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Was hilft bei Überempfindlichkeiten?

Blitze am Dentin

© Gehlen/DÄV

Ob ein kaltes Getränk oder ein Eis – viele Menschen kennen das: Der Spaß an der Erfrischung schwindet, wenn Schmerzblitze immer wieder Zähne und Zahnfleisch durchzucken. Doch wie entstehen Dentinhypersensitivitäten, und was kann man in der Praxis und zu Hause dagegen tun?

Jeder kennt das Problem: Wenn wir sehr kalte oder sehr heiße Lebensmittel zu uns nehmen, reagiert der Körper. Seien es Schweißausbruch, Kältekopfschmerz, umgangssprachlich als Hirnfrost bekannt, oder etwa leichte Verbrühungen im Mundraum. Auch die Zähne bilden keine Ausnahme und können sich in solchen Situationen melden – bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger stark ausgeprägt. Als dentine Hypersensitivität bezeichnet man ein stark ausgeprägtes Schmerzempfinden an der Zahnsubstanz.

Kurzer, blitzartiger Schmerz

Die betroffenen Patienten spüren häufig einen kurzen, blitzartigen Schmerz. Besteht das Problem der Hypersensitivität bereits über einen längeren Zeitraum, kann der Schmerz auch länger anhalten. „In diesem Fall ist eine genaue Untersuchung notwendig, um abzuklären, ob der Zahnnerv bereits geschädigt ist und gegebenenfalls eine Pulpitis vorliegt“, empfiehlt die Dentalhygienikerin Yvonne Crabtree-Laudenbach aus der Zahnarztpraxis Peter und Michael Fersch in Wiesentheid.

Die Beschwerden, die Patienten mit Dentinhypersensitivität schildern, werden durch verschiedene Trigger ausgelöst. „Grundsätzlich können thermische, chemische oder auch taktile Reize – sprich Reaktionen auf Temperatur, aggressive Substanzen oder Berührung – eine Schmerzsituation auslösen“, weiß Crabtree-Laudenbach. „Gelegentlich klagen Patienten sogar über Beschwerden beim Atmen in den kalten Monaten“, sagt die Prophylaxeexpertin.

„Weggeschrubbtes“ Dentin

Das ausgeprägte Schmerzempfinden wird durch freiliegendes Dentin und Dentintubuli hervorgerufen. Diese entstehen zum Beispiel dann, wenn mit einer zu aggressiven Putztechnik Dentin „weggeschrubbt“ wird. Da das Dentin eine weiche Zahnsubstanz ist, werden diese Putzdefekte recht schnell größer, wenn die Putztechnik nicht optimiert wird.

Ein weiterer Auslöser von Schmerzen ist der Rückgang von Zahnfleisch, denn dadurch wird der Wurzelbereich der Zähne freigelegt. Solche Rezessionen können unter anderem durch die falsche Anwendung von Zahnseide hervorgerufen werden (spaltenförmige Rezession „Stillman-Spalte“); auch nach einer Parodontitisbehandlung können Rezessionen auftreten. Defekte Füllungsränder oder ein schlechter Abschluss von Kronenrändern sind ebenfalls ein möglicher Auslöser für Missempfindungen an den Zähnen. „Die Ernährung spielt dabei auch eine wichtige Rolle – der häufige Genuss von stark säurehaltigen Speisen und Getränken führt zu Erosionen und kann somit auch Schmerzen verursachen“, sagt Crabtree-Laudenbach.

Identifizierung der Auslöser

Die Identifizierung dieser Auslöser ist für die Aufklärung der Patienten wichtig. Bei Patienten mit zu hohem Putzdruck muss eine Änderung der Putztechnik besprochen und geübt werden, ein Patient mit Erosionen braucht eine Ernährungsberatung.

Die Patienten sollten dann zum Zahnarzt gehen, wenn der Schmerz sie daran hindert, kältere Getränke oder Speisen zu genießen, also wenn die Lebensqualität leidet. Die Frage ist jedoch, wie viele Betroffene sich tatsächlich dermaßen eingeschränkt fühlen, dass sie ihren Zahnarzt bzw. das Praxisteam auf diese Beschwerden ansprechen. „Ich schätze, dass circa 30 Prozent der Patienten in der Praxis dieses Problem benennen“, sagt Crabtree-Laudenbach. Es seien häufiger Frauen als Männer, die über das Problem mit empfindlichen Zähnen klagen.

Stärkeres Bewusstsein schaffen

Wie kann man das Bewusstsein für dentine Hypersensitivitäten schärfen? In der Praxis Fersch wurden spezielle Fragen zu diesem Thema in den Anamnesebogen integriert, wie zum Beispiel „Haben Sie Probleme beim Genuss von kalten oder warmen Getränken bzw. säurehaltigen Lebensmitteln?“ Crabtree-Laudenbach: „Manchen Patienten wird durch diese Fragen erst bewusst, dass sie ein Problem haben, bei dem wir ihnen helfen können.“

Bei der PZR sei es für die DH oder die ZMP besonders einfach, den Patienten direkt auf Dentinhypersensitivitäten anzusprechen: Bei der Bestimmung des Mundhygienestatus werden Putzdefekte, Rezessionen, „Stillman-Spalten“ und vieles mehr dokumentiert. „Die Patienten können dann meistens den Zahn oder die Zähne, mit denen sie Probleme haben, ganz genau benennen bzw. zeigen“, sagt die DH aus Wiesentheid.

Individuelle Therapie

Um die sensitiven Stellen im Patientenmund zu behandeln, können Lacke appliziert werden. „Dabei ist es wichtig, vor dem Auftragen die Glattflächen zu polieren, damit die Schmierschicht bzw. das Schmelzoberhäutchen entfernt wird und der Lack somit direkt auf die offenen Dentinkanälchen aufgetragen werden kann“, rät Crabtree-Laudenbach. Dieser Vorgang muss – je nachdem, welches Produkt verwendet wird – mehrmals wiederholt werden.

Verschiedene Hersteller verwenden verschiedene Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel Aminfluorid, Natriumfluorid oder Zinnfluorid. „Da gilt es genau hinzuschauen, denn nicht alle Patienten reagieren positiv auf diese Inhaltsstoffe“, sagt die Prophylaxeexpertin. Es muss das individuell sinnvollste Präparat gewählt werden. Als weitere Alternative können Dentinhypersensitivitäten mit lichthärtenden Versiegelungen behandelt werden.

Den Patienten sollte man raten, zu Hause auf eine gute Mundhygiene zu achten. Die Zahnpasta sollte wenig abrasiv und speziell zur Behandlung von Schmerzempfindlichkeiten geeignet sein. Die enthaltenen Partikel verschließen die Dentinkanälchen (z. B. Arginin oder Strontiumchlorid). „Zusätzlich zum täglichen Putzen können die Patienten die Zahnpasta auf die betroffenen Stellen auftragen und mit dem Finger drucklos einmassieren“, sagt Crabtree-Laudenbach. Fluoride sollten auf jeden Fall über die Pflegeprodukte aufgetragen werden. Dazu können zum Beispiel Gele und Mundspüllösungen als ergänzende Hilfsmittel verwendet werden.



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