groß dieser Effekt tatsächlich ist, werde ich u.a. im Rahmen meiner Bachelorarbeit überprüfen.
Gibt es sonst noch eine Information, die Du Deinen Patienten – egal ob angespannt oder gelassen – besonders gerne mit auf den Weg gibst?
Martens: Ja, auf eine Sache mache ich meine Patienten immer aufmerksam: Die Mundhygiene zu Hause. Denn wenn meine Patienten ihre Zähne, das Zahnfleisch und den gesamten Mundraum richtig pflegen, dann haben wir in der Praxis nicht viel zu tun. Und somit gibt es für die Patienten gar keinen Grund mehr, angespannt zu sein.
Welche Mundhygienemaßnahmen für Zuhause empfiehlst Du Deinen Patienten in der Prophylaxesitzung? Gibt es hier Unterschiede, die Du machst, in Bezug auf ängstlichere Patienten?
Martens: Ich empfehle meinen Patienten in der Regel eine elektrische Zahnbürste, da diese eine nachweislich effektivere Mundhygiene erzielt. Zusätzlich dazu die Zahnzwischenraumpflege mit Zahnseide und/oder Zahnzwischenraumbürsten – das ist tatsächlich sehr individuell und von der Zahnstellung abhängig. Unterstützend empfehle ich auch noch Mundspülungen mit antibakterieller Wirkung wie z.B. Listerine. Ich persönlich bin absoluter Fan von Listerine Cool Mint Milder Geschmack. Diese Variante enthält keinen Alkohol und zusätzlich 220ppm Fluorid. Wirkliche Unterschiede im Hinblick auf Angstpatienten mache ich nicht. Eine gute Mundhygiene ist für alle Patienten enorm wichtig. Denn sie beugt Zahn- und Zahnfleischerkrankungen vor und somit auch umfangreiche zahnmedizinische Behandlungen.
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