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Gespräch mit dem Chef: Was hilft gegen die Angst?

So sprichst Du Probleme beim Chef an

Probleme bei der Arbeit können zu einer riesigen Belastung werden und langfristig sogar krank machen.

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Morgens nach dem Aufstehen fällt schon der Weg ins Badezimmer schwer – und die Stunden bis zum Feierabend ziehen sich ewig hin. Das kommt Dir bekannt vor? Unzufriedenheit bei der Arbeit schlägt auf die Motivation und kann langfristig sogar krank machen. Wer Probleme in der Praxis hat, muss sich aber nicht gleich einen neuen Job suchen: Oft reicht auch ein klärendes Gespräch mit dem Chef. Aber wie packt man das am besten an?

Ob sich Probleme im Job ansprechen lassen, hat vor allem etwas mit dem Betriebsklima zu tun. Knapp jeder zweite Beschäftigte (44 Prozent) traut sich nicht, Vorgesetzte direkt darauf anzusprechen, wenn er im Job unzufrieden ist. Das geht aus der Befragung für den Index “Gute Arbeit” des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor. Und das ist eine Gefahr – sowohl für die Praxis als auch für die Mitarbeiter: Denn im Durchschnitt denkt etwa jeder zehnte Beschäftigte darüber nach, den Job zu wechseln. Von den Beschäftigten, die Angst haben, dem Chef offen ihre Meinung zu sagen, hat sogar fast jeder Dritte im Kopf schon gekündigt. Doch wer noch kein konkretes Jobangebot in der Tasche hat, sollte sich das mit der Kündigung nochmal gründlich überlegen. Klar – dieser Ausweg bleibt im Notfall immer, ist aber auch ein Risiko. Aber vielleicht lassen sich Probleme auch durch ein klärendes Gespräch lösen. Doch das kostet Überwindung.

Schritt 1: Die Angst überwinden

Wenn es darum geht, mit dem Chef über die eigene Unzufriedenheit zu sprechen, verlässt viele der Mut. Sie fürchten sich zum Beispiel davor,

  • als Nörgler oder Weichei dazustehen.
  • nicht verstanden zu werden.
  • dass sich die Situation nach dem Gespräch verschlechtert.

In den meisten Fällen sind diese Ängste aber unbegründet. Wer nicht gerade einen Soziopathen als Chef hat, kann in der Regel damit rechnen, dass auch der Chef Interesse an einem konstruktiven Austausch hat. Denn ein vernünftiger Chef weiß: Wenn es den Mitarbeitern gut geht, ist das auch positiv für das Unternehmen. Eventuell hilft es, sich mit verständnisvollen Kollegen auszutauschen. Vielleicht hatten die anderen ja schon ein ähnliches Gespräch mit dem Chef und können über Erfahrungen berichten. Das hilft, eine realistische Vorstellung von der Situation zu bekommen. Die anderen wurden ja auch nicht vom Chef gefressen, oder?

Du hast immer noch Angst? Mach Dir bewusst, was es für Dich bedeutet, nicht über die belastende Situation zu sprechen: Dann ändert sich gar nichts und das Problem bleibt bestehen. Das willst Du doch auch nicht, oder? Nimm also allen Mut zusammen und bitte Deinen Chef um einen Termin für ein Gespräch unter vier Augen. Denn es ist wichtig, dass sich beide Zeit nehmen und das Gespräch nicht zwischen Tür und Angel stattfindet.

Schritt 2: Gut vorbereiten inhaltlich und mental

Der Termin steht? Super, damit ist schon viel gewonnen. Jetzt geht es darum, sich gut vorzubereiten. Was stört Dich an der Situation? Und warum macht Dich gerade dieses Thema unzufrieden? Ein Beispiel: Wenn Du Stress hast, weil es zu viel zu tun gibt – was stört Dich daran tatsächlich? Dass Du keine Zeit hast, die einzelnen Aufgaben mit der angemessenen Sorgfalt zu erledigen? Die hohe Verantwortung? Die vielen Überstunden, durch die Dir die Möglichkeit fehlt, Dich in der Freizeit richtig zu regenerieren? Oder, dass die Arbeit bei Euch im Team nicht gleichmäßig verteilt ist?

