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Prophylaxe-Team Day praxisHochschule

“Die Chirurgie-Assistenz ist genauso wichtig wie der Operateur“

In dem Räumen der praxisHochschule Köln fand der zweite Prophylaxe-Team Day Anfang Dezember unter dem Motto „Qualitätsgesicherte Konzepte in der
Parodontologie und Prävention“ statt. Die hochkarätigen Referenten vermittelten in dem Symposium klinisch relevantes Hintergrundwissen für das gesamte Praxisteam.

Die Referentenliste wirkte wie ein Who´s who der Paro- und Implantologie. Den Anfang machte Prof. Dr. James Deschner, der sich mit den genetischen Ansätzen in der Parodontologie beschäftigte. Das Problem dabei sei nicht, ob der Patient ein “gutes oder schlechtes Gen” habe, sondern, ob diese Gene aktiviert sind. Die Wissenschaft, die sich mit der Frage beschäftigt, welche Faktoren die Aktivität eines Gens bestimmen, nennt sich Epigenetik.

Inaktivierung durch Ernährung

Deschner berichtete von Möglichkeiten der Inaktivierung von Genen durch Methylierung. Dies sei beispielsweise durch die Nahrung möglich. „Studien haben gezeigt, dass neben der genetischen Prädisposition auch die epigenetische zum Risiko für parodontale Erkrankungen beiträgt“, erklärte Deschner. Weitere Risikofaktoren, die in der Epigenetik eine Rolle spielen könnten, seien Rauchen, Alter, Stress, Krankheiten, Infektionen und Entzündungen. Einen Ausblick auf die zukünftige Rolle der Epigenetik in der PA-Therapie gab Deschner auch. Er hält epigenetische Test sowie epigenetische Therapien für möglich. „Aber davon sind wir immer noch weit entfernt.“

Die Frage „Karies – Muss man immer bohren?“ beantwortete Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel deutlich mit nein. Der Aachener Zahnerhalter stellte die Methode der Kariesinfiltration vor, die vor allem bei approximalem Karies indiziert ist. Der Trend gehe dabei von “Drill und Fill” zu “Heal und Seal”. Für die non-invasive Kariesinfiltration gebe es bereits eine breite Datenlage an Studien, die Meyer-Lückel vorstellte. Die Evidenz sei beim Verwenden der Methode aus ästhetischen Gründen zwar noch nicht vorhanden, aber auch hier gebe es gute Ergebnisse.

Probiotika in der Prophylaxe

Prof. Dr. Svante Twetmann reiste extra aus Kopenhagen an. Er gab in einem sehr humorvollen Vortrag einen Überblick über den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Thema Probiotika – auch in der Prophylaxe. „Leider werden Probiotika immer noch oft als nicht wissenschaftlich betrachtet“, erklärte Twetmann. Dabei seien zahlreiche Probiotika-Studien vorhanden und in anderen medizinischen Bereichen ist deren Einsatz bereits lange verbreitet – beispielsweise in der Gastroenterologie.

Generell gelte, so der Experte, dass Probiotika helfen könnten, das Gleichgewicht der Bakterien im Biofilm zu unterstützen. Welche Art des Nahrungsergänzungsmittels Probiotika Patienten einnehmen sollten, wie oft und über welchen Zeitraum sei eine individuelle Absprache mit den Patienten, erklärte Twetmann. „Sehr gute Effekte haben Probiotika bereits bei Babys“, sagte der Skandinavier.

Parodontalchirurgie: Gute Vorbehandlung unerlässlich

Chirurgisch wurde es in den weiteren Vorträgen. PD Dr. Stefan Fickl erläuterte die Parodontalchirurgie,  Dr. Karl-Ludwig Ackermann beschäftigte sich mit dem implantatgetragenen Zahnersatz und dessen parodontalhygienischer Gestaltung. „Für mich ist die Assistenz in der Chirurgie genauso wichtig wie der Operateur“, betonte Fickl gleich zu Beginn. Denn die plastische Parodontalchirurgie sei eine extrem empfindliche Technik, deshalb hänge viel vom Behandlerteam ab. Gerade eine gute Vorbehandlung drei bis vier Tage vor der OP, mit Reinigung der Wurzeloberflächen und Chlorhexamend-Spülung, könne entscheidend für den Erfolg sein.

Fickls Tipps während einer OP: „Es wird nur gesaugt, wenn es blutet.“ Außerdem muss bei einem Bindegewebstransplantat der Lappen feucht gehalten werden. „Aller zehn Minuten durchspülen“, rät Fickl. Für ihn das Allerwichtigste bei einer OP: das Präparieren mit einer scharfen Klinge. „Hier sollte gerade die Assistenz darauf achten, dass das Skalpell scharf ist.

Implantation sollte nicht erste Option sein

Was ist aber, wenn der Zahnersatz implantatgetragen ist? Bereits bei der Planung sieht Ackermann einen Aspekt, der immer beachtet werden sollte: „Einschränkungen für adäquate Hygienemaßnahmen müssen ausgeschlossen werden“, sagt der Experte. Bereits der Zahntechniker sollte am Modell überprüfen, ob die Hygiene des Zahnersatzes durch den Patienten und durch die Prophylaxefachkraft möglich wäre.

Mit einer nicht-chirurgischen Technik kommt man bei fortgeschrittenem Furkationsbefall nicht weiter, stellte PD Dr. Moritz Kebschull fest. Die resektive Chirurgie biete zwar vorhersagbare Ergebnisse, bei der Therapieentscheidung hänge viel vom Patienten ab. „Faktoren wie Rauchen oder Compliance können entscheidend sein.“ Generell empfiehlt Kebschull ein ernsthaftes Bemühen um den Zahnerhalt. „Die Implantation sollte möglichst erst eine zweite oder dritte Option sein“, rät er. Denn: Bei Implantaten droht mit der Periimplantitis ein Problem, für das es noch keine Lösung gebe.



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