Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) in Würzburg brachte viele neue und spannende Ansätze für das Praxisteam. Nicht nur beim traditionellen Teamtag, sondern auch in den vielen Symposien parallel zum Hauptprogramm.
Probiotika in der parodontalen Therapie waren auch in Würzburg ein Thema – unter anderem beim Teamtag. Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf berichtete über die unterstützende Wirkung des Lactobacillus reuteri und weitere bekannte Ansätze. „Generell ist das Thema Ernährung mit den parodontalen Entzündungen eng verbunden“, betonte der Kongresspräsident. Ideal wäre es, wenn PA-Patienten ihren gesamten Lebensstil änderten. Da dies oft nicht der Fall sei, könnten Probiotika bei ihnen einen Nutzen haben.
Entzündungshemmend
Schlagenhauf stellte Studien vor, bei denen der Lactobacillus reuteri in der Abheilungsphase nach Scaling und Root Planing den Patienten gegeben wurde. Die Ergebnisse bestätigten die entzündungshemmende Wirkung des Probiotikums.
In einer weiteren Studie aus Würzburg wurden die positiven Auswirkungen des Lactobacillus reuteri sogar bei einer periimpläntären Mukositis nachgewiesen. Zudem bewirkte das Probiotikum die Reduzierung der Plaque. „Diese Ergebnisse weisen immer deutlicher darauf hin, dass man von dem Grundsatz ‚Plaque sorgt für die Entzündung‘ abrücken muss. Stattdessen heißt es heute: ‚Entzündung macht Plaque‘“, sagte Schlagenhauf.
Auch nitrathaltige Lebensmittel standen in Würzburg auf dem „Speiseplan“ des Referenten. Schlagenhauf berichtete von einer Studie mit Recall Patienten, die über einen längeren Zeitraum einen Kopfsalat-Smoothie (hoher Nitratgehalt) erhielten. „Wenn sie mich vor zehn Jahren nach Nitrat gefragt hätten, hätte ich vermutlich sofort von den Gefahren berichtet“, sagte er. Doch mittlerweile sieht der Experte aus Würzburg die Thematik anders. Auch wegen des Ergebnisses: Der Gingivaindex bei den Kopfsalat-Smoothie-Patienten hatte sich halbiert.
Europäischer Konsens der EFP
In einem von Oral-B unterstützten Symposium wurden die Ergebnisse des europäischen Konsenses des Europäischen Dachverbandes für Parodontologie (EFP) bis ins kleinste Detail von Prof. Dr. Christof Dörfer und Prof. Dr. Nicole Arweiler erklärt. Beide waren selbst an dem Konsens einer Arbeitsgruppe beteiligt. Die EFP ging dabei von der Definition aus, dass Gingivitis die Voraussetzung für eine Parodontitis ist, und betrachtete die Studienlage rund und das Thema Gingivitis als Form der Primärprävention. „Eines muss dabei gleich klargestellt werden: Die Formulierungen der EFP sind teilweise so vorsichtig, weil die Datenlage und fehlende Evidenz es nicht anders zugelassen haben“, sagte Dörfer.
Die verschiedenen Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit Studien, Reviews und Meta-Reviews. Am Ende wurden bemerkenswerte Ergebnisse zusammengetragen. So gibt es laut Dörfer kaum Studien, die sich mit der Sicherheit und Kontamination von Handzahnbürsten beschäftigen. Zur Sicherheit elektrischer Zahnbürsten hingegen bestehe eine gute Datenlage.
Die Experten stellten fest, dass die Putzdauer einer der wichtigsten Parameter für die Effizienz des Zähneputzens sei. Die persönlichen Empfindungen der Patienten wichen dabei von der tatsächlichen Putzdauer deutlich ab. „Deshalb bieten elektrische Zahnbürsten mit Timerfunktion einen passenden Ansatz“, erklärte Dörfer.
Im Biofilmmanagement reichten bei den Patienten üben und Instruktionen manchmal nicht aus. Deshalb bräuchte es zusätzliche antibakterielle Unterstützung, so Arweiler. Das Ziel sei dabei der Verbleib des antibakteriellen Wirkstoffs auf den Zähnen. Laut Arweiler seien Mundspüllösungen dafür ideal, vor allem für Patienten, die ihre mechanische Plaqueentfernung verbessern wollen oder müssen.
Pulverstrahleinsatz in der PA-Nachsorge
Einen Überblick über „Hard- und Software“ des Pulverstrahleinsatzes in der parodontologischen Nachsorge gab PD Dr. Gregor Petersilka. Die Bakterien in der Nachsorge aus den Taschen zu pusten verglich er mit Gartenarbeit. „Den Rasenmäher müssen Sie auch regelmäßig verwenden.“
Den Überblick der zurzeit am Markt erhältlichen Pulver kombinierte er mit einem einfachen Tipp: „Verwenden Sie nur die Produkte, die für den subgingivalen Gebrauch zugelassen sind.“ Natürlich gebe es auch mögliche Komplikationen, etwa Schäden beim Patienten, an Geräten („Prüfen Sie regelmäßig die Rückschlagventile!“) und nicht zu vernachlässigende Kosten. „Trotzdem ist für mich in der Praxis ein Leben ohne Pulverstrahl nicht vorstellbar“, sagte Petersilka.
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