Der neue Individual Prophy Cycle (IPC) von W&H soll Prophylaxefachkräfte dabei unterstützen, eine systematische Individualprophylaxe verfolgen zu können. Elke Schilling, Dentalhygienikerin, B.A. Medical Care Management, hat bereits erste Erfahrungen mit dem IPC und berichtet im Gespräch mit team davon.
W&H bietet mit dem IPC eine individualisierbare Behandlungsempfehlung für die Prophylaxe an. Was ist neu an diesem System?
Elke Schilling: Im Wesentlichen ist die Behandlung nach dem IPC nicht ganz neu, aber die Prophylaxesitzung bekommt durch den IPC einen neuen Rahmen. Bisherige Konzepte reichen nicht aus, um die Individualität und Komplexität des gesamten Patientenfalls zu betrachten. Bisher standen eher die Erkrankung im Mund wie bei der UPT, der Versorgungszustand wie bei der UIT oder die Reinigungstechniken bzw. Biofilmentfernung im Fokus. Dabei muss bei der Individualprophylaxe der gesamte Patient betrachtet werden.
Der IPC funktioniert nur mit einer genauen Anamnese. Warum ist dieser Ansatz wichtig?
Schilling: Zahlreiche allgemeinmedizinische Erkrankungen und deren Medikationen haben einen Einfluss auf die Mundgesundheit und können ggf. ein Komplikationsrisiko für die Behandlung oder ein Erkrankungsrisiko für den Mund darstellen. Um Prävention zu betreiben, sind diese auszuschließen bzw. zu minimieren. Eine genaue und vor allem aktuelle Anamnese ist deshalb so wichtig und notwendig.
Wie sieht eine Prophylaxe-Behandlung mit dem IPC-Konzept aus?
Schilling: Wie bereits beschrieben ist eine aktuelle Anamnese (im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der Behandlung) die Grundvoraussetzung. Sie hat Einfluss auf die nachfolgenden Behandlungsschritte. Wichtig ist auch die Befundung. Auch hier spielt die Individualität eine Rolle. Es sollten gezielte Indizies ausgewählt und erstellt werden. Darauf basierend folgen Motivation und Instruktion. Weiter geht es mit der Reinigung und Politur. Hier sind aerosolreduzierende Verfahren zu bevorzugen. Der nächst Schritt ist die adjuvante Therapie. Auch hier ist auf die jeweilige Situation im Mund einzugehen. Es gibt unterschiedliche Fluoridierungsmittel, Kombinationspräparate oder auch fluoridfreie Materialien, die zum Einsatz kommen können. Im abschließenden Gespräch folgt die Bestimmung des Recallabstandes. Auch hier ist nicht nur die Mundsituation ausschlaggebend.
Die Betrachtung von Mundgesundheit und Allgemeingesundheit in Zahnarztpraxen ist keine ganz neue Idee. Warum könnte der IPC mit diesem Ansatz in der Prophylaxe vielen Praxen weiterhelfen?
Schilling: Leider ist dieser Ansatz bei weitem nicht in den Prophylaxeabteilungen angekommen. Häufig wird keine Individualprophylaxe betrieben, sondern eher eine „Einheitsprophylaxe“. Großteils wird das Augenmerk ausschließlich auf die Reinigung an sich gelegt. Befundung, Anamnese, Instruktion und Motivation bleiben „auf der Strecke“. Viele Praxen meinen, Patienten zahlen dafür kein Geld bzw. es wird nicht von den Kassen bezahlt. Vielen Prophylaxeassistentinnen sind auch die Auswirkungen von Allgemeinerkrankungen auf die Mundgesundheit gar nicht oder nur unzureichend bekannt. Dabei schätzen Patienten, wenn man auf ihre Besonderheiten eingeht und sich für ihre Bedürfnisse und Fragen Zeit nimmt.
Teil des IPC ist auch der Bereich „Reinigung“, für den durch W&H verschiedenste Produktlösungen angeboten werden. Warum ist es in der Prophylaxesitzung sinnvoll, die Instrumentierung auf den individuellen Patienten abzustimmen?
Schilling: An erster Stelle steht immer der Patient. Die Anamnese bestimmt den Ablauf der Behandlung und den Einsatz der Geräte und Materialien. So dürfen verschiede Geräte bei Patienten mit Vorerkrankungen nicht eingesetzt werden. Das Ultraschallgerät von W&H ist beispielsweise das Einzige, welches eine Freigabe zur Behandlung von Herzschrittmacherpatienten besitzt. Ansonsten kommen ausschließlich Handinstrumente in Frage, egal ob es den Vorlieben der Prophylaxefachkraft entspricht. Schließlich hängt an jedem Zahn ein Mensch!
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