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Zahnarztangst: Neue S3-Leitlinie soll helfen

Ursachen, Diagnose und Therapie

Zahnarztangst: Neue S3-Leitlinie soll helfen

Bohrgeräusche oder bestimmte Gerüche können schon reichen und manchen Patienten steht die blanke Panik ins Gesicht geschrieben. Angst vor dem Zahnarzt oder der Behandlung ist keine Seltenheit.

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Mit Herzrasen und einem panischen Blick zittert er sich einen Weg in die Praxis: der Angstpatient. Die Angst vor dem Zahnarzt oder der Behandlung in der Praxis kann krankhafte Züge annehmen und ist nicht zu unterschätzen. Geht sie über einen normalen Grad hinaus, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Die neue S3-Leitlinie “Zahnbehandlungsangst beim Erwachsenen” gibt konkrete Tipps, wie der Umgang mit solchen Patienten am besten funktioniert.

Die S3-Leitlinie befasst sich mit der Epidemiologie, Diagnostik und Therapie von Zahnbehandlungsangst. Maßgeblich erstellten sie die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) und der Arbeitskreis Psychologie und Psychosomatik (AKPP).

Was ist Zahnbehandlungsangst?

Unter Zahnarztangst oder Zahnbehandlungsangst versteht man laut der Leitlinie eine intensive Gefühlsreaktion auf Elemente der zahnärztlichen Behandlungssituation. Diese Gefühle sorgen bei den Betroffenen für Leiden, die im Hinblick auf die tatsächlichen Gefahren total überzogen sind. Die Angst kann sich in verschiedenen Formen äußern. So sind Gefühle von Angst, Bedrohung, Unbehagen, kognitive Verzerrungen der Situation oder Flucht-, Ausweich- oder Vermeidungsreaktionen beim Patienten möglich.

Häufig gehen die Betroffenen kaum oder gar nicht zum Zahnarzt, was natürlich Risiken für die Zahngesundheit bedeutet. Denn so ist keine vernünftige Betreuung und Prophylaxe möglich. Das macht die Angst zu einem klinisch relevanten Problem. Die genaue Diagnose einer Zahnbehandlungsangst wird aber nicht durch Dich oder den Zahnarzt, sondern durch den Psychiater gestellt. In Deutschland leiden etwa 5-10 Prozent der Bevölkerung an einer krankhaften Zahnarztangst. 40 Prozent der Menschen mit dieser Angst leiden auch an anderen psychischen Störungen.

Ursachen für Zahnarztangst können vielfältig sein

Die Angst vor dem Zahnarzt tritt nicht plötzlich auf. Meistens entsteht sie durch eine traumatische Erfahrung, oft bereits in der Kindheit oder Jugend. Hat ein Patient eine Behandlung mit Schmerz assoziiert, wird er zukünftig diese Situationen vermeiden. Das kann dazu führen, dass er gar nicht mehr in die Praxis kommt. Eine andere Ursache können familiäre Einflüsse sein. Diese werden auch häufig im Kindesalter gelegt. Hat der Patient selbst noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, aber Geschwister oder Eltern, dann können diese ihre Angst auf den Patienten übertragen. Außerdem können auch individuelle Eigenschaften eine Rolle spielen. Beispielsweise, wenn der Patient allgemein eine erhöhte Ängstlichkeit und Empfindsamkeit oder eine niedrige Schmerztoleranz zeigt.

In Deutschland sind etwa zwei Drittel aller Patienten von Zahnbehandlungsangst betroffen. Jeder zehnte gibt an, besonders große Angst zu haben. Besonders häufig betroffen sind 20-30-Jährige.

Zahnarztangst erkennen

Je früher die krankhafte Angst erkannt wird, desto besser kann mit den hoch ängstlichen und phobischen Patienten umgegangen werden. Es muss unterschieden werden, ob eine hohe Ängstlichkeit oder eine Zahnbehandlungsangst mit und ohne Krankheitswert vorliegt. Die Leitlinie gibt Dir Hinweise, wie Du in der Praxis erkennen kannst, ob Dein Patient an einer Angststörung leidet.

Zunächst kannst Du das Verhalten Deines Patienten beobachten und gezielte Fragen stellen. Eine Angststörung kann sich zum Beispiel durch körperliche Anzeichen während der Behandlung wie vegetative und allgemeine Symptome äußern. Außerdem kann der Betroffene angsttypisches Verhalten zeigen: Blickkontakt vermeiden, zögerliche Antworten, Schreckreationen usw. Auch wenn der Patient lange nicht bei einem Zahnarzt war, kann das ein Hinweis auf eine Angststörung sein. Mithilfe von gezielten Fragen, einer visuellen Analogskala (VAS) und weiterer Fragebögen (z. B. auch zu verschiedenen Behandlungssituationen) kann in der Praxis eine Zahnbehandlungsangst gut erfasst werden.

Therapie der Angststörung

Unterschieden wird hier grundsätzlich zwischen pathologischer Zahnbehandlungsangst und solcher ohne Krankheitswert. Für pathologische Formen empfiehlt die Leitlinie die Möglichkeit einer Psychotherapie oder Pharmakotherapie. Für die Angst ohne Krankheitswert ist eigentlich keine spezifische Therapie notwendig. Je nach Tendenz des Patienten können Verfahren bei der Behandlung eingesetzt werden, die den Stress reduzieren (z. B. Musik, Entspannung, Lokalanästhesie).


Alle weiteren Empfehlungen kannst Du direkt in der S3-Leitlinie nachlesen.



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