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Expertenrunde in Köln

Alternative zum Goldstandard

Eine Expertenrunde, hier Prof. Stefan ‧Zimmer (r.) und PD Dr. Dr. h.c. Adrian Kasaj, diskutierten die Relevanz der klinischen ‧AirFloss-Ultra-Studie. ©Philips

Eine Expertenrunde in Köln diskutierte die Relevanz der klinischen AirFloss-Ultra-Studie für die Praxis und warf einen Blick in die Zukunft. Dabei zeigte sich, dass der Weg zur Approximalraumpflege auch im Praxisalltag kein einfacher ist.
Ende letzten Jahres fand in Köln ein Expertengespräch zur Studie „Klinische Wirksamkeit und Akzeptanz von Philips Sonicare AirFloss Ultra auf die approximale Gesundheit bei Erwachsenen“ statt (Isabelle Ensmann, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Uniklinik Köln, Kerpener Straße 32, 50931 Köln).

Daran nahmen teil: der Leiter der Studie, Prof. Dr. Michael Noack (Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Klinikum der Universität Köln), Studien-Mitautor Prof. Dr. Stefan Zimmer (Lehrstuhl für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin, Universität Witten/Herdecke) sowie Sylvia Fresmann (Dentalhygienikerin, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für DentalhygienikerInnen DGDH e. V.), Dr. Klaus Höcker (Facharzt für Parodontologie, Vorsitzender des Berufsverbandes der Fachzahnärzte und Spezialisten für Parodontologie BFSP e. V.) und PD Dr. Dr. h.c. Adrian Kasaj (Oberarzt an der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde, Universität Mainz).

AirFloss Ultra – eine Alternative zum Goldstandard Zahnseide?

Im Rahmen der im April 2014 begonnenen Studie führten Noack und Zimmer an der Universität Köln unter medialer Beobachtung zwei Untersuchungstermine zur Plaqueentfernung im Approximalbereich durch. Dabei nutzte die eine Probandengruppe den Goldstandard Zahnseide, die andere den Philips Sonicare AirFloss Ultra, bei dem mit einer speziellen Micro-Burst-Technologie ein Wasser-Luft-Gemisch mit 70 km/h durch die Zahnzwischenräume schießt.
Das Studienergebnis zeigte, dass das Philips-Gerät bei der Plaqueentfernung mindestens genauso gute Resultate erzielte wie die Zahnseide. Auch bei der Gingivitisprävention stellte die Studie keinen Unterschied fest. Im Gegensatz zur Zahnseide allerdings, deren Anwendung vielen Patienten zu mühsam ist, genoss der AirFloss Ultra aufgrund seiner leichten Handhabung eine deutlich höhere Akzeptanz.

Adhärenz kann Verhalten langfristig verändern

Im Expertengespräch in Köln fasste Studienleiter Noack die Bedeutung der klinischen Studie für die Praxis zusammen. Er ist überzeugt: „Mit den Ergebnissen eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten, gerade weil man nicht mehr darüber diskutieren muss, welches Mittel das beste ist, um approximal plaquefrei zu sein.“

Stattdessen könne man die verschiedenen Optionen aufführen. „Patienten, die Zahnseide gern und richtig anwenden, würde ich nicht umstimmen wollen“, betonte Noack. „Ich glaube aber, es ist eine Illusion, dass wir die Menschheit zur Zahnseide bringen. Denn umgekehrt gibt es eben auch diejenigen, die mit einem technisch hochwertigen Hilfsmittel wie dem AirFloss besser umgehen können.“

Motivationsproblem Interdentalpflege

Dass man im Praxisalltag bei der Interdentalpflege mit einem Motivationsproblem zu kämpfen hat, ist auch Dentalhygienikerin Fresmann bewusst. Für sie sind Zahnseide und Interdentalraumbürsten „viel zu lange State of the Art gewesen – ohne wissenschaftliche Evidenz“, so Fresmann. Die DGDH-Vorsitzende betonte: „Ich finde, es ist gut, dass wir jetzt diese klinische Studie haben und den Patienten mit dem AirFloss Ultra eine Alternative zum Goldstandard Zahnseide anbieten können. Denn jeder Patient ist anders, und ich muss stets schauen, welches Hilfsmittel für ihn am sinnvollsten ist.“

In der AirFloss-Ultra-Studie die Zahnseide als Referenz zu nehmen sei vernünftig gewesen, bestätigte Studien-Mitautor Zimmer im Kreise der Experten. Sie sei schließlich das am meisten benutzte Hilfsmittel zur Reinigung der Zahnzwischenräume. Allerdings „wissen wir, dass zu wenige Patienten Zahnseide oder auch Zahnzwischenraumbürsten benutzen“, gab Zimmer zu bedenken. Das gehe eindeutig aus den GFK-Zahlen hervor. Mit Zahnseide erreiche man also keine breite Öffentlichkeit. „Und die Leute, die sie verwenden, tun dies nicht effektiv“, so Zimmer.

Im AirFloss sieht Zimmer nun eine neue Technik, die eine Chance biete, das wichtige Ziel der Interdentalpflege zu erreichen. Wissenschaftliche Untersuchungen wie die AirFloss-Ultra-Studie können im Praxisalltag helfen, das Patientenbewusstsein zu schärfen und auf die verschiedenen Möglichkeiten aufmerksam zu machen. Gut fundierte Ergebnisse dienen dabei als Argumentationsgrundlage und zur Vertrauensbildung.

Neue Möglichkeiten der Zahnzwischenraumreinigung

Für die Praxis sahen die Experten unterschiedliche Anwendungsoptionen, darunter auch die Möglichkeit, den AirFloss Ultra mit anderen Pflege- und Hygienetechniken zu kombinieren. So könne der Patient den AirFloss ‧Ultra nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Mundspüllösung benutzen, wodurch das Reinigungsresultat womöglich nochmals verbessert werde.

Auch bei der Behandlung von Parodontitispatienten sind laut BFSP-Vorsitzendem Höcker technische Neuerungen immer willkommen, da das gängige Mittel Zahnseide aufgrund der krankheitsbedingten weiten Zahnzwischenräume nicht oder nur unzureichend angewandt werden könne. „Da macht ein technischer Ansatz durchaus Sinn“, sagte Höcker.

Zustimmung erntete er in diesem Punkt auch von dem Spezialisten für Parodontologie Adrian Kasaj: „Ganz klar, auch der Erfolg meiner systematischen Parodontitistherapie hängt von der möglichst konsequenten Elimination des oralen Biofilms ab. Da bin ich hellhörig, wenn es dazu etwas Neues auf dem Markt gibt“, betonte er. Für ihn steht fest: „Eine einfache Anwendung kann die Compliance fördern.“



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