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Eltern sind der Schlüssel zum Erfolg

Kinderprophylaxe

Eltern sind der Schlüssel zum Erfolg

Kind putzt sich die Zähne

Copyright © mauritiusimages/photononstop/Catherine Delahaye
Prophylaxe bei Kindern geht nur über die Eltern. Dabei kann die Prophylaxebehandlung gerade bei Kindern mit Karies zu einer veränderten Einstellung der Erwachsenen zum Thema Mundgesundheit führen. Die Eltern lernen, genauso wie die kleinen Patienten, den richtigen Umgang mit den Mundhygieneartikeln und die Bedeutung der Zahngesundheit zu schätzen.

Frühkindliche Karies und mangelhafte Mundhygiene sind meist auf eine fehlende Unterstützung der Eltern zurückzuführen, sagt Anja Osang, Dentalhygienikerin in einer Dresdner Zahnarztpraxis. In der Praxis hat sie oft Kinder in der Vollnarkosebehandlung, bei denen großer Behandlungsbedarf besteht. „Leider sehen wir die Kinder dann nach der Behandlung zu selten wieder“, erzählt Osang, die auch regelmäßig Prophylaxekurse und Praxisschulungen zum Thema Kinderprophylaxe anbietet.

ZFA-Fortbildung für Kinderzahnheilkunde

Die häufigsten Ursachen für die Early Childhood Caries (ECC) sind die Bakterienübertragung durch die Eltern, etwa durch Ablecken des Löffels oder Schnullers, eine stark kariogene Ernährungsweise, etwa durch langes Trinken aus der Saugflasche mit süßen Getränken, sowie eine mangelhafte Mundhygiene aufgrund fehlender Unterstützung der Eltern. „Bis zum achten Lebensjahr des Kindes sollten die Eltern die Zähne nachreinigen“, empfiehlt Osang. Weitere Faktoren für eine ECC sieht sie zudem in der Unwissenheit über die Entstehung der frühkindlichen Karies und der Angst der Eltern. Häufig sind gerade diese Eltern selbst keine Prophylaxepatienten und kommen nur sehr selten zur Vorsorge in die Praxis. Auch seien es meist Kinder aus niedrigen sozialen Schichten, aber nicht ausschließlich.
Für die Prophylaxemitarbeiterin empfiehlt Osang spezielle Fortbildungen: „Es gibt zahlreiche Weiterbildungen im Bereich Kinderzahnheilkunde, die jede Praxis intensiver nutzen sollte.“ Zudem sei es wichtig, sich einmal in ein kleines Kind hineinzuversetzen, was es durch die Erkrankung in seinen ersten Lebensjahren durchmacht und wie sich die Behandlungen auf die Kinderseele auswirken kann. „Gesunde Zähne sind für die kleinen Patienten so wichtig. Nicht nur für das eigene Wohlbefinden, sondern auch für eine gesunde altersgerechte Entwicklung“, weiß die Dentalhygienikerin, etwa hinsichtlich der Sprache und der Kieferentwicklung, die auch die Gesichtszüge des Kindes prägt. Milchzähne dienen zudem als Platzhalter und gewährleisten eine ausgewogene Ernährung.

ECC: Frühe Aufklärung der Eltern wichtig

Dabei erreicht die Praxis ohne Mithilfe der Eltern gar nichts. „Wir setzen nur kleine Impulse, die dann von den Bezugspersonen umgesetzt werden müssen“, sagt Osang. Die Eltern sind der Schlüssel zum Erfolg. Und es ist wichtig, die Eltern frühzeitig, also möglichst bereits in der Schwangerschaft, aufzuklären.

Vermittelt werden sollten die Übertragungswege und deren Vermeidung, die Wichtigkeit gesunder Milchzähne, die optimale Mundhygiene, die Anwendung von Fluoriden ab der Geburt und die Verwendung eines Schnullers. „Wir führen in unserer Praxis extra Infoveranstaltungen für Schwangere und junge Eltern durch“, so Osang. Dabei nutzt sie die spezielle Schulungsbox von MAM-Babyartikel. Diese enthält einen Leitfaden in Form eines Aufstellers zur professionellen Beratung mit allen wichtigen Themen. Zusätzlich gibt es zahlreiche Broschüren, die alle wichtigen Informationen zum Nachlesen enthalten.

Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation

Ein Thema, das auch Osang in der jüngeren Vergangenheit häufig begegnet, ist die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). „Erkennen kann man die MIH an einer veränderten Schmelzfarbe, die häufig ins Gelbliche geht und meist die Sechsjahrmolaren und die Frontzähne, aber auch das gesamte Gebiss betreffen kann“, erklärt die DH. Neben dem bleibenden Gebiss kann das Milchgebiss ebenso betroffen sein.
Als mögliche Ursachen gelten zum Beispiel Probleme bei Schwangerschaft und Geburt oder eine Frühgeburt. Zudem kann die MIH durch Vitamin-D-Mangel, Atemwegs- und fieberhafte Erkrankungen oder Antibiotikamedikation auftreten. Die betroffenen Zähne sind häufig deutlich rauer, so dass sich Bakterien schneller festsetzen können. Außerdem sind die Zähne oft kälte-, wärme- und luftempfindlich. „Wegen der Schmerzen reduzieren die Kinder dann in diesem Bereich ihre Mundhygiene“, hat Osang beobachtet. Auch Schmerzen beim Essen können auftreten, die zu einer eingeschränkte Kaufunktion führen. Es sei wichtig, die Kinder engmaschig einzubestellen, um eine Kariesentstehung zu vermeiden, denn diese schreitet bei Kindern mit MIH häufig schneller voran. Zudem müssen die Eltern über die Erkrankung aufgeklärt werden.

Spielerische Prophylaxe

Allgemein setzt Osang bei der Kinderprophylaxe auf ein spielerisches Element: „Kinder lernen beim Spielen, und nur dann, wenn es sie auch begeistert.“ Kinder bringen Neugier, Entdecker- und Gestaltungslust mit in die Praxis. In der Prophylaxe sollte man deshalb genau mit diesen Eigenschaften arbeiten, indem gemeinsam mit den Kindern alles rund um das Thema Zahn- und Mundgesundheit entdeckt und ausprobiert wird.

Kreative Konzepte und Sonderveranstaltungen in der Zahnarztpraxis helfen dabei, die kleinen Patienten in die Zahnputzwelt einzuladen und sie zu ermutigen, neue Dinge gemeinsam mit dem Praxisteam auszuprobieren und später die neu erlernten Dinge auch umzusetzen. „Aber dies bedeutet, dass wir uns dafür Zeit nehmen und versuchen müssen, mit kreativen Konzepten diese tollen Eigenschaften der kleinen Patienten für unsere Prophylaxebehandlung zu nutzen“, betont Osang.

Möglichkeiten zur Abrechnung fehlen

Die Umsetzung in der Praxis ist allerdings nur die eine Seite, die andere ist, dass der Praxis meist die Möglichkeiten zur Abrechnung fehlen. Es gibt zwar ein Vorsorgekonzept für die Altersgruppe bis 2,5 Jahre. „Leider ist eine Abrechnung der Leistung nur bei bestimmten Krankenkassen möglich“, bemängelt die Expertin. Deshalb wird diese Altersgruppe in manchen Praxen nicht betreut.

Es wäre allerdings ratsam, bereits in dem Alter mit der Gesundheitsförderung der Kinder zu beginnen. Auch in der Altersgruppe ab 2,5 Jahre hat man in der Praxis einmal pro Jahr die Möglichkeit, eine Prophylaxebehandlung (FU) über die Krankenkassen abzurechnen. Möglich ist die zahnärztliche Vorsorge zweimal pro Jahr ab dem ersten Zähnchen. „Alle zusätzlichen Angebote erfolgen meist von den Praxen kostenlos oder werden über GOZ-Leistungen angeboten, damit es wirtschaftlich für die Praxis bleibt.“

Zeit für Elterngespräche

Wie schon mehrfach erwähnt, ist die Zusammenarbeit mit den Eltern sehr wichtig. Deshalb wünscht sich Osang mehr Zeit für die Gespräche mit ihnen. Denn diese haben den entscheidenden Einfluss auf die Mundgesundheit der Kinder. So sind es natürlich die Eltern, die steuern, welche Lebensmittel auf den Tisch kommen oder welche Mundhygieneartikel den Kindern zur Verfügung gestellt werden.

„Mir ist es wichtig, den kleinen Patienten mit Spaß und Spiel die Mundgesundheit näherzubringen.“ sagt Osang. Das bedeutet dann aber leider auch, dass für ausführliche Aufklärungsgespräche mit den Eltern häufig die Zeit fehlt. „Bei uns sollen in Zukunft spezielle kostenlose Abendveranstaltungen dieses Zeitloch stopfen.“ Das geht aber nur, wenn der Chef oder die Chefin das Ganze unterstützt, auch wenn es eine Serviceleistung der Praxis darstellt.



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