Wer nicht konkret formulieren kann, wo das Problem liegt, läuft tatsächlich Gefahr, im Gespräch mit dem Chef zu jammern, zu nörgeln oder Vorwürfe zu machen. Wer dagegen weiß, was er sagen will, kann sein Anliegen auch viel souveräner vertreten. Daraus ergibt sich noch ein anderes Thema, das für die Vorbereitung hilfreich ist: Vielleicht hast Du schon einen Lösungsvorschlag im Kopf, wie das Problem aus der Welt geschafft werden kann. Vielen Chefs gefallen selbstständig denkende Mitarbeiter – vor allem, weil sie nicht nur ein Problem aufgeladen bekommen, sondern gleich eine Idee, was dagegen unternommen werden kann.

Aber nicht nur die inhaltliche Vorbereitung ist wichtig. Du solltest Dir auch überlegen, wie Du Deinem Chef entgegentreten willst. Wer gerade akut Wut im Bauch hat, wird kein konstruktives Gespräch führen können. Besser ist es, wenn Du wirklich Interesse an einer sinnvollen Lösung mitbringst. Und: Fühlst Du Dich als machtloser Untertan Deines Chefs oder als Gegenüber auf Augenhöhe und wertvolle Mitarbeiterin? Auch das macht einen Unterschied für den Verlauf und das Ergebnis des Gesprächs. Viele sehen den Chef eher als Gegenspieler und nicht als Mitspieler in der gleichen Mannschaft. Dabei sollte es doch darum gehen, im Team erfolgreich zu sein, oder? Überlege Dir, mit welcher Haltung Du in das Gespräch gehen möchtest. Wenn Du unsicher bist: Hier kann z. B. ein Rollenspiel mit einer Kollegin, einer Freundin oder dem Partner bei der Vorbereitung helfen. Dein Gegenüber spielt den Chef und Du sagst souverän und sachlich, was Du ihm zu sagen hast.

Schritt 3: Souverän im Gespräch

So, es ist soweit der Termin für das klärende Gespräch ist gekommen. Wichtig ist, dass Du dem Chef signalisierst, dass du an einem konstruktiven Gespräch interessiert bist. Wenn es hilft, kurz zu plaudern, um eine positive Grundstimmung zu schaffen nur zu. Das hilft auch, die eigene Nervosität in den Griff zu bekommen. Und dann ergreife selbst die Initiative sonst besteht die Gefahr, dass Du gar nicht sagen kannst, was Dir auf der Seele liegt, weil der Chef die Gesprächsführung übernimmt.

Wichtig ist, dass Du zwar klar ansprichst, was das Problem für Dich ist, aber ohne Dich in Andeutungen, Vorwürfe und Anschuldigungen zu verstricken  sonst ist es um die positive Grundstimmung ganz schnell geschehen. Achte dabei auf Deine Formulierungen: Statt “Nie nehmen Sie mich ernst, immer behandeln Sie mich wie ein kleines Mädchen” wirkt “Ich fühle mich manchmal von Ihnen nicht ernst genommen und würde mir wünschen, dass Sie mich respektvoller behandeln” souveräner und weniger aggressiv. So gibst Du direkt die Richtung vor, wie Du Dir den Umgang mit dem Chef in Zukunft wünschst. Auf Sätze, die mit “Sie sind…”, “Immer…” oder “Nie…” beginnen, solltest Du im Gespräch mit dem Chef am besten ganz verzichten.

Wenn Dir das Gespräch unangenehm ist, schadet es nichts, das auch so zu formulieren: „Es fällt mir nicht leicht, das anzusprechen, aber…“. Ängste sind meistens nur noch halb so groß, wenn man sie erst ausgesprochen hat. Und wahrscheinlich wird das auch beim Chef gut ankommen: Es signalisiert, dass Du es Dir nicht leicht gemacht hast, aber dass Du ihn als Gegenüber achtest und an einer gemeinsamen Lösung interessiert bist.

Noch ein Tipp: Richte das Gespräch auf die Zukunft, nicht auf die Vergangenheit. Wichtig ist nicht, was wann und wie genau schiefgegangen ist. Du kannst zwar ein oder zwei Beispiele anführen, um Dein Problem zu verdeutlichen aber das sollte nicht im Mittelpunkt stehen. Wichtig ist nur, dass es in Zukunft anders läuft, damit Du wieder gern zur Arbeit kommst.



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