Unter den neuen Versorgungsforschungsprojekten des Innovationsausschusses ist auch ein Projekt der Charité, das die zahnmedizinische Versorgung von Seniorinnen und Senioren verbessern soll. Ziel ist es, den Aufwand für die Mundschleimhautdiagnostik durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) zu senken.
Etwa jeder vierte pflegebedürftige Senior hat Läsionen an der Mundschleimhaut. Die überwiegende Mehrzahl dieser Läsionen ist harmlos, dennoch muss in jedem Fall eine qualifizierte Diagnostik stattfinden, um ein orales Karzinom auszuschließen. Die möglichst frühe Diagnose kann lebensrettend sein, weil sich die Prognose der oralen Plattenepithelkarzinome mit zunehmendem Erkrankungsfortschritt schnell verschlechtert.
Angesichts dessen ist die Mundschleimhautdiagnostik für allgemeinzahnärztlich tätige Zahnärzte oft eine Herausforderung. Im Ergebnis werden Patientinnen und Patienten mit festgestellten Läsionen nach etwa zwei bis vier Wochen ein zweites Mal begutachtet (Spontan- oder therapeutische Remission?) oder direkt in spezialisierte Zentren überwiesen. Diese etablierten diagnostischen Pfade der Wiederbegutachtung und Überweisung verursachen hohe Kosten und belasten die teils nur eingeschränkt mobilen Patienten.
Kann die KI helfen, den Diagnoseprozess zu verschlanken?
Das aus Mitteln des Innovationsfonds geförderte Projekt soll nun prüfen, ob der diagnostische Aufwand durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) gesenkt werden kann. Dazu entwickeln die Forscher der Charité und ihre Konsortialpartner eine KI-Software, die in den Pflegeeinrichtungen aufgenommene Bilder der Läsionen analysieren soll. Die Software wird dann in 14 kooperierenden Pflegeeinrichtungen mit insgesamt mehr als 2.000 Senioren zum Einsatz gebracht.
Das auf insgesamt drei Jahre angelegte Projekt wird Daten über die diagnostische Zuverlässigkeit der KI und Einsparpotenziale bei der Versorgung liefern. In einer zweiarmigen Cluster-randomisierten Studie mit Prozessevaluation und gesundheitsökonomischer Analyse wird überprüft, ob der KI-Einsatz die Wiederbegutachtungs- und Überweisungsrate im Vergleich zur Regelversorgung senkt.
In der vom G-BA veröffentlichten Übersichtsliste sind nähere Informationen zu den Projekten zu finden.
Die Projekte verteilen sich auf folgende Themenfelder:
- Patientenversorgung und Gesundheitspersonal als Gegenstand von Versorgungsforschung: 3
- Evaluation digitaler Gesundheitsversorgung: 8
- Geschlechterspezifische Versorgung: 1
- Verhaltensorientierte Ansätze zur Verbesserung der medizinischen Versorgung: 5
- Schwerpunkt: Regionale Gesundheitsversorgung: 3
- Datengestützte Entscheidungsfindung zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung: 3
- Themenoffen: 9
Quelle: zm-online
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