Lässt sich auf Facebook erkennen, wer an einer Depression erkrankt ist? Das haben US-amerikanische Forscher für eine Studie untersucht. Das Ergebnis: Die Wortwahl der Betroffenen verändert sich – diese Erkenntnis könnte helfen, Depressionen frühzeitig zu erkennen.
Wenn wir etwas über jemanden wissen wollen, gibt Facebook Antwort auf viele Fragen. Wohnort? Beziehungsstatus? Lieblingsfilm? Viele teilen solche Infos ganz bewusst in den sozialen Netzwerken. Aber auch unbewusst geben wir in den Postings vieles preis – zum Beispiel durch Sprache und Wortwahl. Wie die sich im Falle einer Depression verändert, war Inhalt der Studie. Das Ergebnis wurde jetzt im Fachblatt “Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America” (PNAS) veröffentlicht. Dafür analysierten die Forscher die Daten von knapp 700 Patienten, die in der Notaufnahme der University of Pennsylvania behandelt wurden. Bei 114 dieser Patienten war schon im Vorfeld eine Depression diagnostiziert worden.
Mehr Ich-Botschaften, aggressivere Sprache
Alle Teilnehmer der Studie erlaubten es den Forschern, sowohl ihre Krankenakte als auch ihr Facebook-Profil auszuwerten. Insgesamt wurden mehr als eine halbe Million Postings ausgewertet. Dabei stellten die Wissenschaftler fest: Die Wortwahl derjenigen, die unter einer Depression litten, unterschied sich deutlich von den anderen Patienten. Unter anderem schrieben die depressiven Patienten häufiger aus der Ich-Perspektive. Die Worte “ich”, “mein” und “mich” kamen bei ihnen öfter vor. Für die Forscher war das ein Beleg dafür, dass sich die Betroffenen stärker mit sich selbst beschäftigten. Außerdem schrieben sie häufiger über Themen wie Einsamkeit, Traurigkeit und Schmerz. Wörter wie “Tränen”, “allein”, “verloren” und “vermissen” tauchten öfter auf.
Die Patienten mit einer diagnostizierten Depression beschäftigten sich auch gleichzeitig mehr mit körperlichen Beschwerden. Das belegt die häufigere Verwendung von Worten wie “Schmerz”, “Krankenhaus”, “krank” oder “müde”. Und ein weiteres Merkmal der Postings dieser Patientengruppe: Sie äußerten sich häufiger aggressiv und feindselig und machten ihrem Ärger mit Worten wie “Hass” oder “Pfui” Luft.
Früh erkennen – früh helfen
Diese Daten nutzten die Wissenschaftler dazu, einen Algorithmus zu programmieren, um Depressionen anhand der Postings zu erkennen. Im besten Fall können mit dieser Methode Depressionen ein Vierteljahr früher erkannt werden als mit medizinischen Tests. So kann den Betroffenen auch früher geholfen werden. Denn obwohl Depressionen eine verbreitete Erkrankung sind und sich gut behandeln lassen, werden sie oft nicht erkannt. “Ein solcher Algorithmus könnte Social-Media-Beiträge in schützenswerte Gesundheitsinformationen verwandeln”, lautet das Fazit der Studienautoren. Das wiederum stelle eine neue Herausforderung in Bezug auf den Datenschutz dar, mit dem sich Entwickler und Entscheidungsträger künftig beschäftigen müssen.
Generell sind auch Beschäftigte im Gesundheitssystem häufig von Depressionen und anderen psychischen Krankheiten betroffen. Allerdings fällt es ihnen oft besonders schwer, darüber zu sprechen, weil sie es gewohnt sind, für andere da zu sein und Kranken zu helfen. Hier bietet die Website der Gesundheitsinitiative “Blaupause” Rat und Hilfe. Unter anderem können sich die Betroffenen im Online-Forum anonym austauschen.
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