Louis Bahlmann, 25, ist Zahnmedizinstudent im letzten Semester. Er hat das Unternehmen Luoro zusammen mit dem ebenfalls 25-jährigen Burak Dönmezer, Absolvent der Volkswirtschaft der Universität Düsseldorf und Student der Wirtschaftswissenschaften, sowie dem Gesellschafter und Strategieberater Marc Schmitz, 25, in Köln gegründet. Im Frühjahr haben die Jungunternehmer eine Interdentalbürste auf den Markt gebracht, die die Reinigung der Zahnzwischenräume vereinfachen soll.
Was kann Wingbrush besser als herkömmliche Interdentalbürsten?
Louis Bahlmann: Interdentalbürsten haben zwei große Probleme bei ihrer Handhabung. Der Draht, welcher zur Reinigung in den Zahnzwischenraum eingeführt werden muss, kann leicht umknicken und somit das Zahnfleisch verletzen. Vor allem im hinteren Bereich der Zähne ist die Handhabung unangenehm und für viele Patienten umständlich. Der Interdentalfühler der Wingbrush findet schonend den Zahnzwischenraum, und durch die geführte Interdentalbürste wird ein Umknicken verhindert. Dies führt zu einer intuitiven Verwendung, welche spiegellos in allen Lebenslagen durchgeführt werden kann. Die verbesserte Handhabung erhöht die Bereitschaft des Patienten, Zahnzwischenraumreinigung zu betreiben. Eine erhöhte Compliance führt zu einer regelmäßigeren Anwendung, was eine bessere Mundhygiene zur Folge hat. Die Wingbrush löst das Problem der anstrengenden Zahnzwischenraumpflege und soll sich schon bald neben der Zahnbürste etablieren.
Wie genau funktioniert das Reinigungsprinzip?
Bahlmann: Dem Prinzip einer Munddusche nachempfunden, legt sich der Interdentalfühler ins interdentale Dreieck, gebildet aus zwei Zähnen und dem Zahnfleisch. Der Fühler ist mit einem elastischen Material ummantelt und garantiert eine schonende Reinigung. Erst bei korrekter Position der Wingbrush wird die Interdentalbürste aktiviert.
Burak Dönmezer: Die Bürste wird durch ein Zusammendrücken der Schenkel – ähnlich einer Pinzette – durch den Fühler und die Zähne geschoben und reinigt die Interdentalräume. Durch die Führung des Drahts im perfekten 90-Grad-Winkel wird ein mögliches Umknicken der Interdentalbürste verhindert. Außerdem ist die Bürste von beiden Seiten der Zähne nutzbar, kann also oral oder vestibulär an den Zahn angesetzt werden. Die orale Benutzung einer herkömmlichen Interdentalbürste ist nur schwer möglich.
Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Bahlmann: Erkrankungen des Zahnhalteapparates sind in der Bevölkerung weit verbreitet, und die Prävention dieser Erkrankungen ist ein wichtiges Ziel. Hauptpfeiler ist neben der guten und regelmäßigen Betreuung durch den Zahnarzt die häusliche Mundpflege. Ich habe während des Studiums erfahren, dass viele Patienten mit den gebräuchlichen Mitteln nicht zurechtkommen, auch wenn die Motivation vorhanden war. Also war das Ziel, die Zahnzwischenraumreinigung zu vereinfachen und dabei die Effektivität nicht zu verschlechtern. Empirisch bewiesen besitzt die Interdentalbürste die beste Reinigungsleistung, und die Wingbrush hilft den Patienten, die Interdentalbürste komplikationslos zu nutzen.
Und wie haben Sie diese Idee dann realisiert?
Bahlmann: Glücklicherweise konnte ich die Firma M+C Schiffer überzeugen, die Idee voranzutreiben. Die ersten Prototypen entstanden in Zusammenarbeit, und die eigenen Tests sowie die In-vivo-Studie an der Uniklinik Bonn waren so überzeugend, dass klar war, dass dieses Produkt auf den Markt muss.
Dönmezer: Als die feste Idee und das fast fertige Produkt standen, überzeugte Louis mich, dass wir uns gemeinsam für das EXIST-Gründerstipendium für innovative Ideen bewerben, um ein Unternehmen zu gründen. Als wir letztes Jahr im September die Zusage für das Stipendium erhielten, konnte uns nichts mehr aufhalten. Wir haben gleich zu Beginn viel Unterstützung von der Universität, aber auch anderen Hochschulen wie der PraxisHochschule in Köln, erhalten. Die Resonanz ist groß und positiv, sodass wir weiterhin daran festhalten. Mit unserem Unternehmen haben wir eine Plattform für innovative Mundhygieneprodukte gegründet, die alltägliche Probleme der Mundpflege lösen soll.
Für wen ist die Wingbrush gemacht?
Dönmezer: Unsere Zielgruppe ist natürlich jeder, der Zahnzwischenraumreinigung betreibt. Hier sind es besonders die Nutzer von Interdentalbürsten, denn diese kennen bereits die effiziente Reinigungsleistung der Interdentalbürsten. Der Umstieg sollte jedem leicht fallen, da die Wingbrush die Reinigung mit einem bereits bekannten Instrument vereinfacht. Aber die Zielgruppe ist noch viel größer und ein stetig wachsender Markt. Im Alter bauen sich entzündungsbedingt Knochen und Zahnhalteapparat ab, das Zahnfleisch zieht sich zurück und die Zahnzwischenräume vergrößern sich. Zahnseide ist hier häufig nicht mehr ausreichend, um den verantwortlichen Biofilm zu entfernen. Mit dem stetig verbesserten Mundhygieneverhalten in Deutschland steigt auch die Zahl der benutzten Interdentalbürsten. Besonders älteren Patienten, die Schwierigkeiten mit der Reinigung der Zahnzwischenräume haben, hilft die Wingbrush. Das betrifft aber letzten Endes jeden, da eine einfachere Bedienung und Erreichbarkeit von Zahnzwischenräumen für jeden von Vorteil ist. Natürlich wollen wir auch die erreichen, die noch keine Zahnzwischenraumreinigung betreiben, denn sie ist ebenso wichtig wie das tägliche Zähneputzen. Somit hoffen wir, mit unserem Produkt Wingbrush das Mundhygieneverhalten in Deutschland zu verbessern. Infos und Shop auf www.luoro.de
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