Fünf Institute und einige private Anbieter bilden in Deutschland zur Dentalhygienikerin aus. Wie wählt man aus dem breiten Angebot die passende Fortbildung aus, und welche Kriterien müssen dabei beachtet werden?
Eine gute Aufstiegsfortbildung lohnt sich für alle Beteiligten: Die zukünftige DH, ZMP oder ZMV treibt ihre Karriere voran, kann neue interessante Tätigkeiten in der Praxis ausfüllen und mehr Verantwortung übernehmen. Der Praxisinhaber gewinnt hoch qualifiziertes Personal, das für reibungslose Abläufe und zufriedene Patienten unverzichtbar ist. Trotzdem besteht in Deutschland ein Mangel an qualifizierten Fachkräften. Was sind die Gründe, und wie findet man die „richtige“ Fortbildung?
Zufriedenheit im Beruf
Zufrieden und ausgefüllt sein im Job, diesen Wunsch haben alle Berufstätigen. Lange Zeit waren Karriere und Geld die entscheidenden Faktoren. Doch das ändert sich. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ausreichend Freizeit und auch Spaß an der Arbeit werden immer wichtiger. Mit einer Fortbildung zur richtigen Zeit kann man dem Ziel, beruflich zufrieden und glücklich zu sein, einen Schritt näher kommen. „Qualifizierte Praxismitarbeiterinnen haben größere Aufstiegschancen, was das Gehalt und die Übernahme verantwortungsvollerer Tätigkeiten betrifft. Die verantwortliche Mitarbeit in einem fortbildungsorientierten Team fördert in der Regel die beruf‧liche und persönliche Zufriedenheit und steigert die Identifikation mit dem Beruf“, sagt Sylvia Fresmann, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygienikerinnen (DGDH e. V.).
Ohne Mitarbeiter geht es nicht
Zahnärzte sind sich der wichtigen Rolle ihrer Mitarbeiter in diesem Zusammenhang bewusst. „Die Führung einer modernen Praxis ist nicht ohne qualifizierte Mitarbeiter möglich. Allein die Vielfältigkeit der Tätigkeiten und die sich ständig ändernden fachlichen und gesetzlichen Bedingungen erfordern ein System der Mitarbeiterqualifikation“, erklärt Dr. Klaus-Dieter Bastendorf, Prophylaxeexperte aus Eislingen. Fresmann stimmt zu, dass nur gut qualifizierte Mitarbeiter den zunehmend steigenden Anforderungen in einer modernen Zahnarztpraxis gerecht werden können. „Wenn man sein Praxisteam beobachtet, dann spürt man, wer besonderes Potenzial hat. Das muss man dann behutsam über die Jahre fördern und natürlich versuchen, diese Mitarbeiter zu halten“, sagt Prof. Dr. Günther Dhom, niedergelassener Zahnarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Ludwigshafen. Als Auslaufmodell bezeichnet Dr. Konrad Bühler, Zahnarzt in Eislingen an der Fils und Mitglied der Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, eine Zahnarztpraxis, die den Mitarbeiterinnen keine Aufstiegsmöglichkeiten bietet: „Aufstieg und Qualifikation sind wichtige Elemente im Gesamtkomplex der Maßnahmen für einen attraktiven Beruf als Fachassistenz in der Zahnarztpraxis.“
Die Nachfrage nach Prophylaxeleistungen und damit nach qualifiziertem Personal nehme auch in Zukunft weiter zu, da die Patienten heute besser aufgeklärt seien und ihre Zähne länger gesund erhalten wollen. Trotz des steigenden Bedarfs gebe es jedoch momentan nicht genug Fachkräfte. „Legt man den erkennbar wachsenden Bedarf, die Anzahl der Zahnarztpraxen und die Zahl der Prophylaxefachkräfte zugrunde, gibt es sicher zu wenig Dentalhygienikerinnen in Deutschland“, sagt Fresmann. Praxisinhaber berichten von extremen Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. „Gerade bei Stellenausschreibungen für weitergebildetes Personal, wie Dentalhygienikerinnen und ZMPs, gingen über einen Zeitraum von mehr als zwei Monaten gerade einmal fünf Bewerbungen ein“, berichtet Dr. Christoph Zirkel, Zahnarzt aus Köln, über seine Erfahrungen. Auch Dhom hält es für grundsätzlich schwierig, qualifizierte Praxismitarbeiter mit zahnmedizinischer Ausbildung zu finden.
