Der Weg der Ausbildung ist lang. Naja, so lang auch wieder nicht. Die üblichen drei Jahre verstreichen für Azubi und Praxis meist schneller als gedacht. Ehe man sichs versieht, wird die Auszubildende zum selbstständigen Arbeiten in den Praxisalltag entlassen. Dann darf sie zeigen, was sie gelernt hat. Und was wir ihr beigebracht haben.
Das allgemeine Ziel einer Ausbildung ist die Vermittlung der für die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit notwendigen fachlichen Fertigkeiten und Kenntnisse. Nun, es gibt bekanntlich viele Wege, die nach Rom führen …
Im besten Fall haben Sie ihre Auszubildende kennengelernt, geeignete und individuelle Lernmethoden angewandt, Hilfestellung geboten, motivierend auf sie eingewirkt, für Erfolgserlebnisse gesorgt und den Weg für die beruf‧liche Zukunft geebnet. Klingt einfach? Ist es aber nicht! Als Ausbilder sind sie nicht nur die erste Anlaufstelle für Ihren Azubi, sondern auch Coach, Vertrauensperson und Lehrer in einem. Die Rolle eines Ausbilders ist vielseitig, verantwortungsvoll und vor allem eine tägliche Herausforderung.
In den Praxen gibt es einen Ausbilder: den Zahnarzt. Laut AEVO (Ausbilder-Eignungsverordnung) müssen Ärzte grundsätzlich keine pädagogische Eignung nachweisen.
Wenig Zeit
Aufgrund der zahlreichen zahnärztlichen Behandlungen und der ohnehin zeitaufwendigen Personalführung haben die meisten Zahnärzte im täglichen Praxistreiben begrenzte Zeit für ihre Schützlinge. Somit sind automatisch alle Zahnmedizinischen Fachangestellten einer Zahnarztpraxis in den Ausbildungsprozess involviert. So liegt es an ihnen, die Ausbildungsprozesse zu gestalten, die Ausbildung zu überwachen und Methoden gezielt einzusetzen. Allerdings läuft das nicht mal eben nebenher. Zudem sind nicht alle Mitarbeiterinnen fachlich beziehungsweise persönlich für die Tätigkeit als
Ausbilder geeignet.
Jeder lernt anders
Als Ausbilder ist man in der Lage zu erkennen, welcher Lerntyp der jeweilige Auszubildende ist. Erst dann können entsprechende Lernmethoden angewendet werden. Es gibt zum Beispiel den visuellen Lerntyp. Er verlässt sich beim Lernen am liebsten auf seine Augen. Darum lernt er am besten, indem er Informationen liest oder Bilder anschaut. Da ist es besonders von Vorteil, wenn das Visuelle optisch entsprechend aufbereitet wird. Bei mündlichen Erklärungen fällt es ihm schwerer, den Stoff zu verstehen und zu behalten. Eine geeignete Lernmethode für den visuellen Lerntyp wäre zum Beispiel eine PowerPoint-Präsentation mit ansprechenden visuellen Effekten.
Der haptische Lerntyp lernt über den psychomotorischen Bereich. Ihm hilft das Anfassen, Ertasten und Experimentieren beim Lernen. Im Gegensatz zum visuellen Lerntyp wäre die PowerPoint-Präsentation bei ihm eher
kontraproduktiv.
Ob visuell, auditiv, haptisch oder verbal – kennt man den Lerntyp seiner Auszubildenden, kann man ihren Lernprozess begünstigen. Lernen bringt Wissen. Wissen gibt Sicherheit. Sicherheit wiederum hilft den Auszubildenden dabei, Erfahrungen ohne Scham und Angst zu sammeln. Positive Erfahrungen bringen Erfolgserlebnisse. Und Erfolgserlebnisse motivieren nachhaltig.
Lob und Anerkennung
Jeder Schritt wird vom Ausbilder geplant, organisiert und überwacht. Und bei jedem dieser Schritte, also während der gesamten Ausbildungszeit, spielt die nachhaltige Motivation der Auszubildenden eine überaus entscheidende Rolle. Ein kleines „gut gemacht“ oder „super, weiter so“ ist nicht nur Balsam für die Seele, sondern auch ein Zeichen dafür, dass sich die Auszubildende auf dem richtigen Weg befindet.
Kein Lob, keine Anerkennung, schlimmer noch: permanente Hinweise auf Misserfolge — damit schafft man es, auch die motiviertesten aller Azubis zu demotivieren. Es empfiehlt sich daher, den Azubis eine fachlich und pädagogisch geeignete Zahnmedizinische Fachangestellte als „Mentorin“ zur Seite zu stellen, die sich der besonderen Aufgabe und Herausforderung eines Ausbilders gewachsen fühlt.
Eine Fortbildung kann helfen
Der Besuch einer Fortbildung beziehungsweise eines Seminars zum Thema „Qualifiziert ausbilden“ kann helfen, um mit dem Thema „Ausbildung“, der Rolle eines Ausbilders und der Welt der Auszubildenden vertraut zu werden.
Das Seminar „Qualifiziert ausbilden – Kompetenzen richtig weitergeben“ der Autorin Stefanie Franz findet am 11. Mai 2016 in Stuttgart statt. Anmeldung und nähere Informationen unter www.zahnwerk-sued.de/seminare.
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