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Zahnseide: Ja oder nein?

Ist der Ruf erst ruiniert

Frau reinigt sich die Zähne mit Zahnseide

Copyright © Kurhan/fotolia

Der Nutzen von Zahnseide wird derzeit sehr infrage gestellt. Besonders die Berichterstattung in den Medien sorgt für Verunsicherung bei den Patienten. Ist die Zahnseide überhaupt ein effektives Hilfsmittel in der Prophylaxe?

Was ist die Ursache für den momentan so zweifelhaften Ruf der Zahnseide? Angestoßen wurde das Thema in den USA. Dort wurde die Empfehlung für das Verwenden von Zahnseide aus den öffentlichen Gesundheitsempfehlungen des Landes gestrichen, nachdem der Nutzen in der Mundhygiene aufgrund fehlender Studien nicht bewiesen werden konnte. Seitdem wird auch in Deutschland der Nutzen von Zahnseide von Patienten kritisch hinterfragt.
Kann die Zahnarztpraxis Zahnseide also überhaupt noch für die häusliche Mundhygiene empfehlen?

„Durchaus.“ Das sagt zumindest auch die Zahnärztin Anna Plaumann, die bis vor Kurzem am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel in der Abteilung des DG PARO-Präsidenten Prof. Dr. Christof Dörfer beschäftigt war. „Ich halte Zahnseide nach entsprechender Instruktion für effektiv und an sehr engen Stellen auch für die einzige Möglichkeit, zwischen die Zähne zu kommen.“

Restplaque beseitigen

Generell ist die Interdentalraumpflege ein wichtiger Aspekt der Prophylaxe. Die Borsten der Zahnbürste reichen in diese engen Bereiche oft nicht hinein. Darum verbleibt dort auch nach sorgfältigem Putzen häufig noch Restplaque. „Das Risiko einer Gingivitis oder im späteren Verlauf sogar einer Parodontitis ist dadurch insbesondere approximal erhöht. Auch ist die Zwischenraumkaries deutlich häufiger zu finden, als sie es beispielsweise an fazialen oder oralen Glattflächen ist“, erklärt Plaumann. Gerade deshalb sollte die Interdentalraumpflege fester Bestandteil des häuslichen Biofilmmanagements sein und mindestens einmal täglich zusätzlich zum „normalen“ Zähneputzen durchgeführt werden, wie es auch die aktuelle Empfehlung der DGZMK vorsieht.

Fehlende Studien

Plaumann bestätigt auch das Fehlen ausreichender Studien, um den Nutzen von Zahnseide objektiv bewerten zu können. Über andere Mundhygienehilfsmittel gebe es deutlich mehr klinische Studien. Die Expertin sieht dafür verschiedene Gründe. Einer sei der, dass Zahnseide häufig zur Prävention von Approximalkaries empfohlen wird. „Da einen alleinigen Effekt von Zahnseide in Studien nachzuweisen gestaltet sich äußerst schwierig“, weiß Plaumann. Benötigt würden sehr lange Studienzeiträume. Außerdem gibt es viele Kofaktoren, die bei der Entstehung von Karies auch eine Rolle spielen, wie etwa die Ernährung oder die Fluoridzufuhr.

Dass wissenschaftliche Daten nicht vorhanden sind, heißt aber nicht, dass Zahnseide keine Wirkung hat. Das betonte auch der europäische Dachverband der parodontologischen Fachgesellschaften (EFP) in einem kürzlich veröffentlichten Statement. Aber, das betont auch Plaumann, die Indikation für Zahnseide sollte ganz klar eingegrenzt werden: für den „engen“ Approximalraum. „Da kann Zahnseide sehr effektiv sein, Voraussetzung ist allerdings die richtige Handhabung und Anwendung“, sagt Plaumann.

Die richtige Anwendung ist entscheidend

Gerade da müssten Prophylaxefachkräfte aktiv werden und sich bewusst sein, dass nur durch eine eingängige Instruktion, ausreichende Motivation und einen Patienten mit gutem Geschick die effektive und suffiziente Zwischenraumhygiene mit Zahnseide möglich ist.

Natürlich muss außerhalb dieser Indikation kein Patient auf die Interdentalraumreinigung verzichten. Es sind ausreichend Hilfsmittel vorhanden. Die wichtigsten sind derzeit Interdentalraumbürstchen. Sie sind im Verhältnis zu Zahnseiden relativ einfach anwendbar und wesentlich effektiver bei der Reinigung. Wenn die Wurzeloberfläche Einziehungen aufweist, ist ihre Anwendung unverzichtbar.

Entscheidend sind auch Vorlieben der Patienten

Auch hinsichtlich der wissenschaftlichen Datenlage sind sie allen anderen Hilfsmitteln zur Zwischenraumreinigung überlegen.
Plaumann favorisiert auch Interdentalraumbürstchen für ihre Patienten in entsprechend angepassten Größen. „Ich habe im Praxisalltag auch gute Erfahrungen mit den neuen Hilfsmitteln aus Silikon gemacht, die eine gute Alternative zu den herkömmlichen Bürsten kleineren Durchmessers darstellen. Sie verbiegen weniger schnell und sind daher deutlich komfortabler für den Patienten.“

Entscheidend bei all diesen Empfehlungen sind natürlich auch die Vorlieben und Gewohnheiten der Patienten, genauso wie ihr jeweiliges manuelles Geschick. So können unter Umständen auch andere Hilfsmittel wie Zahnhölzchen eingesetzt werden. Primäres Ziel des Praxisteams sollte es laut Plaumann sein, den Patienten überhaupt erst einmal zur zusätzlichen Interdentalraumreinigung zu motivieren. „Dadurch sind die größten Verbesserungen zu erwarten und am leichtesten das bestmöglichste Ziel für jeden einzelnen Patienten zu erreichen.“



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