Es besteht Handlungsbedarf! 15 Prozent der Kleinkinder in Deutschland sind von Karies betroffen. Das bedeutet: Die Gruppenprophylaxe muss gestärkt und auf die Jüngsten ausgeweitet werden. Außerdem sind fachübergreifende Strategien nötig, um besonders gefährdete Gruppen zu erreichen.
Wie wichtig Milchzähne für die gesunde Entwicklung sind wird nach wie vor unterschätzt. Dabei entscheidet das unter anderem darüber, ob ein Kind altersgerecht an Gewicht zunimmt, richtig sprechen lernt oder aufgrund seines Aussehens vielleicht sogar gehänselt und ausgegrenzt wird. Auf der Auftaktpressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit am 25. September wies der Aktionskreis daraufhin, dass es wichtig ist, sich noch stärker für die Mundgesundheit der Jüngsten zu engagieren.
“Wir brauchen fachübergreifende Konzepte!”
„Es ist eine traurige Tatsache, dass deutschlandweit bei den unter dreijährigen Kindern schon 15 Prozent von Karies betroffen sind“, sagte Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, und fügte hinzu: „Frühkindliche Karies tangiert alle Bevölkerungsgruppen, aber besonders Familien in sozial schwierigen Lebenslagen. Ursachen für die frühkindliche Karies sind übermäßiges Trinken von zucker- und säurehaltigen Getränken, zum Beispiel aus Saugerflaschen in Kombination mit zu wenig Mundhygiene im frühen Kindesalter. Um das verändern zu können, brauchen wir fachübergreifende Konzepte.“
Früherkennungsuntersuchungen sind wichtig
Dem stimmte Dr. Michael Kleinebrinker, Referatsleiter beim GKV-Spitzenverband, zu: „Leider ist frühkindliche Karies bei Klein- und Vorschulkindern nach wie vor ein Thema. Damit aus den erkrankten Milchzähnen kein dauerhaftes Problem wird, macht sich die Gesetzliche Krankenversicherung für eine frühzeitige und systematische zahnärztliche Betreuung ab Durchbruch des ersten Milchzahns stark. Die gesetzliche Vorgabe, mit den zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen in der GKV zukünftig deutlich früher zu beginnen als dies heute der Fall ist, wird daher begrüßt“.
Was Milchzähne stark machen kann, führte Prof. Dr. Christian H. Splieth, Leiter der Abteilung Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde der Universität Greifswald, aus. „Der Fluoridgehalt der Kinderzahnpasta ist in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Ländern niedrig. Das sollte sich ändern. Außerdem brauchen wir eine Gruppenprophylaxe, die auch die Kleinsten mit täglichem Zähneputzen erreicht – und endlich Prophylaxeleistungen vom ersten Zahn an, die in der zahnärztlichen Regelversorgung erstattet werden. Nur wenn wir uns bei den Milchzähnen die gleiche Mühe geben wie bei den bleibenden Zähnen, können viele Extraktionen bei kleinen Kindern vermieden werden“, lautete Splieths Appell. Die Gesundheit von Milchzähnen wird außerdem gestärkt, indem Kinder, Eltern und Erzieher kontinuierlich über Themen wie Zahnpflege oder Kontrolluntersuchungen informiert werden.
Weitere Informationen: www.tag-der-zahngesundheit.de
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