Verstärkung dringend gesucht
Die Situation in den Praxen spitzt sich immer mehr zu. Viele Praxismitarbeiterinnen erkundigen sich bei Kolleginnen in anderen Praxen, ob diese jemanden für die dringend gesuchte Verstärkung kennen. In Ludwigshafen setzt die Praxis von Günter Dhom auch finanzielle Anreize, um neue Fachkräfte zu gewinnen: Mitarbeiterinnen, die neue Kollegen werben, erhalten nach deren erfolgreich überstandener Probezeit eine „ordentliche“ Prämie. „Das ist für alle Seiten gut und spart nicht zuletzt oft Anzeigenkosten“, erklärt Dhom. Ein ganz wichtiger Aspekt, um die Attraktivität des Berufs zu steigern, seien auch ein guter Teamgeist und die Zusammenarbeit auf Augenhöhe in der Praxis. „Mitarbeiterbindung und Mitarbeitermotivation sind auch in Zahnarztpraxen ein Mittel gegen den Fachkräftemangel“, erklärt Sylvia Gabel, Referatsleiterin Zahnmedizinische Fachangestellte beim Verband medizinischer Fachberufe e. V. In den Praxen sind viele junge Menschen als Patienten zu Gast – ein entspanntes und lockeres Arbeitsklima könne das Interesse am Beruf wecken.
Unübersichtlicher Markt
Doch die Fortbildungswilligen, die im Beruf bleiben und sich weiter qualifizieren möchten, stehen vor einem Problem. Die Angebote von Kammern und Privatanbieter erzeugen gemeinsam einen großen Markt, auf dem es nicht leicht ist, die „richtige“ Fortbildung zu finden. „Es gibt sicherlich außerhalb des Angebots der Kammern, der Institute und der Fachgesellschaften einen gewissen ‚Wildwuchs‘ nicht kontrollierter und zertifizierter Angebote, zumal gewisse Begriffe nicht geschützt sind“, erklärt Bühler. Fresmann empfiehlt Interessierten, die Qualität und die Qualifikation des jeweiligen Angebots konkret zu prüfen. „Die Institute der Zahnärztekammer bieten nach entsprechender Beratung strukturierte Weiterbildungen nach den BZÄK-Musterfortbildungen an – dadurch wird eine hohe Qualität gewährleistet.“
Individuell entscheiden
Eine generelle und allgemein gültige Empfehlung auszusprechen ist schwierig, da die Bedürfnisse und persönlichen Rahmenbedingungen der fortbildungswilligen Mitarbeiter/Innen sehr unterschiedlich sind. Die in Deutschland angebotenen Aufstiegsfortbildungen zur Dentalhygienikerin – derzeit möglich in Hamburg, Berlin, Münster, Stuttgart und München – basieren alle auf den Vorgaben der Musterfortbildungsverordnung der BZÄK. Die Stundenzahl variiert bei den zuvor genannten Anbietern leicht zwischen 850 und 900 Stunden. Die Kosten und die Teilnahmevoraussetzungen (Aufnahmeprüfung, Berufserfahrung, Fristen, Kosten etc.) dagegen unterscheiden sich. Interessierte Mitarbeiter und deren Chefs sollten sich vor der Entscheidung umfassend informieren.
Kosten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind dabei entscheidende Faktoren. Erfahrungen und Bewertungen von Teilnehmern sowie regelmäßig stattfindende DH-Aufstiegsfortbildungen sind wertvolle Indikatoren für die Entscheidungsfindung.
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