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Dentalhygienikerin in der Praxis – Ausbildung und ...

Warum wir Dentalhygienikerinnen brauchen

Dentalhygienikerin in der Praxis – Ausbildung und Aufgaben

Für eine adäquate Patientenversorgung in den Praxen – insbesondere bei den PA-Patienten – ist eine Unterstützung durch Dentalhygienikerinnen absolut notwendig.

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Zum Abschluss unserer Listerine-Tipp-Reihe bespricht DH Julia Haas (Fachbereich Dentalhygiene & Präventionsmanagement an der EU I FH Campus Köln) mit Prof. Dr. Julia Blank (Professorin für Dentalhygiene & Präventionsmanagement an der EU I FH Campus Köln), weshalb der Einsatz und die Expertise einer Dentalhygienikerin für eine moderne, umfassende Patientenbetreuung notwendig ist und wie die Ausbildung erfolgen kann.

Liebe Julia, Du bist Zahnärztin und hast an der EU|FH am Campus in Köln die Professur Dentalhygiene und Präventionsmanagement inne. Was hat Dich dazu motiviert Dentalhygienikerinnen auszubilden?

Prof. Dr. Julia Blank: Zum einen hat mich die Möglichkeit zur Entwicklung neuer didaktischer Konzepte an der EU | FH gereizt. Ich finde es faszinierend zu überlegen, wie man komplexe Sachverhalte nachvollziehbar und verständlich vermitteln kann; wie man überhaupt Interesse an Lehrinhalten wecken kann und was das für den Lernerfolg bedeutet.
Dass es dann die Dentalhygienikerin-Ausbildung geworden ist, liegt daran, dass ich den Bedarf während meiner klinischen Tätigkeit an der Uniklinik selbst festgestellt habe. In der parodontologischen Abteilung hatten meine Kolleginnen und ich derart viele UPT-Patienten in unseren Bestellbüchern, dass wir fast keine Zeit mehr hatten zu operieren oder die Patienten restaurativ zu versorgen. Da haben wir oft gesagt: „Wir brauchen eine Dentalhygienikerin.“ Leider gab es aber damals viel zu wenige. Inzwischen habe ich selbst schon um die 300 DHs mit ausgebildet.

Wolltest Du das schon immer tun?

Blank: „Schon immer“ wäre übertrieben. Ich habe zunächst eine Weiterbildung zur Oralchirurgin gemacht und hätte mir auch vorstellen können, auf diesem Gebiet weiter tätig zu sein.

Die Begeisterung für Lehre und Didaktik ist bei mir durch die Mitarbeit in dem postgraduierten Masterstudiengang Parodontologie der Uniklinik Freiburg entstanden. Hier habe ich zum ersten Mal gesehen, dass innovative Lehre auch in der Zahnmedizin möglich ist. Vieles, was ich dort gelernt habe, konnte ich an der EU|FH umsetzen und weiterentwickeln.

Was sind Deiner Meinung nach genau die Aufgaben von Dentalhygienikerinnen, vielleicht auch in Abgrenzung zu den Kolleginnen im zahnärztlichen Team?

Blank: In der Zahnarztpraxis würde ich es grob so zusammenfassen: Zahnärzte arbeiten eher invasiv, Dentalhygieniker eher präventiv. Zu Überschneidungen kann es dabei durchaus mal kommen, wie beispielsweise bei der nicht-chirurgischen Parodontitistherapie. Aber das halte ich für unproblematisch.

Darüber hinaus sehe ich aber ein wichtiges Aufgabenfeld von Dentalhygienikerinnen in der aufsuchenden Betreuung von Patienten mit einem hohen Risiko für zahnmedizinische Erkrankungen und einem eher beschwerdeorientierten Inanspruchnahmeverhalten. Der Zahnarzt muss in seiner Praxis auf Patienten warten und diese versorgen. Dentalhygieniker können dorthin gehen, wo die Patienten sind, die nicht in die Praxis kommen: in Altenpflegeeinrichtungen, in Flüchtlingsunterkünfte und in Kariesrisikofamilien. Dabei geht es nicht nur um die präventive Betreuung dieser Patientengruppen, sondern auch und vor allem um die Entwicklung von tragfähigen Prophylaxe- und Versorgungskonzepten.

