ZFA-Mangel: Ungewöhnliche Anzeige

Witzige Jobanzeige offenbart große Not

ZFA sind begehrte Fachkräfte: Bundesweit sind laut Agentur für Arbeit mehr als 1.600 Stellen unbesetzt.

Ein Zahnarzt aus Halle in Westfalen hat eine kreative Stellenanzeige geschaltet, um dem Personalmangel in seiner Praxis ein Ende zu setzen. Die offenbart allerdings ein großes Problem. Ob es ihm gelungen ist, die Stelle zu besetzen? DENTAL team hat nachgefragt.

„Wir suchen ab sofort 5 fleißige männliche ZFA oder 1 weibliche ZFA. Wenn du Lust an deinem Job hast, Schnick, Schnack, Schnuck um die Assistenz einer Behandlung spielen oder du den Fluchtwagen nach praxisinternen Kinoabenden fahren möchtest, dann bist du bei uns genau richtig.”

Was witzig klingt, war nicht spaßig gemeint: Zahnarzt Rüdiger Schenk hatte große Probleme, qualifizierte Fachkräfte für seine Praxis zu finden und schaltete deshalb Anfang Februar im „Haller Kreisblatt” eine Stellenanzeige mit eben jenem Text. „Die Stellenanzeige war eine absoluter Hilferuf meines Teams, die Mädels waren wirklich verzweifelt und mussten sich über Monate fast fünfteilen, um den Patienten, dem Arbeitsaufkommen und mir gerecht zu werden”, sagt der Zahnarzt auf Anfrage von DENTAL team.

Mit diesem Problem steht Rüdiger Schenk nicht alleine da, in vielen Praxen fehlen ZFA. Allein auf der Website der Bundesagentur für Arbeit werden zurzeit 1643 offene ZFA-Stellen gemeldet. Der Verband medizinischer Berufe (VmF) sieht einen Hauptgrund für diese Entwicklung in der fehlenden Tarifbindung.

„Fachkräfte endlich entsprechend entlohnen”

Dabei zahlt Rüdiger Schenk in seiner Praxis sogar nach Tarif. Doch er sagt auch: „Eine junge Frau kann von dem Gehalt einer ZFA kein unabhängiges Leben führen und sich davon eine Wohnung, Auto und Urlaub leisten. Ich stelle immer wieder fest, dass diese gut ausgebildeten Fachkräfte in anderen Sparten zu finden sind, wie der Produktion etc., da dort eine weitaus bessere Bezahlung stattfindet.” Für ihn hat das Problem der schlechten Bezahlung noch eine weitere Dimension: „Wie sollen wir Zahnärzte diese Fachkräfte angemessen bezahlen, wenn auch unser Honorar ständig gekürzt wird? Wir haben keinen Fachkräftemangel, wir müssen nur endlich die Fachkräfte und auch die Mediziner entsprechend entlohnen.”

Die Stellenanzeige ist auch ein Ausdruck der Unzufriedenheit darüber, dass der Beruf ZFA zunehmend unattraktiv ist: in der Bezahlung, bei den Arbeitszeiten und nicht zuletzt beim Image. „Leider werden ZFA auch immer noch als ,Schnorchelhalter’ oder ,Sprechstundenhilfe’ gesehen.” Eine Reaktion, die viele von Euch – vielleicht auch nur hinter vorgehaltener Hand oder in spaßigem Tonfall – schon gehört haben werden.

Wie waren die Rückmeldungen auf die Anzeige? „Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen, aber wie bei allen schönen Dingen im Leben stießen wir auch auf negatives Feedback!”, sagt er. Aber das Wichtigste: Es kamen – nach Wochen der Suche – zwei Bewerbungen. Eine davon aufgrund der Anzeige. Beide Bewerberinnen wurden eingestellt und wie sich zeigt „passen sie perfekt ins Team”, so der Praxischef. Fünf fleißige männliche ZFA haben sich übrigens bislang nicht beworben.