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Jahrestagung DGDH

Sinn und Unsinn von Probiotika

Foto: Skupin

Die 20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygienikerinnen (DGDH) in Ludwigsburg besuchten mehr als 200 Teilnehmer. Im Fokus standen dabei nicht nur das Berufsbild der DH, sondern auch interdisziplinären Zusammenhänge zwischen der Allgemeingesundheit und der Mundgesundheit sowie Bestrebungen zur Prävention von Periimplantitis.

Sylvia Fresmann, Vorsitzende der DGDH, eröffnete gemeinsam mit Prof. Dr. Johannes Einwag, Leiter des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart, die Tagung im Nestor Hotel Ludwigsburg.

Probiotika bei ungesundem Lebensstil

Über den Sinn und Unsinn von Probiotika referierte Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf. Der ehemalige Präsident der Parodontologie-Fachgesellschaft DGParo zeigte, dass probiotische Lebensmittel gerade bei Patienten mit gesundheitsschädlichem Lebensstil (falsche Ernährung, Stress, Rauchen und mangelnde körperliche Aktivität) eine sinnvolle Ergänzung der Mundhygiene bieten.

Probiotika enthalten spezifische Bakterien, wie etwa bestimmte Laktobazillenarten, die in der Lage sind, aktiv Karies und Parodontitis auslösende Keime in der oralen Mikroflora zu hemmen. Solche Bakterien finden bei Patienten mit gesundem Lebensstil in der Mikroflora von Mund und Darm von selbst sehr gute Lebensbedingungen, während sie bei Patienten mit gesundheitsschädlichem Lebensstil keine ausreichenden Ökonischen erhalten und somit durch durch probiotische Präparate zugeführt werden sollten, erklärte Schlagenhauf.

Interdisziplinarität, nur ein Modewort?

Unter dem Motto: “Interdisziplinarität, nur ein Modewort oder steckt mehr dahinter?” beschäftigte sich PD Dr. Dirk Ziebolz in seinem Vortrag mit der risikoorientierten Patientenführung. Er gab einen Überblick über den aktuellen Stand der klinischen und erweiterten Diagnostik, wobei insbesondere Tests zum allgemeinen Risikoscreening sowie oraler Biomarker erläutert und bewertet wurden.

Besonderes Interesse zog auch ein interaktiver Workshop von Ziebolz und Jan Schmickler (Uni Göttingen) in den Vortragspausen auf sich. Sie zeigten unterschiedliche Testmodelle, zum Beispiel mikrobielle Tests, ein Gerät zur Kariesfrüherkennung, Rheuma- oder Diabetestests, und erläuterten, wann diese sinnvoll sind. Die Teilnehmerinnen konnten die Tests dann selber aktiv ausprobieren – was rege in Anspruch genommen wurde.

Wichtige Veränderungen der Mundschleimhaut

Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit Mundschleimhautveränderungen. Die wichtigsten (Lichen, Leukolakie, Herpes, Pemphigoid, Candida) davon stellte sie vor und wies auf die Besonderheiten hin, die bei einer Prophylaxesitzung zu beachten sind. Zwar ist der der Zahnarzt in erster Linie gefordert, die Mundhöhle auf Besonderheiten hin zu untersuchen und falls vorhanden sie auch weiter zu behandeln.

Doch auch die Dentalhygienikerin kommt täglich mit Patienten in Berührung, die unter Mundschleimhautveränderungen leiden. Gelegentlich kann es auch vorkommen, dass erst während einer Prophylaxesitzung Veränderungen an der Gingiva und Mukosa festgestellt werden. Deshalb sei es laut Ratka-Krüger wichtig, dass auch das Prophylaxeteam Kenntnis auf diesem Gebiet hat und mit den wichtigsten Mundschleimhauterkrankungen vertraut sei.

Dentalhygiene in Nepal

Beeindruckend war auch Ron Knevel, Dentalhygieniker aus Australien, und sein multimedialer Einstieg „Impressions of Nepal“. Ausschnitte aus einem Video visualisierten die Entwicklung und den Stand der Dentalhygiene in Nepal und berichtete, wie viel Freiwilligenarbeit es bedarf, die Zahnmedizin und das Berufsbild der DH vor allem in den ländlichen Regionen zu etablieren.

Die DGDH-Tagung bot auch Möglichkeiten, über den DH-Tellerrand in andere Länder zu blicken. Beim International Dental Hygiene Educator´s Forum (IDHEF) berichteten Kolleginnen aus den Niederlanden, den USA, der Schweiz und ein Kollege aus Australien über die dortige Situation. Es zeigte sich, dass es viele Parallelen, aber auch viele Unterschiede gibt. Deutlich wurde, dass man sich auch im Ausland den neuen Anforderungen in Fort- und Weiterbildung anpasst. Dort ist vor allem die kontinuierliche Weiterbildung ein Ansatz, den die DGDH auch auf Deutschland übertragen würde.

Mit der Zeit geht die Gesellschaft bereits: Passend dazu wurde auf der Jahrestagung die neue Homepage der DGDH präsentiert. Außerdem ist der Verein jetzt auch auf Facebook zu finden. Die Marke der 100 Follower wurde bereits während der Veranstaltung geknackt.



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