Am 23. November sorgte das Bundesgesundheitsministerium mit der Nachricht, dass es einen Versorgungsengpass beim diesjährigen Grippeimpfstoff gebe, für große Aufregung. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sah sich gezwungen, die Beschaffungsvorschriften zu lockern. Demnach konnten die Bundesländer bei regionalem Bedarf erlauben, dass sich Apotheken und Arztpraxen untereinander mit Grippeimpfstoff versorgen und dass aus anderen Ländern der Europäischen Union bezogene Impfstoffe in den Apotheken abgegeben werden.
So orderte Bayern rund 20.000 Grippeimpfstoffe in Frankreich, und auch Hessen und Sachsen gaben nach einigen Tagen wieder Entwarnung. Dennoch kam die medizinische Versorgung in diesen Tagen an ihre Grenzen und sorgt auch im Nachgang noch für Bedenken bei vielen Protagonisten. In einigen Bundesgebieten ist der Vorrat an Impfstoff zudem weiterhin sehr begrenzt.
Versorgung muss gewährleistet sein
In einer gemeinsamen Mitteilung fordern Ärzte, Apotheker und die AOK nun Konsequenzen für die Hersteller und eine nationale Impfstoff-Reserve. „Wir reden hier nicht über irgendwelche Produkte, sondern über unverzichtbare Bestandteile unserer Gesundheitsversorgung. Wenn der Gesetzgeber die Impfstoffhersteller derart aus ihrer Pflicht entlässt, muss er selbst für die Versorgungssicherheit eintreten. Das kann durch Einlagerung von Reservekapazitäten durch den Bund erfolgen“, sagt AOK-Chef Dr. Christoph Hermann zu den Problemen.
Krankenkassen zahlen jetzt
Der Grund für den Mangel an Impfstoffen ist einfach zu erklären. „Die Patienten haben in diesem Jahr möglicherweise viel früher angefangen, sich impfen zu lassen“, sagt Susanne Stöcker, Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). „Ob sich auch insgesamt mehr Menschen impfen lassen oder die Impfungen nur früher stattfinden, können wir noch nicht wissen.“ Erstmals übernehmen die Krankenkassen für alle ihre Versicherten die Kosten für den besonders schützenden Vierfach-Impfstoff. Gut möglich also, dass viele Bürger dies ausnutzten.
„Wir fordern […] eine nationale Reserve an wichtigen Impfstoffen und anderen Arzneimitteln, in der wir etwa den Bedarf von mehreren Monaten vorhalten. Wir sehen hier die Arzneimittelhersteller und den Großhandel in der Umsetzungspflicht, die Kosten dafür muss der Bund tragen“, sagt Fritz Becker, Präsident des Landesapothekenverbandes.
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