Dentalhygienikerin Ausbildung

DH Julia Haas

Copyright © Privat

Wenn wir in andere Länder schauen, gibt es sehr viel mehr Dentalhygienikerinnen. Mich interessiert Deine Meinung. Warum glaubst Du braucht Deutschland mehr Dentalhygienikerinnen?

Blank: Aus den Deutschen Mundgesundheitsstudien wissen wir, dass – je nach Lesart – bis zu 30 Millionen Menschen an Parodontitis erkrankt sind. Auch nach erfolgter Behandlung bedürfen diese Patienten einer lebenslangen unterstützenden Parodontitistherapie. Durchschnittlich kommen sie dazu zweimal jährlich in die Praxis, also 60 Millionen Termine im Jahr. Wie soll diese Menge an Patienten von ca. 70.000 praktisch tätigen Zahnärzten in Deutschland bewältigt werden, ohne dass die konservierende, chirurgische oder prothetische Behandlung vernachlässigt wird. Hier ist eine Unterstützung durch Dentalhygienikerinnen im Sinne einer adäquaten Patientenversorgung obligat.

Welche Möglichkeiten der Dentalhygienikerin-Ausbildung gibt es und was sind Deiner Meinung nach die Vor- und Nachteile der entsprechenden Wege?

Blank: Prinzipiell gibt es die Möglichkeit, eine nicht akademische Aufstiegsfortbildung zur Dentalhygienikerin zu absolvieren oder ein Bachelorstudium. Die Gründe für die Wahl des einen oder anderen Weges sind dabei sehr individuell. Viele unserer Studenten geben als Grund für die Entscheidung für das Studium den generellen Wunsch nach einem akademischen, international vergleichbaren Abschluss an.

Meines Erachtens sind beide Wege gleich gut. Solange ein zertifiziertes Ausbildungsinstitut ausgewählt wird, können und dürfen Dentalhygieniker nach ihrem Abschluss in beiden Fällen gleich viel. Wer aber gerne wissenschaftlich arbeiten möchte und den Wunsch hat, die Effektivität seiner Therapiemaßnahmen und Empfehlungen selbstständig nachprüfen zu können, dem würde ich ein Studium empfehlen.

Glaubst Du, dass die Möglichkeiten der Dentalhygienikerin-Ausbildung insgesamt schon hinreichend bekannt sind? Und wenn „Nein“, wie können wir mehr über die Notwendigkeit und die Möglichkeiten zur Weiterbildung aufklären?

Blank: Das kann ich schlecht beurteilen. Es freut mich auf jeden Fall, dass sich jedes Semester motivierte ZFAs für ein Studium der Dentalhygiene entscheiden. Oft kommt das Interesse durch Mundpropaganda zustande. Die Mitarbeitenden in den Praxen motivieren sich gegenseitig und da die Tätigkeit der Bachelor-Dentalhygienikerinnen meist sehr positiv aufgenommen wird, gibt es auch von Seiten der Praxisinhaber eine zunehmende Bereitschaft, den Mitarbeitern ein Studium zu ermöglichen.

Dentalhygienikerin Ausbildung

Prof. Dr. Julia Blank

Copyright © Privat

Wem würdest Du den Karriereweg zur:zum Dentalhygieniker:in empfehlen? Welche Kompetenzen sollte ich mitbringen?

Blank: All denen, die gerne selbstständig mit Patienten arbeiten, die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen möchten und die bereit sind, ihre eigenen Therapieentscheidungen kritisch zu hinterfragen. Erforderliche Kompetenzen sind wie immer in der Medizin: Empathie und Gewissenhaftigkeit. Bei der Entscheidung für ein Studium halte ich zudem ein zumindest rudimentär vorhandenes Interesse an der Arbeit mit Texten für sinnvoll, sonst wird es etwas zäh.



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