Weiße Zähne sind in – und damit das Bleaching, um der Natur auf die Sprünge zu helfen. Doch für wen eignet sich solch eine kosmetische Aufhellung der Zähne? DH Karola Westrup erklärt, welche Verfahren es gibt und worauf es dabei ankommt.
Jeder zweite Patient wünscht sich weißere Zähne, doch nicht für jeden Patienten eignet sich ein Bleaching. Insbesondere bei bereits vorhandenem Zahnersatz sollte man sehr genau beraten, da sich Kronen und Brücken nicht bleichen lassen, wodurch es nach der Behandlung zu Farbunterschieden kommen kann. In diesen Fällen sollte man abwägen, ob ein Bleaching überhaupt sinnvoll ist. Grundsätzlich gilt es bei Patienten, die ihre Zähne aufhellen lassen möchten, eine umfangreiche Beratung und eine gründliche Anamnese durchzuführen. Insuffiziente Füllungen und kariöse Zähne sollten vorher umgehend konservierend behandelt werden, die Gefahren reichen anderenfalls von der Pulpairritation bis zur Nervenschädigung. Bei jugendlichen Patienten sollte man von einem Bleaching eher abraten, da ihr Pulpahorn noch sehr hoch aufgebaut ist und es häufig zu starken Empfindlichkeiten kommen kann. Schwangeren Patientinnen sowie Patienten, die von sich aus schon sehr empfindliche Zähne haben, sollte man davon ebenfalls abraten. Gleiches gilt für Patienten mit allergischen Reaktionen. Grundsätzlich gilt, dass ein Bleaching immer in einer Zahnarztpraxis von einer Fachkraft durchgeführt werden sollte. Es kann beim Zahnaufhellen zu Gingiva- oder Pulpairritationen und in manchen Fällen auch zu Blitzen kommen. Sind die Zähne für ein Bleaching gut vorbereitet worden, tritt dieser Fall deutlich seltener ein. Patienten sollten umfassend aufgeklärt werden über auftretende Empfindlichkeiten, die bis zu 24 Stunden anhalten können. Die Ernährung spielt für den Erfolg eine wichtige Rolle, insbesondere die sogenannte „weiße Diät“, sprich der Konsum von Lebensmitteln, die eine helle Farbe haben, zum Beispiel: helle Soßen, Joghurt, Mineralwasser, Weißwein statt Rotwein, helles Obst und Gemüse, Fischfilets et cetera. Die weiße Diät sollte für mindestens 24, besser 48 Stunden nach dem Bleachen eingehalten werden. Eine negative Beeinträchtigung der Zahnhartsubstanz ist nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht zu erwarten, sofern die Anwendungsvorschriften beachtet werden. Das bedeutet, wenn man sich genau an die Herstellervorgaben hält, ist eine Zahnaufhellung absolut sicher. Immer wieder werden im Zusammenhang mit Zahnaufhellung Hypersensibilitäten beklagt. Wir arbeiten bei uns in der Praxis mit einem Bleaching-System, bei dem eine spezielle Zahncreme im Kit enthalten ist. Deren Inhaltsstoffe aus Xylitol und Hydroxylapatit dienen zur Vorbereitung auf das Bleaching. Unsere Patienten putzen ein bis zwei Wochen vor ihrem Termin mit dieser Zahncreme. Dadurch ist der Zahn ausgezeichnet desensibilisiert und wir haben deutlich weniger Probleme mit Empfindlichkeiten. Bei einem anderen von uns eingesetzten Bleaching-System, ein In-Office-System, ist ein Gel enthalten, welches desensibilisierende Inhaltsstoffe wie ACP (Amorphes Calzium Phosphat), Natriumfluorid und Kaliumnitrat enthält und eine sofortige Wirkung entfaltet. Sollten dennoch mal Empfindlichkeiten oder Blitze auftreten, empfehlen wir, Zahncremes mit Natriumfluorid oder Kalziumfluorid zu benutzen.
