In den sozialen Medien wie Facebook kann man sich derzeit ein gutes Bild machen, wie es den Kolleginnen in ganz Deutschland so geht. Wir haben uns mal in den Gruppen umgesehen und zwei spannende Umfragen zur aktuellen Lage gefunden. Hier sind die Ergebnisse für Euch zusammengefasst.
Immer mehr von Kurzarbeit betroffen
In einer der größten Facebook-Gruppen „Zahnmedizinische Fachangestellte/Zahnärzte“ hat am 21.03.2020 ein Mitglied die Kolleginnen gefragt, wie es um die Kurzarbeit steht. Die große Mehrheit der Umfrageteilnehmerinnen, und zwar 1.178 Kolleginnen, arbeitet noch normal. Die zweithäufigste Antwort zeigt jedoch, dass für viele das Thema Kurzarbeit ganz konkret wird: 620 Gruppenmitglieder gaben an, dass sie in den nächsten Wochen in Kurzarbeit gehen werden. Und 228 zahnmedizinische Fachangestellte aus der Gruppe sind bereits jetzt in Kurzarbeit. 65 weitere haben zwar eine gekürzte Arbeitszeit, allerdings ohne finanzielle Konsequenzen.
34 ZFA sagen, dass sie ihre vollen Stunden arbeiten, dass ihre Praxis aber nur noch Schmerzpatienten oder in Rufbereitschaft behandelt. Vorübergehend geschlossen sind laut dieser Umfrage nur ganz wenige Praxen.
Eine Handvoll Kolleginnen baut freiwillig Überstunden ab oder baut Minusstunden auf, die später wieder reingearbeitet werden sollen. Häufiger (18 Mal) wurden ZFA in „Zwangsurlaub“ geschickt, 15 sind ohne Gehaltsabzug freigestellt und zehn sind bereits gekündigt worden.
Zahnarztpraxen und ZFA in Existenznot
Wenn man den Diskussionen in den verschiedenen Gruppen folgt, gewinnt man jedoch den Eindruck, dass deutlich mehr von Kurzarbeit und leider auch von Kündigung betroffen sind. Viele Zahnarztpraxen scheinen bereits unter enormem wirtschaftlichen Druck zu stehen. Praxisinhaber haben teilweise keine andere Möglichkeit, als Kurzarbeit zu beantragen oder sogar Mitarbeiter zu entlassen, damit ihre Zahnarztpraxis die Corona-Krise überlebt. Zwar herrscht auf Seiten des Praxisteams auch Verständnis, aber für viele zahnmedizinische Fachangestellte ist das eine fatale Entwicklung. Von dem meist sowieso schon geringen Gehalt bleibt bei Kurzarbeit noch weniger übrig. Doch eine Schließung der Praxis hätte für alle noch weitreichendere Konsequenzen. Allerdings macht sich der Verband medizinischer Fachberufe e.V. Sorgen: seiner Erfahrung nach, ziehen vor allem kleinere Praxen aktuell noch Kündigungen eher in Betracht als Kurzarbeit, weil das Thema natürlich auch mit Aufwand verbunden ist und teilweise noch viel Unwissenheit herrscht.
Wichtiger Zusammenhalt in der Krise
Deshalb ist gegenseitiges Verständnis und eine offene Kommunikation derzeit noch wichtiger als sonst. Und es gibt auch viele Positivbeispiele. Man liest immer wieder in den Kommentaren, dass der Chef oder die Chefin und das Praxisteam ganz fest zusammenhalten, sich gegenseitig Mut machen und eine für alle tragbare Lösung finden. So, dass das Überleben der Zahnarztpraxis und die Arbeitsstellen der Mitarbeiter vorerst gesichert sind.
Arbeit wie immer?
Auch in der Powerfrauen-Gruppe von Nicole Grau, selbständige ZMF/ZMP/NLP, Trainerin, Referentin und Netzwerkerin aus Berlin, gaben die Gruppenmitglieder im Märze einen Einblick in ihre derzeitige Arbeitssituation: Bei einem Großteil (40 Kolleginnen) läuft aktuell noch die Praxis normal weiter, inkl. PZR. Gleichzeitig geben aber 24 Mitglieder an, zu wenig Schutzausrüstung zu haben. Nur 5 sagen, dass in ihrer Praxis ausreichend Schutzausrüstung vorhanden ist.
In 23 Praxen werden die Patienten mit etwas größeren Abständen zwischen den Behandlungen (auch mit PZR) einbestellt. Insgesamt 27 Mädels berichten, dass ihre Praxis nur noch Notfall-Sprechstunden anbietet. Es werden nur noch dringende Fälle behandelt. In 7 Praxen werden zumindest Patienten aus den Risikogruppen abbestellt.
Zurück zum Scaling und Arbeiten in Schichten
Auch wenn nach wie vor noch in vielen Praxen PZR angeboten werden, scheinen sich die Prophylaxefachkräfte über das erhöhte Expositionsrisiko bewusst zu sein und versuchen Aerosolbildung zu vermeiden. 14 antworteten, dass sie PZR aktuell ohne Pulverwasserstrahlen und ohne Ultraschall durchführen. Auch andere berichten davon, dass sie dank guter Scaling-Ausbildung jetzt sehr vorsichtig nur mit Handinstrumenten arbeiten.
Außerdem haben einige Praxen auch eine Art „Schichtdienst“ eingeführt. Die Mitarbeiter arbeiten früh und spät in zwei Teams, die keinen Kontakt zueinander haben. So kann unter Umständen gewährleistet werden, dass die Praxis weiterläuft, auch wenn sich jemand aus dem Praxisteam mit Corona infizieren sollte.
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