Bleaching-Konzepte und -Systeme
Grundsätzlich sollte jeder Patient ein auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Bleaching-Konzept erhalten. Patienten, die ihre Zähne beispielsweise nur einen Tag lang etwas heller haben möchten, kann sehr gut das Produkt Vivadent Paint on Plus empfohlen werden. Dieses wendet der Patient zu Hause an. Es entstehen hierbei keinerlei Risiken und es ist leicht anzuwenden. Das In-Office-Bleaching ist eine Bleaching-Methode, bei der eine Bleaching-Lampe zum Einsatz kommt. Der Patient kommt hierzu in die Praxis und nach circa zwei Stunden (drei bis vier Durchgänge à 15 Minuten) sind seine Zähne aufgehellt. Die Lampe unterstützt dabei die Reaktion des Bleaching-Gels. Diese Methode wird von verschiedenen Herstellern angeboten. Wir bieten in der Praxis das In-Office-BleachingSystem an, wobei wir auch gerne das In-Office-Bleaching in Kombination mit dem Schienen-Bleaching empfehlen. So hat der Patient die Möglichkeit, seine Zähne nachzubleachen, sobald die Zähne seinem Empfinden nach nachgedunkelt sind. Schienen-Bleachen ist eine Methode, die es schon sehr lange auf dem Markt gibt und die sich über viele Jahre bewährt hat. Hierbei hellt der Patient seine Zähne zu Hause selbst mit Hilfe einer Zahnschiene auf. Die Zähne werden abgeformt und daraus werden dann individuelle Schienen erstellt, die dem Patienten inklusive Bleaching-Gel mit nach Hause gegeben werden. Zu Hause befüllt der Patient die Schienen mit dem Gel. Diese trägt er dann 30 Minuten bis maximal zwei Stunden am Tag oder über Nacht. Produkte, die im Online-Shop erhältlich sind, halte ich für wenig sinnvoll, da seit 2012 eine neue Kosmetikverordnung gilt, in der genau beschrieben wird, wie hoch ein freiverkäufliches Bleaching-Gel maximal dosiert sein darf. Die Bleaching-Gele aus dem Online-Shop haben demgemäß eine maximale Wasserstoffperoxidkonzentration von weniger als 0,1%. Mit einer so niedrigen Dosis ist ein Bleaching kaum wirksam. Häufig werden dazu noch Aktivkohle-Zahnpasten empfohlen, die das Bleaching unterstützen sollen. Davon kann ich allerdings nur abraten, da diese sehr abrasiv wirken. Höher dosierte Bleaching-Gele, die auch wirksam sind, sind ausschließlich der Zahnarztpraxis bzw. dem Zahnarzt vorbehalten. Der Patient soll dazu angehalten werden, das Aufhellen der Zähne nur unter fachgerechter Aufklärung und Unterweisung durchführen zu lassen.
Patientenkommunikation
Es gibt viele Möglichkeiten, unsere Patienten für eine Zahnaufhellung zu begeistern. Im Zeitalter von Social Media ist das eine einfache Sache. Die Patienten kommen zum größten Teil sogar von selbst auf uns zu. Unterstützt wird das Ganze in unserer Praxis durch Berichte im „TV Wartezimmer“, Aufsteller und Plakate. Zudem werden bei uns die Patienten über den Anamnesebogen direkt angesprochen und gefragt: „Haben Sie Interesse an einer Zahnaufhellung?“ Eine weitere Gelegenheit bietet sich, wenn der Patient im Behandlungsstuhl sitzt und auf den Zahnarzt wartet oder direkt während der Professionellen Zahnreinigung.
Fazit
Je häufiger ihr eure Patienten ansprecht, desto besser. Mittlerweile werden sogar von vielen Zusatzversicherern die Kosten einer Zahnaufhellung anteilig übernommen. Das hilft oftmals bei der Entscheidungsfindung. Die Ergebnisse des Bleachings sind davon abhängig, wie streng sich ein Patient an die Regeln nach der Zahnaufhellung hält. Beachtet er beispielsweise die „weiße Diät“ nicht und verzichtet nicht auf Rotwein, Kaffee und weitere zahnverfärbende Lebensmittel, wird das erreichte Ergebnis nicht von Dauer sein. Die regelmäßige Professionelle Zahnreinigung ist ein Punkt, der ebenfalls enorm wichtig ist, wenn man das erreichte Ergebnis längerfristig erhalten möchte. Im Laufe der Zeit legen sich durch verschiedene Faktoren Verfärbungen auf den Zähnen ab. Dabei muss der Patient noch nicht mal eine schlechte Mundhygiene haben, denn auch die Struktur des Schmelzes spielt hier eine wesentliche Rolle. Raucht ein Patient, wird das Ergebnis nicht von langer Dauer sein. Man kann sagen, dass ein Bleaching-Ergebnis in der Regel sechs Monate bis zwei Jahre hält. Ich rate meinen Patienten deshalb immer, die Zahnaufhellung nach circa zwei Jahren zu wiederholen.
DH Karola Westrup
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